Der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung droht im laufenden Jahr ein Defizit von 17 Milliarden Euro. "Die steigenden Gesundheitsausgaben bringen das System schon jetzt an seine Grenzen", sagte IKK-Chef Ralf Hermes dem Handelsblatt und bringt jetzt Leistungskürzungen ins Spiel – sie seien alternativlos.
Hermes schlägt drastische Sparmaßnahmen in den Bereichen zahnärztliche Behandlungen, Zahnersatz und Homöopathie vor, wie das Handelsblatt berichtet. „Der Lage angemessen wäre es, die komplette zahnärztliche Versorgung aus dem Leistungskatalog zu streichen“, sagt er. Für zahnärztliche Behandlungen gab die GKV vergangenes Jahr knapp 13 Milliarden Euro aus, darunter fallen Zahnfüllungen, Wurzelkanalbehandlungen und Vorsorgeuntersuchungen.
Zahngesundheit sie "stark durch Prävention beeinflussbar", erklärt der IKK-Chef: Wer sich im Wesentlichen zweimal am Tag "ordentlich" die Zähne putze, bekomme fast keine Probleme. Unverschuldete Unfälle und schwere Erkrankungen seien Ausnahmen, hier sollten die Krankenkassen die Kosten weiterhin übernehmen. Zudem bleibe Versicherten die Möglichkeit, sich privat abzusichern.
Ähnlich sei es beim Thema Zahnersatz, für den die GKV im vergangenen Jahr knapp vier Milliarden Euro ausgab. Dass die Kassen weiterhin homöopathische Leistungen übernehmen, sei für ihn ebenfalls unverständlich und solle gestrichen werden, so der IKK-Chef.
"Statt diese Kosten tragen zu müssen, sollten die Kassen das Thema Prävention stärker in den Blick nehmen", so Hermes. Eine "ungesunde Lebensweise" verursache viele Krankheiten im Alter, die sich vermeiden ließen.
Den Forderungen des Kassenchefs teilte Bundes-Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf Twitter eine Absage. „Zahnbehandlungen bleiben eine Kassenleistung. Wir können Geld sparen, wenn wir überflüssige Operationen vermeiden oder mehr notwendige Eingriffe ambulant erbringen. Gesundheitsminister müssen Lobbygruppen konfrontieren, nicht die Patienten und Bürger“, schreibt er.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Krankenkassenbeiträge erneut zu erhöhen ist plan- und ideenlos
GKV-Versicherten drohen erneute Beitragserhöhungen. Karl Lauterbach verdeutlichte, dass bei weiter steigenden Ausgaben der Krankenkassen auch die Beiträge angehoben werden müssen, um Leistungskürzungen auszuschließen und erfuhr unmittelbar dafür deutliche Kritik von den Verbänden.
Gesundheit wird für gesetzlich Versicherte vermehrt zur finanziellen Belastung
Im Durchschnitt kosteten zusätzliche, nicht von der GKV übernommene Behandlungen pro Person im Jahr 2021 knapp 1.500 Euro. Betroffen war davon fast jeder fünfte Versicherte. Den deutlich überwiegenden Anteil für Gesundheitszusatzleistungen stemmen Menschen, die 50 Jahre oder älter sind.
Rating Zusatz-KV: Nur jeder fünfte Tarif ist ‚hervorragend‘
Aktuell bewegen sich die Tarife auf solidem Niveau. Auch wenn nur jeder Fünfte die Höchstbewertung erreicht, erzielen doch weitere 15 Prozent noch ein „sehr gut“. Spitzenreiter ist die SDK: Sie bietet in jeder Teil-Kategorie mindestens einen Tarif mit der Höchstnote.
ZahnGesund: Beitragsgarantie bis 31.12.2023
Energie, Lebensmittel, selbst Toilettenpapier: Alles wird gerade teurer. Der Münchener Verein gibt für seine drei Bestseller-Tarife ZahnGesund aber schon jetzt eine Beitragsgarantie für 2023. Damit der Zahnarztbesuch im kommenden Jahr zumindest im Geldbeutel keine unangenehme Überraschung bereithält.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Beitragsanpassungen: Jeder zehnte Kunde kündigt nach Erhöhungen
Beitragsanpassungen haben Folgen: Schon moderate Erhöhungen können die Kündigungsneigung von Versicherungskunden deutlich steigern. Besonders betroffen sind Kfz- und Tierversicherungen – mit möglichen Domino-Effekten bei Mehrfachverträgen.
MAXPOOL wird Teil der blau direkt-Gruppe
Die Partnerschaft von blau direkt und MAXPOOL wird enger: Mit dem Zusammenschluss erhält die Kooperation eine langfristige Perspektive. Was sich für Makler ändert – und welche Rolle Oliver Drewes künftig spielt.
KIVI-Marktanteilsstudie 2024: Allianz bleibt vorn
Wie verschieben sich die Kräfte im deutschen Erstversicherungsmarkt? Die neue KIVI-Studie zeigt: Hohe Konzentration bei den Top-Anbietern, sichtbare Bewegungen in den Sparten – und methodische Anpassungen, die die Ranglisten verändern.
Feuer bleibt größtes Risiko: GDV warnt vor zunehmenden Schiffsbränden
Brände verursachen weiterhin die größten Schäden in der Seeschifffahrt – Lithium-Ionen-Batterien gelten als zentraler Auslöser. Der GDV fordert verbindliche internationale Standards, um das Risiko einzudämmen.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.