Kritik am "Gold Plating" der Baseler Vorgaben

Auf europäische Banken und Finanzinstitute kommt eine massive Belastung zu, falls die Reform von Basel III in der von der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) präferierten Maximalumsetzung erfolgt, warnt der Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp). Anlass zu dieser Befürchtung gibt die jüngste Auswirkungsstudie "Basel III Reforms: Updated Impact Study" der EBA.

(PDF)
Goldene-Ruestung-93354704-AS-Piman-KhrutmuangGoldene-Ruestung-93354704-AS-Piman-KhrutmuangPiman Khrutmuang – stock.adobe.com

Aus ihr geht die Empfehlung hervor, die Basel-III-Reform trotz der durch die COVID-19-Pandemie hervorgerufenen Unwägbarkeiten weit über das sachlich gerechtfertigte Maß hinaus umzusetzen.

In der von der EBA empfohlenen Umsetzung steigt das von Kreditinstituten vorzuhaltende Mindestkapital europaweit im Durchschnitt um 18,5 Prozent an, Immobilienfinanzierer müssen einen Anstieg von 23 Prozent stemmen.

Für deutsche Banken insgesamt bedeutet das sogenannte "Gold Plating" der Baseler Vorgaben im Durchschnitt sogar eine Erhöhung von 35 Prozent - also eine fast doppelt so hohe Belastung wie im europäischen Mittel.

Jens Tolckmitt, vdp-Hauptgeschäftsführer, betont:

"Damit ist offensichtlich, dass das selbst gesetzte Ziel der Aufsichtsbehörden, mit der Basel-III-Reform die Eigenkapitalbelastung der Kreditwirtschaft 'nicht signifikant' zu erhöhen, um Längen verfehlt wird. Eine Übererfüllung der Baseler Vorgaben in Europa würde zu unerwünschten Nebenwirkungen führen und der Finanzstabilität schaden."

Um die neuen Kapitalanforderungen ohne Einwerbung neuen Eigenkapitals zu erfüllen, müsse das gesamte Kreditvolumen der deutschen Banken um überschlägig ca. ein Viertel reduziert werden.

Zusätzliche Eigenkapitalanforderungen durch Output Floor

Die zusätzlichen Eigenkapitalanforderungen werden dabei maßgeblich von der geplanten Umsetzung des sogenannten Output Floor in die Höhe getrieben. Sowohl bei deutschen Instituten als auch bei europäischen Immobilienfinanzierern ist rund die Hälfte der prognostizierten zusätzlichen Eigenkapitalanforderungen auf den Output Floor zurückzuführen, der eine Untergrenze für das mindestens vorzuhaltende Eigenkapital darstellt.

Zukünftig wird für den mittels interner Ratingmodelle ermittelten Kapitalbedarf diese Untergrenze in Höhe von 72,5 Prozent der Kapitalanforderungen aus dem Standardansatz eingezogen. Damit steigen die Kapitalanforderungen solcher Banken, die interne Risikomodelle nutzen, in der Folge massiv. Besonders stark wirkt sich dies auf risikoarmes Geschäft wie etwa die Immobilienfinanzierung aus.

"Parallel Stacks Approach"

Eine Lösung, um die Wirkung des Output Floor abzumildern, aber dennoch dem Wortlaut der Baseler Vereinbarung gerecht zu werden, ist der sogenannte "Parallel Stacks Approach", der inzwischen von breiten Teilen der Kreditwirtschaft und einigen Mitgliedsstaaten der EU als sinnvoller Umsetzungsweg für den Output Floor vertreten wird.

Diese Methode wirkt sich weniger belastend auf die Banken aus, als dies bei der EBA-Variante der Fall ist. Ein weiterer Vorteil dieser Methode: Banken werden ihre Aktiva weiterhin risikosensitiv mit Eigenkapital unterlegen.

Tolckmitt erklärt:

"Mit dem Parallel Stacks Approach bleibt der Output Floor das, als was er von den Aufsichtsbehörden selbst ursprünglich mal definiert worden war: ein Backstop, der richtigerweise die Variabilität modellbasierter Eigenkapitalanforderungen nach unten begrenzt, aber eben nicht zur alles dominierenden Steuergröße wird.

Die Pfandbriefbanken befürworten einen global einheitlichen Aufsichtsansatz und unterstützen deshalb eine Umsetzung der Basel-III-Reform in Europa. Sie wenden sich auch nicht gegen den Output Floor gemäß dem Wortlaut der Baseler Beschlüsse und der in Basel vereinbarten Höhe von 72,5 Prozent des Standardansatzes. Wogegen wir uns aber mit Nachdruck aussprechen, ist eine Umsetzung in Europa, die völlig ohne Not weit über das in Basel geforderte Maß hinausgeht."

(PDF)

LESEN SIE AUCH

Schirm-Kreditkarte-117196537-AS-lucid-dreamSchirm-Kreditkarte-117196537-AS-lucid-dreamSchirm-Kreditkarte-117196537-AS-lucid-dream
Finanzen

Zufriedenheit mit Restkreditversicherung wächst

Verbraucher, die zur Anschaffung eines Konsumguts eine Finanzierung nutzen, können die Rückzahlung ihrer Raten bei Arbeitslosigkeit oder im Todesfall mit einer Restkreditversicherung (RKV) absichern.
Business young man explaining terms of contract to his client inBusiness young man explaining terms of contract to his client innenetus – stock.adobe.comBusiness young man explaining terms of contract to his client innenetus – stock.adobe.com
Finanzen

Trendstudie von Simon-Kucher: Kundenbindung wird im Privatkundengeschäft für alle Institute immer wichtiger

Die vergangenen zwei Jahre seit Beginn der Zinswende waren nachweislich von einer hohen Dynamik geprägt. Die rund 40 Millionen privaten Haushalte in Deutschland dürften in den vergangenen zwei Jahren überdurchschnittlich viele Finanzentscheidungen getroffen haben. Die Beziehung zwischen Kunde und Bank wird also immer wichtiger - doch wie intensiv ist sie nach zwei Jahren Zinswende?

Real estate agent showing new office space to clientsReal estate agent showing new office space to clientsJacob Lund – stock.adobe.comReal estate agent showing new office space to clientsJacob Lund – stock.adobe.com
Produkte

Immobilienpreise gehen in Seitwärtsbewegung über

Die knapp zweijährige Abwärtsentwicklung der Immobilienpreise in Deutschland wurde im zweiten Quartal dieses Jahres aufgehalten: Der Immobilienpreisindex des Verbands deutscher Pfandbriefbanken erreichte einen Wert von 175,5 Punkten und lag 0,5 Prozent üb er dem Werts im ersten Quartal 2024.

modern background abstract designmodern background abstract designwetzkaz – stock.adobe.commodern background abstract designwetzkaz – stock.adobe.com
Finanzen

Wie realistisch ist der Gesetzesvorschlag zum digitalen Euro?

Kern der politischen Vorschläge ist, den digitalen Euro als Zahlungsmittel in Ergänzung zum Bargeld sowie als zusätzliches Zahlverfahren neben dem bestehenden Zahlungsverkehr auszugestalten. Welche Konsequenzen hätte die Umsetzung für die verschiedenen Marktteilnehmer? Wie praxistauglich sind die Vorschläge?

Unsere Themen im Überblick

Informieren Sie sich über aktuelle Entwicklungen und Hintergründe aus zentralen Bereichen der Branche.

Themenwelt

Praxisnahe Beiträge zu zentralen Themen rund um Vorsorge, Sicherheit und Alltag.

Wirtschaft

Analysen, Meldungen und Hintergründe zu nationalen und internationalen Wirtschaftsthemen.

Management

Strategien, Tools und Trends für erfolgreiche Unternehmensführung.

Recht

Wichtige Urteile, Gesetzesänderungen und rechtliche Hintergründe im Überblick.

Finanzen

Neuigkeiten zu Märkten, Unternehmen und Produkten aus der Finanzwelt.

Assekuranz

Aktuelle Entwicklungen, Produkte und Unternehmensnews aus der Versicherungsbranche.