Remote Work als Gradmesser für Unternehmen

Das Novum Homeoffice wurde innerhalb kürzester Zeit zum selbstverständlichen Bestandteil der Arbeitswelt. Kommt die Belegschaft nicht gerne ins Büro zurück, hat das oft tiefer liegende Gründe. Was Arbeitgeber beachten sollten, wenn die Lust ihrer Angestellten auf Remote Work überhandnimmt.

(PDF)
Young male freelancer works from homeYoung male freelancer works from homeVadim Pastuh – stock.adobe.com

Ein Kommentar von Dirk Kreuter, Verkaufstrainer und Unternehmensberater

Kürzlich hat sich die Bundesregierung nun doch gegen die erneute Homeoffice-Pflicht für den anstehenden Herbst und Winter entschieden. In den letzten Jahren ist Remote Work pandemiebedingt nahezu Usus geworden, obwohl sie immer wieder an Grenzen stößt. In manchen Branchen und Unternehmensbereichen sicher eine sinnvolle Option. Aber selbstverständlich nicht für alle und jeden.

Die eigentliche Frage geht in der Diskussion aber etwas unter: Warum ist die Lust auf Homeoffice bei vielen eigentlich so groß? Woran liegt das? Oder anders gefragt: Warum wollen viele Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen lieber in den eigenen vier Wänden arbeiten als im Büro?

CIOs und Manager sollten dies einmal genauer unter die Lupe nehmen. Befindet sich die Belegschaft nicht gerne im Anwesenheitsmodus, hat das oft auch tiefer liegende Gründe im Unternehmen selbst. Ob toxische Unternehmenskultur, mangelhafte Ausstattung, negative Fehlerkultur, Überwachung oder fehlende Wohlfühlatmosphäre – Gründe gibt es viele. Verantwortliche sollten auf jeden Fall aufhorchen und nachspüren, warum die Situation so ist, und stets ihre Attraktivität hinterfragen; sowohl räumlich und in Bezug auf Benefits als auch zwischenmenschlich.

Eigentlich eine Binsenweisheit, aber doch noch nicht zu allen durchgedrungen: Unternehmen müssen etwas bieten! Und das nicht nur materiell – es geht auch um Perspektiven, neue Projekte, Aufstiegsmöglichkeiten, Wertschätzung, Anerkennung und vieles mehr. Ersticken Vorgesetzte etwa immer Innovationen und neue Ideen, verlieren Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen oft schnell die Lust, fühlen sich nicht wertgeschätzt und gehen vermutlich nicht mehr mit der gleichen Leidenschaft an ihre Arbeit.

Und das ist fatal: Denn es braucht motivierte Menschen, die mit Elan ihrem Job nachgehen, gerade auch in Krisenzeiten. Wenn die Umgebung, die Ausstattung und die Unternehmenskultur aber demotivieren, dann bleibt der Arbeitgeber über kurz oder lang auf der Strecke.

Alle Unternehmer wollen passende, leistungsbereite Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen rekrutieren, doch die eigentliche Kunst ist es doch, die guten, motivierten Kräfte auch zu halten und voneinander zu profitieren. Eben eine Arbeitsbeziehung und -umgebung zu schaffen, die auf Langfristigkeit ausgerichtet ist – das sollte das übergeordnete Ziel sein.

Ob nun Remote Work für ein Business wirklich funktioniert, das ist nicht der Stein des Anstoßes, das muss jeder Unternehmer selbst für sich wissen. Doch der Wunsch der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen kann viel über das Unternehmen selbst aussagen. Hier heißt die Devise: Genauer hinhören!

Zum Autor

Dirk Kreuter ist Europas bekanntester Verkaufstrainer und gehört zu einer ausgewählten Gruppe an
BDVT-zertifizierten Vertriebscoaches. In den letzten 32 Jahren hat er sowohl DAX-Konzernen als auch
kleinen und mittelständischen Unternehmen Millionenumsätze beschert sowie als Gastdozent an
diversen Universitäten fungiert. 2016 änderte er seinen Fokus und konzentriert sich seitdem auf offene
Seminare. Zu seiner Zielgruppe gehören vor allem engagierte Unternehmer, die durch kontinuierliches
Wachstum den nächsten Schritt zu Marktführern machen möchten. Dirk Kreuter ist Autor,
Co-Autor und Mitherausgeber von über 30 Fachbüchern, DVDs, E-Books, Newslettern und Hörbüchern,
die bereits in mehreren Ländern erschienen sind. Sein aktuelles Werk „Unfaire digitale Dominanz“
erschien Anfang des Jahres im hauseigenen BV Bestseller Verlag.

(PDF)

LESEN SIE AUCH

Working mother in home office. Unhappy woman and child using laptop. Sad and angry daughterWorking mother in home office. Unhappy woman and child using laptop. Sad and angry daughterMarina Andrejchenko – stock.adobe.comWorking mother in home office. Unhappy woman and child using laptop. Sad and angry daughterMarina Andrejchenko – stock.adobe.com
Management

Bitkom: Die Stechuhr passt nicht ins Homeoffice!

Anlässlich der Ankündigung einer Novelle des Arbeitszeit-Gesetzes durch das BAG, fordert Bitkom, sich im Arbeitsrecht nicht weiter an der Industriearbeit des frühen 19. Jahrhunderts zu orientieren, sondern die Vorteile der modernen Vertrauensarbeitszeit weiter nutzbar zu machen.

Smiling mom working at home with her child on the sofa while wriSmiling mom working at home with her child on the sofa while wriDragana Gordic – stock.adobe.comSmiling mom working at home with her child on the sofa while wriDragana Gordic – stock.adobe.com
Management

Homeoffice als Gewohnheitsrecht

Homeoffice ist in den letzten Jahren immer stärker in den Fokus gerückt. Viele Menschen sehen es als ideale Möglichkeit, um Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Doch wie stehen die Chancen, dass sich Homeoffice als Gewohnheitsrecht etabliert?
Business man works in office with laptop. Concept of internet network. double exposureBusiness man works in office with laptop. Concept of internet network. double exposurealphaspirit – stock.adobe.comBusiness man works in office with laptop. Concept of internet network. double exposurealphaspirit – stock.adobe.com
Bildung

Chancen der Digitalisierung: Gesunde Hochleistung im Unternehmen

Prozesse automatisieren, Arbeit effizienter gestalten, Leistungen der Mitarbeitenden präzise vermessen und optimieren, damit immer mehr Gewinne erwirtschaftet werden können – das verspricht die Digitalisierung. Das kann alles funktionieren. Muss es aber nicht. Denn die Leistungssteigerung einer Organisation beruht nicht allein auf digitalisierten Prozessen und präzise erfassten Leistungskennzahlen der Mitarbeiter.
Lazy unproductive young guy wearing funny sticky notes with open eyes on his glasses, sleeping at workplaceLazy unproductive young guy wearing funny sticky notes with open eyes on his glasses, sleeping at workplaceProstock-studio – stock.adobe.comLazy unproductive young guy wearing funny sticky notes with open eyes on his glasses, sleeping at workplaceProstock-studio – stock.adobe.com
Management

Homeoffice: Wie viel Monitoring ist zulässig?

Vertrauen ist gut, aber Kontrolle besser? Insbesondere bei Führungskräften lösen Homeoffice-Regelungen nicht immer Begeisterungsstürme aus. Durch die Remote-Work-Situation scheinen Mitarbeiter nicht mehr greifbar. Sehen, was das Team tut? Fehlanzeige. Und überhaupt kann niemand sagen, ob alle wirklich arbeiten oder nur auf dem Sofa sitzen, Kaffee trinken und die Füße hochlegen.

Unsere Themen im Überblick

Informieren Sie sich über aktuelle Entwicklungen und Hintergründe aus zentralen Bereichen der Branche.

Themenwelt

Praxisnahe Beiträge zu zentralen Themen rund um Vorsorge, Sicherheit und Alltag.

Wirtschaft

Analysen, Meldungen und Hintergründe zu nationalen und internationalen Wirtschaftsthemen.

Management

Strategien, Tools und Trends für erfolgreiche Unternehmensführung.

Recht

Wichtige Urteile, Gesetzesänderungen und rechtliche Hintergründe im Überblick.

Finanzen

Neuigkeiten zu Märkten, Unternehmen und Produkten aus der Finanzwelt.

Assekuranz

Aktuelle Entwicklungen, Produkte und Unternehmensnews aus der Versicherungsbranche.