Was es braucht, um die Rentenlücke zu schließen

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Die Differenz zwischen dem letzten monatlichen Nettoeinkommen und der gesetzlichen Rente wird allgemein als Rentenlücke bezeichnet. Zwar geben viele Menschen im Ruhestand weniger Geld aus – besonders wenn beispielsweise Immobilien bereits abbezahlt wurden – doch um weiterhin ein angenehmes Leben führen zu können, reicht die gesetzliche Altersvorsorge meist nicht aus.

Momentan liegt das Rentenniveau bei 48 Prozent des Durchschnittseinkommens – Tendenz sinkend! Denn das deutsche Rentensystem ist umlagenfinanziert und das heißt: Die Arbeitenden zahlen für die aktuellen Rentenbeziehenden.

Was aber, wenn es mehr Menschen im Ruhestand gibt als solche, die in die Rentenkassen einzahlen? Dann hat man am besten eine gute private Vorsorgestrategie!

Doch was heißt das eigentlich konkret? Was fehlt den einzelnen Berufsgruppen im Alter und wie lässt sich die Rentenlücke schließen? Ulrich Bauer, Geschäftsführer von Ginmon, hat die Antworten.

Da auf absehbare Zeit leider keine Entwicklung hin zu einer Umstrukturierung des deutschen Rentensystems von der Bundespolitik zu erwarten ist, muss jeder Bürger einen eigenen Weg finden, um die Versäumnisse der Politik auszugleichen.

Bauer gibt dabei zu bedenken: „Generell kann davon ausgegangen werden, dass im Ruhestand – konservativ gerechnet – 60 Prozent des vorherigen Einkommens benötigt werden, um angenehm leben zu können.“ Und weiter:

Da die staatliche Altersvorsorge jedoch je nach Eintrittsjahr nur um die 40 Prozent beträgt, klafft eine erhebliche Lücke, die es zu schließen gilt.

Ausgehend vom Alter und dem Bruttoeinkommen sowie einer durchschnittlichen Inflation von 2 Prozent jährlich, lässt sich die zu erwartende Rente für verschiedene Einkommensklassen berechnen.

Einkommen bis 1.500 Euro: Über 150.000 Euro zu wenig!

Geringverdienende haben es schwer! Verdient beispielsweise ein Friseur, der heute 37 Jahre alt ist, durchschnittlich 1.500 Euro brutto im Monat, kann er mit 67 aufgrund der Inflation eine Steigerung seines Gehalts auf 2.664 Euro erwarten. Seine monatliche Brutto-Rente wird
dann voraussichtlich 1.066 Euro betragen. Bei einem früheren Renteneintritt entsprechend weniger.

Klar, dass davon nach 30 Jahren weiter steigenden Lebenshaltungskosten kein Mensch mehr leben kann! Sollen 60 Prozent des ursprünglichen Gehalts erhalten bleiben, wären das 1.598 Euro, was aber immerhin 533 Euro über den zu erwartenden staatlichen Leistungen liegt.

Heißt konkret: Es muss privat vorgesorgt werden! Wenn die bestehende Rente im Ruhestand für die ersten 20 Jahre (also der heute angenommenen verbleibenden Lebenserwartung) auf diese 1.598 Euro aufgestockt werden soll, müssen bis zum Renteneintritt zusätzlich 158.441 Euro angespart werden.

Einkommen 1.501 bis 2.000 Euro: Rund 185.000 Euro zu wenig!

Bei einer Bäckerin, die durchschnittlich 1.750 Euro monatlich verdient, sieht es da nicht viel besser aus. Auch hier wird die staatliche Rente ein angenehmes Leben im Ruhestand kaum möglich machen. Ist sie heute Ende Dreißig, wird die Rente mit 67 bei etwa 700 (1.243 nach
Inflation) Euro liegen.

Zum Vergleich: Für die heutige 67-Jährige sind es immerhin noch 793 Euro. Doch so oder so ist die magische 60 Prozent Grenze weit entfernt. Das wären nach Inflation nämlich 1.865 Euro und somit, je nach Renteneintritt, bis zu 622 Euro, die monatlich fehlen. Was muss also konkret zurückgelegt werden? Gut festhalten: Ganze 184.848 Euro für 20 Jahre Ruhestand!

Einkommen 2.001 bis 3.000 Euro: Über 260.000 Euro zu wenig!

Verdienen Arbeitnehmende nun bereits zwischen 2.000 und 3.000 Euro, wie beispielsweise ein Elektriker, vergrößert sich natürlich auch die Rentenlücke. Bekommt ein heute 37- Jähriger durchschnittlich 2.500 Euro monatlich, kann er mit 67 auf eine Rente von rund 1.000 (1.776 nach Inflation) Euro hoffen – und liegt damit noch immer klar im Niedriglohnsegment!

Zu 2.664 Euro, was 60 Prozent des letzten Gehalts nach Inflation entspräche, fehlen immerhin 888 Euro, und das jeden Monat. Macht auf 20 Jahre gerechnet 264.068 Euro!

Einkommen 3.001 bis 4.000 Euro: Fast 370.000 Euro zu wenig!

Ab einem Einkommen von über 3.000 Euro monatlich wird es natürlich leichter, davon auch im Ruhestand einigermaßen sorgenfrei zu leben. Für eine heute 37-jährige Redakteurin, die durchschnittlich 3.500 (6.215 nach Inflation) Euro im Monat verdient, bedeutet das mit 67 beispielsweise schon eine Rente nach Inflation von ca. 2.486 Euro.

Nichtsdestotrotz ist das natürlich nur ein Bruchteil des ursprünglichen Gehalts und wäre noch immer mit ziemlichen Einschränkungen verbunden. Möchte die Redakteurin also im Ruhestand auch mindestens 60 Prozent ihres letzten Einkommens zur Verfügung haben, muss sie bis zum Renteneintritt ein beachtliches Polster von 369.695 Euro angespart haben.

Einkommen 4.001 bis 5.000 Euro: Über 475.000 Euro zu wenig!

Bei Gehältern bis 5.000 Euro monatlichen bewegen wir uns nun eindeutig im  einkommensstarken Bereich. Ein junger Ingenieur, der durchschnittlich 4.500 (7.991 nach Inflation) Euro verdient, hat davon in seiner Rente ab 67 jedoch lediglich rund 3.197 Euro nach Inflation zur Verfügung. Das sind natürlich erhebliche Einbußen!

Hat er dann beispielsweise noch eine Wohnung oder ein Haus abzubezahlen, kann es auch hier eng werden. Zu 4.795 Euro monatlich, also 60 Prozent des letzten Einkommens, fehlen ihm dabei 1.598 Euro. Bis zu seinem Ruhestand müsste er 475.322 Euro zurücklegen, um diese Lücke für
20 Jahre zu schließen.

Einkommen über 5.000 Euro: Rund 581.000 Euro zu wenig!

Zugegeben, Gehälter über 5.000 monatlich sind nur für einen geringen Teil der Deutschen realistisch, doch zählen beispielsweise Ärzte in diese Kategorie. Verdient eine Medizinerin mit 37 Jahren derzeit durchschnittlich 5.500 (9.767 nach Inflation) Euro monatlich, kann sie mit 67 eine Rente von 3.907 Euro erwarten.

Schon nicht schlecht könnte man jetzt denken, aber im Vergleich zum ursprünglichen Einkommen? Doch ein völlig anderer Lebensstandard. Bei einem Anteil von 60 Prozent würde das schon wieder ganz anders aussehen: Ganze 5.860 Euro stünden dann zur Verfügung.

Dafür heißt es aber klug vorzusorgen! 580.949 Euro sparen sich schließlich nicht mal eben in ein paar Jahren zusammen – und diese Summe bräuchte sie für 20 Jahre komfortablen Ruhestand.

Jede:r kann vorsorgen: Wege zum abgesicherten Ruhestand

Möglichkeiten privat vorzusorgen gibt es viele. Doch viele klassische Finanzprodukte sind häufig eher zur Profitmaximierung der Banken und Versicherungen, die sie vertreiben, ausgelegt. Viel zu selten geht es dabei um die Bedürfnisse der Kunden.

Dennoch erfreuen sich Lebensversicherung, Riester-Rente und Co. weiterhin großer Beliebtheit – zu Unrecht! Viel klüger ist es da, das eigene Geld
langfristig und evidenzbasiert anzulegen. Und wer jetzt denkt, das könnten nur Finanzexperten und Aktienprofis, der irrt:

„Mithilfe moderner digitaler Vermögensverwalter lässt sich die eigene Vorsorgestrategie in nur wenigen Klicks auswählen und aktivieren – und wird anschließend vollautomatisch verwaltet. So kann hier bereits mit 50 Euro monatlich komfortabel fürs Alter vorgesorgt werden.“ erklärt Bauer. Er fügt hinzu:

Angefangen in einem Alter von 37 Jahren hätten Sparende bei Renteneintritt dann, je nach Anlagestrategie und Risikobereitschaft, schon über 500 Euro mehr pro Monat zur Verfügung.

Appell: Das deutsche Rentensystem ist nicht mehr zeitgemäß!

Fakt ist: Die Deutschen werden immer älter. Schon jetzt ist jeder fünfte Bundesbürger im Seniorenalter. Die Generationen, die nachkommen, sind seit den Baby-Boomern zudem immer kleiner geworden.

Da die laufenden Rentenbeiträge nun aber zum Großteil aus den laufenden Beitragseinnahmen finanziert werden, zuzüglich eines Bundeszuschusses, kann das auf Dauer nicht gut gehen.

Bekommen Rentenbeziehende heute noch 48 Prozent ihres durchschnittlichen Einkommens, wird das Rentenniveau 2030 voraussichtlich bei unter 43 Prozent liegen. Klingt wenig? Ist es auch!

Die Lösung wäre dabei denkbar einfach. Statt an einem Rentensystem festzuhalten, dass noch auf Bismarck zurückgeht, könnte sich ein Beispiel an Ländern wie Norwegen genommen werden. Hier wird schon lange auf ein kapitalgedecktes System gesetzt. Die Rentenbeiträge werden dabei in einem Staatsfonds angelegt und zu Beginn des Ruhestands nach und nach an die Beitragszahlenden ausgezahlt.

Ulrich Bauer sieht darin eine große Chance: „Das bringt natürlich erhebliche Vorteile mit sich. So ist die Höhe des Rentenniveaus längst nicht mehr so abhängig von sich verändernden gesellschaftlichen Faktoren. Dadurch ist der Wohlstand im Alter für einen großen Teil der Bevölkerung
gesichert. Und sollte das nicht das Ziel eines fairen Rentensystems sein!?“