Lebensversicherer bestehen erneuten Solvenztest

Lebensversicherer bestehen erneuten Solvenztest
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Die für die Aufsicht relevanten Solvenzquoten der 84 untersuchten deutschen Lebensversicherer haben sich mit der dritten Auflage der Solvenzberichte im Schnitt um 9,57 Prozent verbessert. Zu diesem Ergebnis kommt Policen Direkt nach der Analyse der Solvenzberichte.

Sämtliche Versicherer zeigen aktuell stabile Quoten, 66 von 84 nehmen dafür von der Versicherungsaufsicht BaFin genehmigte Bilanzierungshilfen in Anspruch. Zwölf davon hätten ohne diese Hilfen den Schwellenwert von 100 nicht erreicht. Im Jahr 2017 waren es elf.

Henning Kühl, Chefaktuar bei Policen Direkt, erklärt:

„Die Versicherer haben den erneuten Solvenztest bestanden. Die stabilen Zinsen von 2018 und sicher auch die Neuregelung der Zinszusatzreserven spiegeln sich in der Verbesserung der Quoten wider, genau wie das Neugeschäft, das sich mehr und mehr von klassischen Garantien verabschiedet.“

Die wichtigsten Zahlen im Überblick

  • Aufsichtsrelevante Brutto-Quote: 493,23 Prozent (2017: 450,20 Prozent)
  • Netto-Quote 273,67 Prozent (273,24 Prozent)
  • MCR-Quote 704,47 Prozent (730,52 Prozent)
  • 12 Versicherer mit Netto-Quote < 100 (2017: 11)
  • 4 Versicherer mit MCR-Quote < 100 (2017: 4)
  • 26 Versicherer haben sich bei der aufsichtsrelevanten Quote im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert, 58 verbessert.
  • Wirkung der Bilanzierungshilfen = +80,22 Prozent (2017: 64,76 Prozent)
  • Solvenzberichte sind im Schnitt 91 Seiten stark (von 40 bis 163 Seiten)
  • Kein Versicherer bei der Netto-Quote = 0 (2017: 0)
  • Kein Versicherer mit Minimum-Quote = 0 (2017: 0)

Korridor-Analyse bei der Nettoquote

Erstmals hat Henning Kühl für die Untersuchung Versicherer in verschiedene Korridore eingeteilt und daraus entsprechende Schlüsse gezogen. Aus den Nettoquoten leitet er ab, welches Unternehmen sich auch im Neugeschäft Garantien leisten kann und welches bei der Produktentwicklung tendenziell eher kleinere Spielräume hat.

  • 20 Unternehmen stehen mit einer Solvenzquote ohne Bilanzierungshilfen von unter 150 Prozent aktuell vor Herausforderungen, sofern sie noch Neugeschäft betreiben wollen. Bei der Wahl der Produkte für das Neugeschäft und bei der Höhe der Überschussbeteiligung sind sie eingeschränkt.
  • 27 Unternehmen sieht Henning Kühl im grünen Bereich, mit einer Nettoquote von 150 bis 300 Prozent, und damit weitgehend finanzstark und gerüstet für Extremszenarien. Sie sind in der Lage, den eingegangenen Versprechen unverändert auch in Zukunft nachzukommen.
  • 36 Unternehmen können aufgrund ihrer komfortablen Solvenzkapitalausstattung mit einer Nettoquote von mehr als 300 Prozent ihren Kunden höhere Leistungen anbieten, zum Beispiel in Form von Überschüssen oder Garantien im Neugeschäft.

Auch wenn einige Versicherer an ihren Berichten gearbeitet haben und mittlerweile beispielsweise erklären, warum sich Solvenzquoten verändert haben, hält Henning Kühl die Kritik an den Berichten wie jüngst auch vom Versichererverband GDV geäußert für durchaus begründet:

„Dass die Berichte aktuell wenig gelesen werden, liegt in erster Linie daran, dass sie oft nicht leserfreundlich gestaltet sind. Die Klickzahlen unserer Übersicht auf solvenzquoten.de und das große Interesse an entsprechenden Makler-Webinaren zeigen aber, dass es darauf ankommt, wie man ein Thema aufbereitet. Für Versicherer sollte es nicht darum gehen, Aufwand für die Berichte zu vermeiden, sondern den Aufwand so zu betreiben, dass er sich lohnt.“