Dr. Simone Krummaker, Dozentin für Versicherungswesen an der Cass Business School, untersuchte die Haupteinflüsse der Versicherungsnachfrage und den Entscheidungsprozess für Eigentümer und Management.
Diese hat sie in dem Artikel „Die Forderung des Unternehmens nach Versicherungen: Ein explorativer Ansatz“ (englisch) zusammengefasst. Laut Dr. Simone Krummaker könnten ihre Ergebnisse Firmenchefs dabei helfen, sich ihres Bedarfs an Versicherungsleistungen gegen andere Maßnahmen der Risikominderung bewusster zu werden und ihre eigene Einstellung zu Risiken zu berücksichtigen.
Dr. Simone Krummaker dazu:
„Versicherungen spielen eine bedeutende Rolle in den Risikomanagement-Strategien von Unternehmen, aber über die gesetzlichen Anforderungen hinaus wird wenig darauf geachtet, wo und in welchem Umfang sie erforderlich sind.
Risikoaversion erklärt, warum wir als Einzelpersonen Versicherungen abschließen, aber das Bild für Unternehmen wird durch ihre Unterschiede in Größe, Finanzkraft, Aktivitäten und Struktur getrübt.“
Die Forschung analysierte interdependente Beziehungen zwischen einer Reihe von Faktoren, um ein Modell zu entwickeln, das auf den folgenden Variablen basiert:
Risikoaversion des Managements
Für den Versicherungsbedarf einer Organisation ausschlaggebend ist die individuelle Risikobereitschaft des Entscheidungsträgers. Diese Einstellung zum Risiko kann jedoch durch mehrere Bedingungen beeinflusst werden.
Eigentümerstruktur der Organisation
Bei einem Alleinbesitz wird die Versicherungsnachfrage durch die Risikopräferenz des Eigentümers bestimmt. Bei einem größeren Unternehmen wird der Ermessensspielraum seiner Manager je nach dem Grad der Beteiligung der Investoren diktiert.
Die Größe einer Organisation
Größere Organisationen verfügen möglicherweise über Abteilungen für die Bearbeitung von Versicherungsangelegenheiten, Risiko- und Schadensbeurteilungen – was eine geringere Versicherungsnachfrage bedeuten könnte –, während kleinere Firmen dafür intern keine Kapazitäten haben und die Dienste eines Versicherers in Anspruch nehmen.
Diversifizierung der Tätigkeit in einer Organisation
Organisationen, die einen größeren Spielraum für Diversifizierung haben sind in der Lage, Risiken ohne hohe Nachfrage nach Versicherungen zu mindern. Größere Organisationen neigen dazu, diesen Diversifikationsspielraum zu nutzen. Daher haben sie einen geringeren Versicherungsbedarf.
Finanzkraft einer Organisation
Organisationen mit einer starken finanziellen Position können höhere Selbstbeteiligungen zahlen und interne Quellen der Risikofinanzierung nutzen, die ihre Nachfrage nach Versicherungen senken.
Volatilität der Einkünfte
Organisationen mit stark volatilen Einkünften (beispielsweise Saisonabhängigkeit) verlangen eher Versicherungen, um potenzielle Defizite in der Bilanz auszugleichen. Inwieweit die Volatilität der Gewinne durch Versicherungen gesteuert wird, hängt von der Eigentümerstruktur einer Organisation ab, wobei eine breitere Streuung der Eigentumsverhältnisse in der Regel mehr Versicherungen erfordert.
Es wurde festgestellt, dass die Höhe der Besteuerung keinen Einfluss auf die Nachfrage einer Organisation nach Versicherungen hat.
Dr. Simone Krummaker geht auch davon aus, dass die Forschung die Versicherungsanbieter informieren und ihnen helfen könnte, Versicherungspakete auf einzelne Unternehmen zuzuschneiden, die ihren wahrscheinlichen Bedürfnissen entsprechen:
„Versicherungen können für Unternehmen ein heikles Thema sein - insbesondere für weniger etablierte Organisationen in der gegenwärtigen Wirtschaftslage. Wenn man versteht, was die Versicherungs- und Risikomanagement-Entscheidungen von Organisationen beeinflusst, kann das den Versicherern helfen, die Richtigen zu finden, und es wiederum den Organisationen ermöglichen, Risiken zuversichtlich zu mindern, ohne dass sich ungerechtfertigte Kosten anhäufen.“
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