Globale Lieferengpässe haben einige Produkte zur Mangelware gemacht – und entsprechend begehrt. Das ruft auch Kriminelle auf den Plan, wie eine GDV-Auswertung zum Ladungsdiebstahl bei Lkw zeigt.
Die deutschen Transportversicherer registrieren bei Ladungsdiebstählen eine deutliche Verschiebung der gestohlenen Güter: Elektronische Geräte sowie chemische und pharmazeutische Produkte werden bei den Dieben beliebter, Textilien und Zigaretten werden hingegen seltener gestohlen.
„Die Kriminellen reagieren bei den chemischen und pharmazeutischen Produkten offenbar auf die globalen Lieferengpässe für diese Produkte, die sie auf dem Schwarzmarkt vermutlich zu hohen Preisen verkaufen können“, so Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Chemie- und Pharmaprodukte seien vor Beginn der Pandemie kaum gestohlen worden, hätten 2022 aber schon 7 Prozent der Diebstähle ausgemacht. Der Anteil gestohlener elektronischer Geräte stieg von 2017 bis 2022 von 12 auf fast 20 Prozent, während die Anteile von Textilien und Zigaretten deutlich sanken.
Für die Untersuchung hat der GDV stichprobenhaft insgesamt 1.007 versicherte Ladungsdiebstähle aus den Jahren 2017 bis 2022 ausgewertet.
Alle 20 Minuten werden Waren von einem Lkw gestohlen
Nach gemeinsamen Schätzungen mehrerer Wirtschaftsverbände unter Beteiligung des GDV werden in Deutschland jährlich Ladungen von nahezu 26.000 Lkw gestohlen. Statistisch gesehen schlagen Kriminelle also alle 20 Minuten zu. Allein die jährlich gestohlenen Güter haben einen Wert von 1,3 Milliarden Euro. Weitere Schäden von 900 Millionen Euro entstehen durch Konventionalstrafen für Lieferverzögerungen, Reparaturkosten sowie Umsatzeinbußen und Produktionsausfälle bei den eigentlichen Abnehmern.
Höherer Fahndungsdruck von Polizei und Strafverfolgern nötig
Der GDV und andere Wirtschaftsverbände fordern angesichts der weiterhin hohen Schäden, die Transportlogistik zu verbessern. „Wir brauchen höhere Sicherheitsstandards, Investitionen in die Sicherheitstechnik von Lkws und Trailern sowie mehr gesicherte Lkw-Parkplätze“, so Asmussen.
Von den Behörden fordern die Verbände mehr Unterstützung durch einen höheren Fahndungsdruck auf die international und professionell agierenden kriminellen Organisationen. Die Polizei müsse auf Autobahn-Rastplätzen häufiger präsent sein, außerdem sollten spezialisierte Polizeieinheiten und Schwerpunktstaatsanwaltschaften Täter länderübergreifend besser verfolgen können.
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