Banken, werdet eurem grünen Versprechen gerecht!

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Obwohl die meisten Banken seit dem Pariser Klimaabkommen über eine umfassende Nachhaltigkeitspolitik verfügen und sich dazu verpflichtet haben, Investitionen in fossile Brennstoffe auslaufen zu lassen, sieht die Wirklichkeit leider noch immer anders aus[1].

Ein Kommentar von William de Vries, Direktor Impact Aktien und Anleihen bei Triodos Investment Management (IM)

William de Vries, Direktor Impact Aktien und Anleihen bei Triodos Investment Management (IM) © Triodos Investment Management

Wenn zum Beispiel Öl-, Gas- und Kohleunternehmen Kapital benötigen, sind viele Banken weiterhin bestrebt, dies zu ermöglichen. Auch Unternehmen, die ihre fossilen Aktivitäten – etwa durch die Erschließung neuer Ölfelder – ausweiten möchten, werden weiterhin unterstützt.

Eine Untersuchung von Investico, Follow the Money und zehn internationalen Medien[1] deckte auf, welche Banken und Anwaltskanzleien eine entscheidende Rolle bei der Geldbeschaffung für Öl- und Gasunternehmen wie Shell, TotalEnergies und Gazprom, die ihre fossilen Aktivitäten immer noch ausbauen, spielen. Die insgesamt 1.600 Anleihen, die seit dem Pariser Klimaabkommen von expandierenden fossilen Unternehmen ausgegeben wurden, haben einen Gesamtwert von über einer Billion Euro.

Etwa ein Drittel der Finanzierung von Öl-, Gas- und Kohleunternehmen stammt aus Anleihen. Bei der Suche nach Käufern für diese Anleihen brauchen die ausgebenden Unternehmen eine Bank. Die Bank wendet sich zum Beispiel an Großanleger, die Geld investieren müssen und erhält dafür eine Provision.

Für die Banken ist dies ein sehr lukratives Geschäft. Und im Gegensatz zu Direktkrediten an fossile Unternehmen sind diese unterstützenden Aktivitäten in der Bilanz der Bank nicht sichtbar. So können Banken weiterhin am fossilen Sektor verdienen – trotz des Versprechens, diesen nicht mehr aktiv zu finanzieren.

Zwar sind die meisten Banken, die Milliarden an fossilen Finanzierungen zu beschaffen, in den USA ansässig, doch auch Europäische Großbanken spielen hier immer noch eine sehr bedeutende Rolle. So steht eine deutsche Großbank weltweit an vierter Stelle. Während internationale Großbanken mit ihren nachhaltigen Energieportfolios kokettieren, flossen seit 2016 nur 7 Prozent der Energiefinanzierungen der Banken in nachhaltige Energie. Der Rest wurde in fossile Projekte investiert.

Um bis 2050 CO2-neutral zu sein, müssen wir die Entwicklung und Produktion neuer Öl- und Gasfelder so schnell wie möglich vollständig einstellen. Das sagen nicht nur viele NGOs, es war auch die Schlussfolgerung der Internationalen Energieagentur (IEA) im Jahr 2021: Jedes neue Öl-, Gas- oder Kohleprojekt lässt die Pariser Ziele weiter aus dem Blickfeld geraten. Trotzdem wendet sich die fossile Industrie weiterhin konsequent gegen Nachhaltigkeit und verschärft das Problem sogar, indem sie die Produktion ausweitet.

Wenn es der Finanzsektor mit seinen grünen Versprechen wirklich ernst meint, sollte er den Vertrag über die Nichtverbreitung fossiler Brennstoffe unterstützen. Dieser wurde im Vorfeld des Klimagipfels COP28 in Dubai von einer Gruppe pazifischer Länder vorgeschlagen und wird von der Weltgesundheitsorganisation und dem Europäischen Parlament unterstützt.

Der Vertrag fordert ein Stopp neuer fossiler Projekte und einen raschen Ausstieg aus fossiler Energie. Angesichts der wichtigen Rolle, die Banken immer noch bei der Finanzierung fossiler Projekte spielen, ist es an der Zeit, dass sie ihren Einfluss geltend machen: Sie müssen die Finanzierung fossiler Brennstoffe umgehend stoppen und einen aktiven Beitrag zum Übergang zu einer nachhaltigen Welt leisten.

Anmerkung:

[1] Laut einer Untersuchung von Investico, Follow the Money und zehn internationalen Medien, darunter Le Monde, Handelsblatt und The Guardian etc.

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