Das Stornovolumen in der Lebensversicherung ist im Jahr 2021 um 1,1 Prozent auf 13,8 Milliarden Euro gestiegen (2020: 13,3 Mrd.), abgesehen vom Jahr 2020 der höchste Wert seit Verabschiedung des Lebensversicherungsreformgesetzes (LVRG) 2014. Laut dem GDV wurden 2,57 Prozent der Verträge storniert (2020: 2,55 Prozent). Die Stornoquote in Bezug auf den mittleren Bestand an laufenden Jahresprämien beträgt laut mehrerer Schätzungen 4,2 Prozent (2020: 4,2 Prozent).
Weder die Umstände während der Corona-Pandemie noch die Situation der Lebensversicherer selbst haben im Jahr 2021 einen Anlass dafür gegeben, dass sich Verbraucher verstärkt von ihren Policen trennen, erklärt Henning Kühl, Leitender Aktuar von Policen Direkt und Versicherungsmathematiker (DAV).
Das weiterhin hohe Stornovolumen und die gegenüber dem Vorjahr weitestgehend unveränderten Stornoquoten stehe dafür, dass es seit Jahren ein konstant hohes Bedürfnis gebe, Lebensversicherungspolicen zu verwerten beziehungsweise stillzulegen, um zeitweiligen oder längeren finanziellen Herausforderungen adäquat begegnen zu können. Hier biete der Zweitmarkt den Kunden Alternativen, weiß Kühl.
Im Jahr 2021 ließen sich beim Verkauf am Zweitmarkt Mehrerlöse von rund 4 Prozent im Vergleich zur Kündigung erzielen und es wurden Policen im Wert von etwa 200 Millionen Euro gehandelt. Aufgrund der gestiegenen Marktzinsen wird 2022 mit einem deutlichen Rückgang gerechnet. Zum einen qualifizieren sich aufgrund gestiegener Renditeanforderungen derzeit weniger Policen für ein Verkaufsangebot, zum anderen betragen die erzielbaren Vorteile bei einem Verkauf in der Regel nur noch etwa 1 - 2 Prozent.
Nichtsdestotrotz lohnt die Anfrage am Zweitmarkt auch weiterhin. So hat die Zeitschrift Finanztest in ihrer Juni-Ausgabe 2022 empfohlen, vor der Kündigung einer Lebensversicherung Angebote am Zweitmarkt einzuholen, da der Verkauf lukrativer als die Kündigung sein kann. Neben dem unmittelbaren finanziellen Vorteil kann der Verkauf oft schneller abgewickelt werden und im Unterschied zur Kündigung bleibt nach dem Verkauf ein Rest-Todesfallschutz erhalten.
Auch für einen nur vorübergehenden Liquiditätsbedarf gibt es am Zweitmarkt vorteilhafte Angebote. Mittelfristige Engpässe lassen sich beispielsweise über Policendarlehen überbrücken, oft zu deutlich besseren Konditionen als von Versicherern angeboten werden
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