Regelmäßiges Rebalancing des Portfolios

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Für den langfristigen Anlageerfolg ist die strategische Vermögensallokation eines Anlegers entscheidend. Doch aufgrund von Marktbewegungen verändert sich die Zusammensetzung des Portfolios laufend. Darauf sollten Anleger unbedingt reagieren.

Ein Beitrag von Honorarberater Klaus Porwoll von der PecuniArs Honorarberatung

Krieg, hohe Inflation, Zinswende – das sind die Ereignisse, die die Kapitalmärkte derzeit in Atem halten. Doch auch wenn die aktuellen Schwankungen extrem ausfallen, selbst in Zeiten ohne größere Krisen sind die Börsenkurse laufend in Bewegung. Und zwar nach oben wie nach unten. So hat sich der deutsche Leitindex Dax von Mitte 2012 bis heute in etwa verdoppelt. Gleichzeitig aber sind zwischenzeitliche Verlustphasen eher die Regel als die Ausnahme. Klaus Porwoll, Gründer und Inhaber der unabhängigen Honorar-Finanzberatung PecuniArs in Berlin, macht klar:

Für Anleger bedeutet das, dass sich auch die Zusammensetzung ihres Anlageportfolios laufend verändert.

Konkret bedeutet das, dass Kursverluste bei Aktien deren Gewicht innerhalb der Asset Allocation reduzieren, Kursgewinne das Gewicht dagegen erhöhen. Hat ein Anleger beispielsweise einen Anteil von 70 Prozent Aktien im Portfolio, so kann die Aktiengewichtung im Portfolio aufgrund von Kursverlusten sinken oder bei Kurszuwächsen entsprechend steigen. Warum das problematisch sein kann, lässt sich am besten am idealtypischen Beratungsprozess festmachen. Klaus Porwoll erklärt:

Dieser muss nämlich stets mit den individuellen Bedürfnissen des einzelnen Kunden und der Ermittlung seines persönlichen Risikoprofils beginnen.

Vermögensallokation muss zum individuellen Risikoprofil passen

Ist ein Kunde risikoavers oder kann er aufgrund seiner persönlichen Situation nicht viele Risiken in Kauf nehmen, dann sollten weniger schwankungsstarke, dafür aber renditeärmere Anlageklassen wie Staats- oder erstklassige Unternehmensanleihen eine größere Rolle im Portfolio spielen. Wer risikofreudiger ist, kann dagegen einen höheren Aktienanteil vertragen. Deren Kurse schwanken zwar stärker, wie sich auch derzeit eindrucksvoll zeigt, dafür bieten sie langfristig aber die Chance auf eine höhere Rendite. 

Somit kann die individuell passende Portfolioaufteilung dann bei dem einen Anleger zu einem höheren Aktienanteil, bei einem anderen zu einem höheren Gewicht von sicheren Staatsanleihen führen. Aufgrund der Kursbewegungen an den Kapitalmärkten verschiebt sich diese Vermögensaufteilung jedoch immer wieder. Der erfahrene Honorarberater erläutert:

Mit der Folge, dass die Asset Allocation womöglich nicht mehr zum persönlichen Risikoprofil des Anlegers passt. Genau diesem Problem allerdings sollten Anleger mit einem regelmäßigen Rebalancing entgegenwirken.

Antizyklisches Vorgehen

Wie das funktioniert, lässt sich am besten an einem Beispiel zeigen: Angenommen ein Portfolio besteht aus 70 Prozent Aktien und 30 Prozent sicheren Anleihen. Aufgrund von Marktbewegungen machen Aktien nun aber 80 Prozent aus, Anleihen nur noch 20 Prozent. Klaus Porwoll betont, dass Anleger dann so lange Aktien verkaufen und Anleihen nachkaufenmüssen, bis Sie ihre ursprüngliche Allokation von 70 zu 30 wieder hergestellt haben.

Das Interessante daran ist, dass Anleger damit antizyklisch vorgehen. Statt den Gewinnern hinterherzulaufen, kauft man so die Anlageklasse nach, die schlecht gelaufen und damit günstiger geworden ist, und nimmt zugleich bei der sich besser entwickelnden Assetklasse Gewinne mit. Porwoll erklärt:

Langfristig, das zeigen wissenschaftliche Untersuchungen immer wieder, zahlt sich diese antizyklische Vorgehensweise, mit der Anleger zudem ihr Bauchgefühl ausschalten, tatsächlich aus.

Allerdings empfiehlt er dies, auch aufgrund der damit verbundenen Kosten, ein- oder höchstens zweimal im Jahr durchzuführen. Dass dabei ein hohes Maß an Disziplin erforderlich ist, weiß der Experte aus Erfahrung. Er fügt hinzu, es sei in der Tat nicht für jeden Investor ganz einfach, die schlecht gelaufene Anlageklasse nachzukaufen und Gewinnerpositionen abzubauen.

Überprüfung der strategischen Vermögensallokation

Aus diesem Grund kann es hilfreich sein, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Denn so kann der Anleger sicherstellen, dass ein solches Rebalancing tatsächlich regelmäßig durchgeführt wird. Porwoll erklärt:

Auch kann es bei einer solchen Gelegenheit Sinn machen kann, zu überprüfen, ob die ursprünglich gewählte Asset Allocation noch passt.

So können sich im Leben des Anlegers neue Situationen ergeben, die eine höhere Risikoaversion oder andersherum eine größere Risikofreude ermöglichen. Oder es kann am Kapitalmarkt zu Veränderungen kommen, die ein Neuausrichtung des Portfolios notwendig machen. Aus diesem Grund sei eine regelmäßige Überprüfung eine nicht zu unterschätzende Grundlage für den langfristigen Anlageerfolg, so das Fazit des erfahrenen Finanzexperten.