Demenz ist schon jetzt für junge Bundesbürger ein wichtiges Thema. Gut zwei Drittel haben Angst, selbst daran zu erkranken. Kein Wunder, denn bei 43 Prozent gibt es betroffene Familienangehörige. Viele wissen also aus eigener Erfahrung, was die Pflege eines Demenzkranken bedeutet. Für 70 Prozent wäre die häusliche Betreuung dementer Angehöriger eine zu große Belastung.
Und eine professionelle Pflege trauen sie sich ohnehin nicht zu. Das sind Ergebnisse der Studie „Zukunft Gesundheit 2021“ der vivida bkk und der Stiftung „Die Gesundarbeiter“.
Dafür wurden 1.058 Bundesbürger zwischen 14 und 34 Jahren befragt. Rund 1,6 Millionen Demenzerkrankte leben derzeit in Deutschland. Jedes Jahr wird am Welt-Alzheimertag (21. September) auf ihre Situation und die ihrer Familien hingewiesen.
Wenn enge Angehörige an Demenz erkranken, sei das eine Herausforderung für die ganze Familie, berichtet Andrea Bahnsen, Gesundheitsexpertin der vivida bkk.
Knapp drei Viertel der jungen Erwachsenen sind überzeugt, dass die Erkrankung zu großen Belastungen führt, zeigt die Studie.
Furcht vor Demenz bei Familienmitgliedern
Der Alltag sei geprägt von Missverständnissen, Wut und Verzweiflung, so Bahnsen. Sie gibt Einblick:
Häufig sind die betroffenen Angehörigen nicht mehr auf verbalem Weg zu erreichen. Sie leiden unter Gedächtnisverlust, die Persönlichkeit verändert sich.
Erfahrungen, die den 14- bis 34-Jährigen Angst machen. Knapp 70 Prozent der Befragten fürchten nicht nur, dass die eigenen Eltern oder Großeltern an Demenz erkranken. Schon in jungen Jahren haben sie auch Bedenken, dass die Krankheit später sie selbst treffen könnte.
62 Prozent der Befragten sind der Meinung, das Risiko einer Erkrankung sei für jeden gleich groß. Dabei können Faktoren wie Übergewicht und Bluthochdruck die Wahrscheinlichkeit erhöhen, an Demenz zu erkranken.
Verzicht auf Freizeit für die Pflege enger Angehöriger
Neben der Möglichkeit einer Erkrankung ist es vor allem die daraus resultierende tägliche Pflege, die den Jüngeren Sorge macht. Drei Viertel würden zwar auf Freizeit verzichten, um ein dementes Elternteil zu pflegen. Beruflich zurückzustecken kommt hingegen nur für 55 Prozent der Studienteilnehmer infrage.
Vor allem Männer nehmen an, dass die Betreuung eines dementen Elternteils für sie eine große Belastung wäre: 69 Prozent der männlichen Befragten sind sogar der Meinung, die Betreuung sei in einem Pflegeheim am besten. Bei den jungen Frauen sind dagegen nur 56 Prozent dieser Auffassung. Gesundheitsexpertin Bahnsen weiß:
Noch immer sind es vor allem Frauen, die die häusliche Pflege von Angehörigen übernehmen.
Doch wer Demenzpatienten zu Hause pflege, müsse auch für sich selbst sorgen. Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen und Angebote der Kurzzeitpflege helfen Angehörigen, die sich rund um die Uhr kümmern, mit dem schwierigen Alltag umzugehen, so die Diplom-Psychologin.
Mit dem Projekt „KOSTBAR” unterstützt die vivida bkk pflegende Angehörige, indem sie Tipps gibt, mit denen sich Hürden zwischen Fürsorge und Überforderung besser meistern lassen. Die Informationen werden in kostenfreien Seminaren, in dem Zeitraum vom 20.09.2021 bis 30.09.2021, vermittelt.
Die Studie "Zukunft Gesundheit 2021 – Jungen Bundesbürgern auf den Puls gefühlt" finden Sie als pdf hier zum Download bereit.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Pflegereform in Deutschland: Gesetz zur Unterstützung und Entlastung in der Pflege – Was sich 2023/2024 ändern soll
Zum 1. Juli 2023 soll der Beitrag zur gesetzlichen Pflegeversicherung steigen. Für Eltern mit mehreren Kindern sogar sinken. Welche Maßnahmen können Pflegebedürftige und Angehörige 2023/2024 erwarten? Hier eine kurze Übersicht zum Referentenentwurf der Bundesregierung.
Pflegeheim: Kosten trotz Leistungszuschlag kaum stemmbar
Im Januar 2023 lag der Eigenanteil im ersten Jahr einer Unterbringung im Pflegeheim bei rund 2.411 Euro pro Monat. Auch nach Abzug des Leistungszuschlags ist dies für viele immer noch unerschwinglich hoch. Mit einer Pflegezusatzversicherung lässt sich einer finanziellen Überforderung gegensteuern.
Junge Bundesbürger wollen Gesundheit als eigenes Schulfach
Pflegeversicherung: Lücke steigt trotz höherem Zuschuss
Zum Jahreswechsel wurden die Leistungszuschläge für stationäre Pflege erhöht. Trotzdem stieg der Eigenanteil im Bundesdurchschnitt im Vergleich zum Vorjahr weiter an: zum Beispiel um 165 Euro auf monatlich 2.576 Euro für die Unterbringung im ersten Jahr im Pflegeheim.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Globale Alterung als Gamechanger: Versicherer müssen umdenken – technologisch und strategisch
Der demografische Wandel wird die Versicherungsbranche in den kommenden Jahrzehnten weltweit grundlegend verändern. Der „World Property and Casualty Insurance Report 2025“ des Capgemini Research Institute zeigt, wie steigende Altersquoten, verändertes Kundenverhalten und komplexere Risikolagen Versicherer zum Umdenken zwingen. Vor allem Schaden- und Unfallversicherer (P&C) müssen ihre Geschäftsmodelle neu ausrichten – mit Hilfe von Technologie, präventiven Produkten und einer klaren Strategie.
Nicht-ärztliches Praxispersonal gewinnt an Bedeutung
Viele GKV-Versicherte haben in Hausarztpraxen ausschließlich Kontakt mit nicht-ärztlichem Personal. Die Befürwortung von mehr Kompetenzen für medizinische Fachangestellte ist groß – besonders auf dem Land.
Reiserücktrittsversicherung im Test: Welche Tarife Vermittler jetzt kennen sollten
Finanztip hat 17 aktuelle Kombi-Tarife für Reiserücktritt und -abbruch analysiert. Die Ergebnisse zeigen, welche Anbieter mit starken Leistungen überzeugen – und worauf Vermittler bei der Beratung achten sollten.
Beratungsbranche im Risiko: Hiscox-Umfrage zeigt Absicherungslücken
Trotz großer Zukunftszuversicht sind viele Beratungsunternehmen in Deutschland schlecht abgesichert. Eine aktuelle Umfrage von Hiscox zeigt: Nur etwa jeder zweite Consultant verfügt über essenzielle Haftpflichtversicherungen – dabei steigt das Haftungsrisiko stetig.