AVGS: Wege aus der Arbeitslosigkeit

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Hinfallen ist keine Schande, erst mit dem Liegenbleiben wird es problematisch. Der Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein (AVGS) ist ein bundesstaatliches Projekt, das Menschen bei der Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt die Unterstützung zukommen lassen möchte, die sie für ein selbstbestimmtes Leben benötigen.

Zwar haben entsprechende Maßnahmenpakete vom Bund nicht den besten Ruf, da sie als übermäßig bürokratisch, wenig effektiv und als an der Lebensrealität vorbeigehend gelten. Der AVGS könnte in dieser Hinsicht allerdings neue Maßstäbe setzen. Moderne Trends und die Aspekte der Digitalisierung finden Berücksichtigung und sogar die bei der Arbeitsvermittlung lange Zeit sträflich vernachlässigte Hilfe beim Weg in die Selbstständigkeit wird konsequent angepackt. Das motiviert, um sich mehr mit diesem durchaus innovativen Projekt zu beschäftigen.

Was ist ein AVGS?

Ausgestellt wird der AVGS von der Arbeitsagentur oder dem Jobcenter. Das staatliche Förderprogramm bietet derzeit arbeitslosen Personen den Zugang zu Förderprogrammen, die individuell auf ihre Bedürfnisse und Fähigkeiten zugeschnitten sind. Es wird in allen deutschen Städten angeboten. In der Bundeshauptstadt informiert das AVGS Coaching Berlin. Die Ziele der einzelnen Maßnahmen sind im Sozialgesetzbuch festgehalten und werden nach § 45 SGB III wie folgt definiert:

  • Heranführung an den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt
  • Feststellung, Verringerung oder Beseitigung von Vermittlungshemmnissen
  • Vermittlung in eine versicherungspflichtige Beschäftigung
  • Heranführung an eine selbständige Tätigkeit
  • Stabilisierung einer Beschäftigungsaufnahme

Zielgruppen der Förderung

In erster Linie gehören derzeit arbeitslose Personen zu den Zielgruppen. Diese Arbeitsuchenden müssen Anspruch auf Arbeitslosengeld haben, dürfen noch keine Zusage für eine neue Arbeitsstelle erhalten haben und waren in den letzten drei Monaten mindestens 6 Wochen ohne Beschäftigung.

Darüber hinaus können Personengruppen in den Genuss individueller Förderung kommen, die auf der Suche nach neuen beruflichen Perspektiven sind, vor dem Einstieg in die Berufswelt stehen oder nach einer beruflichen Umorientierung streben. Dazu gehören Hochschulabsolventen, Berufsrückkehrer sowie Arbeitnehmer, die eine Kündigung erhalten haben, ebenso wie „Beschäftigte, die in Transfer- oder Auffanggesellschaften arbeiten”. Gemeint sind mit dieser technisch klingenden Beschreibung Personen in einer Übergangsphase zwischen zwei Arbeitsverhältnissen.

Außerdem richtet sich die Unterstützung explizit an Selbstständige für die weitere Qualifizierung sowie an diejenigen, die eine Selbstständigkeit anstreben. 

Die Rolle des Coaches

Herzstück der AVGS-Förderung ist das Coaching. Dabei handelt es sich um strukturiert geführte systemische Gespräche zwischen einem Coach und der gecoachten Person, die als Coachee bezeichnet wird. Das Coaching ermöglicht eine intensive Förderung, bei der umfassend auf das Persönlichkeitsprofil der Geförderten eingegangen werden kann. Anspruchsvoll ist deshalb die Formulierung der Ziele des Coachings durch die Projektgeber gehalten.

Betont werden Methoden wie Empowerment, Ressourcenorientierung, Kompetenz- und Potenzialanalyse, Selbstreflexion, Karriereberatung sowie das Selbstmanagement. Damit geht die Förderung weit über die Vermittlung einfacher Tugenden hinaus, die für die Arbeitsfähigkeit in der Gesellschaft als verbindlich angesehen werden. Vielmehr sollen den Coachees ihre Stärken bewusst gemacht werden, die sie mithilfe des Coachings weiter ausbauen können, um im Arbeitsmarkt nicht nur zu funktionieren, sondern auch sich selbst verwirklichen zu können.

Die Ziele des Coachings werden vom Coach und Coachee in einem Coaching-Vertrag festgehalten, der von beiden Parteien unterschrieben wird. Der Coach benötigt für die Zulassung ein AVGS-Zertifikat. Dies gilt ebenso für die Bildungsträger und Arbeitsvermittler, die im Förderungspaket enthalten sind.

Bemerkenswert innovativ

Der Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein ist eine erstaunlich ganzheitliche Maßnahme, welche die Werte bürokratischer Sicherheit mit innovativer Originalität verbindet. Positiv ist der Schwerpunkt der Förderung von Selbstständigkeit, die durch das Gründungscoaching vermittelt wird. Dies berücksichtigt den Trend zur Selbstständigkeit.

Auf diese Weise stieg der Anteil der Freiberuflichen in Deutschland im Zeitraum zwischen 1992 und 2022 nach Angaben von Statista von 514.000 auf 1,471 Millionen. Die Ausrichtung auf die Potenziale der Geförderten erscheint ebenfalls zeitgemäß, weil die Arbeitsbedingungen in der Industrie 4.0 kreative und originelle Lösungen erfordern, während repetitive und banale Abläufe zunehmend roboterisiert und automatisiert werden.