Um die sich schnell verändernden Kundenerwartungen zu erfüllen, werden Banken ihre Filialmodelle überdenken und noch mehr Technologie einsetzen müssen, um näher am Kunden zu sein.
Niccolò Garzelli, Senior Vice President Sales bei Auriga, prognostiziert, was die Bankbranche dieses Jahr erwartet:
Künstliche Intelligenz vor dem Durchbruch
Während im vergangenen Jahr Finanzinstitute noch mit künstlicher Intelligenz experimentiert haben, erwartet Niccolò Garzelli, dass Banken 2020 noch mehr in diese Technologie investieren werden, um mittelfristig Kosten zu senken und Betriebsabläufe zu optimieren.
Die Einsatzmöglichkeiten von KI-Technologien sind vielfältig: Machine-Learning- und Deep-Learning-Algorithmen bringen das Potential, strategische Geschäftsanalysen zu vereinfachen und die Genauigkeit und Effizienz von Prognosen zu steigern. Gleichzeitig können so Geschäftsentscheidungen beschleunigt und Investitionen optimiert werden.
Ein weiterer Bereich, in dem KI immer häufiger zum Einsatz kommt, ist das Bargeld- und Asset-Management. Mit Unterstützung dieser Technologie können Banken beispielsweise sicherstellen, dass Bargeld verfügbar ist, wann immer es benötigt wird. Künstliche Intelligenz wird auch herangezogen, um Kundeneinsichten zu gewinnen, diese besser zu verstehen und personalisierte Angebote vorzuschlagen. Auf diese Weise gelingt eine noch persönlichere Kundenansprache, ohne den menschlichen Aspekt zu vernachlässigen.
Neue Bankmodelle sind die Zukunft
Der Kosten- und Wettbewerbsdruck führt dazu, dass Banken sich auch mit Konkurrenten zusammenschließen und Partnerschaften eingehen werden. Niccolò Garzelli erwartet, dass in diesem Jahr noch mehr geteilte White-Label-Filialen das Straßenbild prägen werden. Auf diese Weise können sich die Geldhäuser Kosten für Standorte und Ressourcen teilen, gleichzeitig aber die physische Präsenz aufrechterhalten und den Kunden die gewohnten Services bieten.
In der Bankfiliale der Zukunft wird auch Video-Banking eine immer größere Rolle spielen – insbesondere für Standorte in sehr abgelegenen Regionen, in denen der Zugang zu Finanzdienstleistungen eingeschränkt ist. Anstatt wenig besuchte Standorte, in denen das Betreiben einer Full-Service-Filiale nicht rentabel ist, zu schließen, könnten Bankkunden über Video-Tools persönliche Unterstützung und Beratung erhalten, ohne dass Personal vor Ort sein muss.
Banken adaptieren Cloud Computing
Cloud Computing ist inzwischen eine weit verbreitete Technologie in der IT und auch der Bankensektor öffnet sich dieser Entwicklung zunehmend. Denn Cloud Computing bietet Finanzinstituten in vielerlei Hinsicht Vorteile. Mittlerweile gibt es eine große Auswahl an Cloud Providern – durch den Wettbewerbsdruck sinken die Infrastrukturkosten für Banken. Zudem profitieren Finanzinstitute von einer widerstandsfähigen IT-Architektur der Anbieter, die rund um die Uhr verfügbar und vor Ausfällen geschützt ist.
Banken sind im Besitz Unmengen wertvoller Daten, die aufgrund der Größe am effizientesten in der Cloud verwaltet und analysiert werden können. Auch im Bereich Cyber-Security ist Cloud Computing die sicherere Lösung – vor allem vor dem Hintergrund, dass viele Banken selbstverwaltete Legacy-Systeme nutzen.
In den nächsten elf Monaten sehen sich Banken mit vielfältigen Veränderungen und Herausforderungen konfrontiert – insbesondere im Hinblick auf die technologischen Entwicklungen und die sich schnell ändernden Erwartungen der Verbraucher an das ideale Erlebnis im Bereich Finanzdienstleistungen. Banken müssen aufgeschlossen sein gegenüber neuen Technologien und Marktteilnehmern.
Die PSD2-Richtlinie ist in Europa zwar bereits in Kraft, doch gilt es für Banken in diesem Jahr noch einiges aufzuholen, damit ihnen Chancen nicht verwehrt bleiben. Wer Open Banking noch mehr nutzt und bereit ist, sich anzupassen, wird sich auch in einer wettbewerbsintensiven Branche behaupten können.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Krypto-Betrug entlarvt: AI-Investments sind oft mehr Schein als Sein
Kryptowährungen und AI-Investments gewinnen rasant an Beliebtheit. Viele Anleger werden von den potenziellen Gewinnen, die diese Technologien versprechen, angezogen. Doch Vorsicht: Betrüger nutzen die Komplexität und oft mangelndes Verständnis für diese Technologien aus.
Wie digital ausgereift sind Versicherer im Jahr 2023?
Die Branche hat in den letzten Jahren bedeutende digitale Technologien eingeführt, doch wie steht es um die Versicherer im Branchenvergleich? Und wie gut sind sie darauf vorbereitet, die neuen Technologien rund um KI und Automatisierung in Angriff zu nehmen?
Deutsches Rentensystem nur Mittelmaß im internationalen Vergleich
Deutschland rutscht aufgrund seines vergleichsweise schwachen Abschneidens im Bereich Nachhaltigkeit in der Bewertung des Mercer CFA Institute Global Pension Index 2023 von weltweit 47 Rentensystemen auf den 19. Rang ab. Die ersten drei Plätze belegen Niederlande, Island und Dänemark.
Ersetzt KI bald den menschlichen Anlageberater?
KI ist jetzt schon ein Meilenstein in der Automatisierung und Digitalisierung der Finanzbranche: Sie beschleunigt die Verarbeitung der Unmengen von Daten und vereinfacht Abläufe und Prozesse. Doch wird KI auch das persönliche Beratungsgespräch ersetzen können?
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Goldpreis erreicht neuen Rekordwert
Der Goldpreis hat mit 3.600 US-Dollar je Feinunze ein neues Allzeithoch erreicht. Welche Faktoren die Rallye treiben – und warum Analystin Sarah Schalück von der apoBank den Trend noch lange nicht am Ende sieht.
Globale Renditeanstiege: Langläufer geraten unter Druck
Die Renditen 30-jähriger Staatsanleihen steigen weltweit auf neue Höchststände. Der Kapitalmarkt signalisiert: Die Phase fiskalischer Schonung ist vorbei. Emissionsdruck, politische Unsicherheiten und strukturelle Zweifel an der Schuldentragfähigkeit erzwingen eine Neubewertung. Was Anleger jetzt erwarten – und Staaten herausfordert.
KI-Aktien: Ist der Hype überschritten – oder beginnt Europas Chance?
Die KI-Euphorie hat die Börsen im Griff – doch wie tragfähig sind die Bewertungen von Nvidia, Microsoft & Co.? Während US-Tech dominiert, eröffnen sich in Europa Chancen abseits des Rampenlichts. Mike Judith, Partner und Chief Sales Officer bei TEQ-Capital, ordnet den Markt ein – und zeigt, wo Anleger jetzt genau hinschauen sollten.
Depotbanken verwahren fast 3 Billionen Euro
Die Verwahrstellen in Deutschland haben im ersten Halbjahr 2025 fast 3 Billionen Euro für Fonds verwahrt – ein neuer Rekord. Doch hinter dem Wachstum steht auch eine deutliche Marktkonzentration: Fünf Anbieter dominieren fast 70 Prozent des Geschäfts.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.