Von der Unabhängigkeit und den Kosten eines Maklerverwaltungssystems

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Vor gut drei Jahren startete die digital broking GmbH mit dem kostenlosen Maklerverwaltungssystem meinMVP. Hinter dem Unternehmen steht ein Verein von Maklerversicherern dem Gothaer, Haftpflichtkasse, Itzehoer, KS/Auxilia, Swiss Life, VHV und Volkswohl Bund angehören. Geschäftsführer Dr. Angelo Rohlfs und Customer Relationship Manager Marcel Baumgrass berichten, wie sie die bisherige Entwicklung bewerten und was sie für die Zukunft planen. Am Rande erklären sie, warum die Versicherer ein System verschenken: Zahlt der Makler am Ende mit seinen Daten für das Produkt? Was sind die Interessen der Versicherer und kann der Anwender mit einer langfristigen Weiterentwicklung rechnen?

Die häufigste Frage zu Beginn: Wieso sollten Makler meinMVP nutzen?
Rohlfs: meinMVP macht die Arbeit der Makler schneller, leichter und erfolgreicher. Das intuitive Design und die mehrfach prämierte nutzerfreundliche Bedienoberfläche sorgen dafür, dass Vermittler ohne große Vorkenntnisse das Programm nutzen können. Alle ihre Informationen, Auswertungen und Daten sind jederzeit verfügbar und ermöglichen so eine effektive Verwaltung. Darüber hinaus ist die Anwendung webbasiert, was bedeutet, dass lange Installations- oder Updateprozesse entfallen. meinMVP wird kontinuierlich auf Basis von Nutzererfahrungen weiterentwickelt und so optimal auf die Bedürfnisse und Wünsche der Makler zugeschnitten. Und das Beste: meinMVP ist und bleibt kostenlos. Somit sparen sie nicht nur mögliche anfallende Lizenzkosten für Datendienstleistungen und Tarifdienstleistungen, sondern auch Ausgaben für IT-Infrastruktur und Beratung. Mit meinMVP haben die Makler ihr Büro via Tablet oder Smartphone auch unterwegs immer in der Tasche und es bleibt mehr Zeit, persönliche Kontakte mit den Kunden zu schaffen.

Aber warum investieren Versicherer in die bekanntlich teure Softwareentwicklung, um das Produkt an Ende zu verschenken? Zahlt der Makler mit seinen Daten?
Rohlfs: Wir haben unsere Vertriebspartner nach ihren Herausforderungen in der täglichen Arbeit gefragt und hörten immer wieder Klagen über die Technik. Weil unsere IT-Kollegen Erfahrungen in der Entwicklung eines MVP-Systems hatten, stand die Idee einer kompletten Neuentwicklung schnell im Raum. Natürlich stellte sich die Frage nach der Finanzierung. Dabei haben wir uns von folgenden Gedanken leiten lassen: Wir Versicherer des Vereins meinMVP e.V. setzen auf den unabhängigen Versicherungsmakler als Vertriebspartner. Alle investieren sehr massiv in neue Bestandssysteme und wir mussten zur Kenntnis nehmen, dass die Makler häufig nicht in der Lage waren, die Serviceangebote anzunehmen, weil die MVPs kostenpflichtig waren. Das wollten und mussten wir ändern, um auch dem Einzelmakler die Möglichkeiten des digitalen Maklerbüros zu eröffnen. Das ist uns mit aktuell über 6.000 Nutzern gut gelungen.
Baumgrass: Die Vermittler können dabei sicher sein: Keine der Vereinsgesellschaften hat einen technischen Zugriff auf die Kundendaten der Makler, das wird durch den Datenschützer sehr genau überwacht und ist so auch in der Struktur vereint sowie durch die digital broking GmbH rechtlich selbstständig abgebildet. Im Bereich der Auftragsverarbeitung von Kunden- und Vertragsdaten ist die DSGVO sehr restriktiv.

Eine weitere Frage der Makler richtet sich an die Abhängigkeit von den Versicherern, die das System anbieten. Ist ein Makler wirklich unabhängig, wenn er ein von Versicherern bereitgestelltes Verwaltungssystem nutzt?
Baumgrass: Unabhängigkeit ist ein hohes Gut für die Beratung und die Produktauswahl. Und das unterstützen wir mit meinMVP. Es sind derzeit über 50 verschiedene MVP bei Maklern im Einsatz, einige der Anbieter haben die Weiterentwicklung und Wartung der Systeme bereits eingestellt. Es besteht stets eine relative Abhängigkeit des Maklers vom Anbieter seines MVP-Systems. Deswegen ist er für eine möglichst reibungslose Umstellung auf ein neues MVP beispielsweise auf die Möglichkeit des einfachen Exports seiner Daten bei einem Systemwechsel angewiesen.
Rohlfs: Ich will den Gedanken der Abhängigkeit noch ein wenig weiter fassen. Auch bei den Pools haben wir jüngst Übernahmen gesehen. Plötzlich treten unbekannte Teilnehmer auf, die Zugriff auf einen erheblichen Anteil der Vermittler haben und in Zukunft die Entscheidungen über die technische und organisatorische Ausgestaltung treffen. Wer über die Vermittlerplattform bestimmt, entscheidet auch über die Verfügbarkeit der Produktanbieter. Bei dieser Konstellation entstehen durch die Digitalisierung Abhängigkeiten, die vorher in dieser Form nicht denkbar waren. Dies ist bei meinMVP genau nicht der Fall.

Das Argument der Abhängigkeit gilt doch aber auch für ein System, hinter dem ein Verein aus
Maklerversicherern steht?
Rohlfs:
meinMVP ist und bleibt technisch neutral, das System ermöglicht den Daten- und Dokumentenaustausch mit jedem Anbieter auf dem Markt. Noch einmal: Wir wollen den unabhängigen Makler in seiner Arbeit vollumfänglich unterstützen, das System muss daher zwingend mit allen Gesellschaften zusammenarbeiten. Auch wenn wir Versicherer untereinander in Konkurrenz stehen, so verlassen wir uns im Wettbewerb auf unser Produkt- und Leistungsangebot und damit auf die Kernkompetenz der Makler. Offene Schnittstellen vergrößern den Maklermarkt, davon profitieren alle Marktteilnehmer und der Verein wächst. Wir werden weitere Maklerversicherer als Mitglieder aufnehmen und so die Reichweite und wirtschaftliche Stabilität des Angebots absichern. Immerhin sind diese Versicherer auch die größten Produktlieferanten der Vermittler.

Baumgrass: Unsere Nutzer haben diese Fragen zu Beginn auch gestellt, mittlerweile haben wir als technischer Dienstleister aber das Vertrauen der Makler erarbeitet. In diesem Zusammenhang lohnt sich ein Blick zu unseren Nachbarn in Österreich. Auch dort hat eine Gruppe von Maklerversicherern ein System bereitgestellt, mit dem die digitale Zusammenarbeit mit den Vermittlern ermöglicht wird. Die Basisfunktion ist für alle Nutzer kostenlos und hat eine sehr große Verbreitung im Markt gefunden. Darüber hinaus kann der Nutzer zusätzliche Services kostenpflichtig buchen. Das halte ich für einen guten Weg. Die Basisfunktionalität für das digitale Maklerbüro wird allen Marktteilnehmern zur Verfügung gestellt und sorgt somit für einen hohen Digitalisierungsgrad. Wer darüber hinaus spezielle Funktionen benötigt, kann diese gegen Entgelt dazubuchen.

Welche Pläne gibt es für die weitere Entwicklung von meinMVP?
Baumgrass:
Wir bekommen praktisch jeden Tag Verbesserungsvorschläge unserer Nutzer und wirklich jeder einzelne davon wird gesammelt und bewertet. Wenn wir dann in die Planung der Weiterentwicklung gehen, befragen wir die Makler noch einmal nach ihren Wünschen und stellen regelmäßig die Neuerungen vor. Einige Nutzer sind echte Power-User und bringen sich sehr intensiv mit Ideen und Vorschlägen ein, meinMVP ist ein echtes Makler-System.
Rohlfs: Ein fachlicher Schwerpunkt liegt in der Weiterentwicklung der Automatisierung. Die Versicherer liefern Geschäftsvorfälle und Dokumente per BiPRO-Schnittstelle aus, das ist die Grundlage der Digitalisierung. Aber nur weil die Dokumente jetzt digital sind, ist dem Makler noch nicht geholfen: Das MVP-System muss in der Lage sein, wiederkehrende manuelle Tätigkeiten automatisiert abzuarbeiten. Das ist der unternehmerische Aspekt der Digitalisierung, denn durch die Automatisierung von Prozessen gewinnt der Makler freie Zeit, die er für das einsetzen kann, was wirklich wichtig ist: Die Betreuung und Beratung seiner Kunden.

In der letzten dvb-Marktumfrage nutzten 7 Prozent der befragten Makler meinMVP. Sind Sie
zufrieden mit der Entwicklung?

Baumgrass: Wir haben uns zu Beginn auf die Makler „ohne Kabel“ konzentriert, also auf diejenigen Kollegen, die noch klassische Akten in Papierform nutzen. Ich glaube, von denen hat jeder mittlerweile von unserem Angebot gehört und es sich zumindest auch einmal angesehen. Wir bieten sehr umfangreichen Support und haben viele weniger technikaffine Nutzer tatkräftig unterstützt. Jetzt fokussieren wir uns auf Makler, die ein nicht mehr zeitgemäßes MVP-System nutzen.
Wir arbeiten an Funktionen zur Unterstützung der Migration von Daten und Dokumenten. Der Makler kann sich heute zwar problemlos die Gesamtbestände von den Gesellschaften ins System holen, aber im Laufe der Jahre kommt ja doch einiges an Dokumenten zusammen, die möchte man ungern einzeln ins neue System laden.
Rohlfs: Ich kann nur an die Makler appellieren, sich mit den technischen Möglichkeiten für das digitale Maklerbüro zu beschäftigen. Wir Versicherer haben massiv in die Systeme investiert und bieten ein breites Angebot an digitalen Services. Und es werden immer mehr, die Digitalisierung schreitet immer weiter voran. Jeder Makler kann und sollte die digitalen Prozesse für sich nutzen, egal ob Einzelunternehmer oder größere Betriebsorganisation. Und mit meinMVP steht eine Plattform der neusten technischen Generation sogar ohne laufende Kosten zur Verfügung, die von führenden Maklerversichern getragen wird.

Über meinMVP: meinMVP ist ein kostenloses und webbasiertes Maklerverwaltungsprogramm, das wesentliche Abläufe im Maklerbüro vernetzt und das effiziente Management der Kundenbeziehungen,
Kundenverwaltung und Kommunikation sicherstellt. Über 6.500 Vermittler nutzen mittlerweile meinMVP. Der Verein meinMVP e.V. wurde von führenden Maklerversicherern Deutschlands gegründet. Dadurch wird die Brancheninitiative meinMVP unterstützt. Zu den sieben Gründungsmitgliedern gehören: Gothaer, Haftpflichtkasse, Itzehoer, KS/Auxilia, Swiss Life, VHV und der Volkswohl Bund. www.meinmvp.de