Die Versicherungsbranche scheint digitalisierter zu sein als sie es in Wirklichkeit ist: Gibt man bei Google die Stichwörter Versicherung und Digitalisierung ein, findet die Suchmaschine innerhalb von 0,38 Sekunden rund 3 Millionen Ergebnisse.
Zwar hat die Branche zahlreiche Anwendungen zur Automatisierung hervorgebracht und auch etabliert, doch viele davon sind Workarounds, warnt die Smart InsurTech AG.
Keine vollständige Digitalisierung
Jede Versicherungsgesellschaft, jeder Vertrieb – alle Beteiligten schreiben sich das Wort Digitalisierung auf die Fahne. Doch wie groß ist der Anteil der Geschäftsprozesse, der wirklich dunkelverarbeitet wird? Experten schätzen, dass ein Drittel der Korrespondenz über Dokumenten-Scanstraßen neu digitalisiert werden muss, ein weiteres Drittel ohne direkte Schnittstellen über Webportale bereitgestellt wird und nur ein Drittel über direkte Prozessverkettung, insbesondere dem Branchenstandard BiPRO, verarbeitet wird.
André Männicke, Vorstand der Smart InsurTech AG, mahnt:
„Wir haben das technische Know-how und die Branchenkompetenz, um komplett automatisierte Workflows bei Versicherern und Vertrieben zu implementieren. Voraussetzung ist aber, dass Versicherer und Vertriebe ihre Alt-Systeme schrittweise modernisieren. Nur dann können wir Komplettlösungen umsetzen und damit aufwendige und teure Workarounds abschaffen.“
Zeitintensive Zwischenlösungen
Insbesondere kämpfen Versicherer mit den über Jahrzehnte gewachsenen und sehr heterogenen Prozess-Landschaften. Auch wenn auf der Customer Journey so manche Geschäftsprozesse volldigital erscheinen, werden diese hinter den Kulissen noch manuell umgesetzt.
Die Scan-Straße ist dabei eine sehr beliebte Zwischenlösung, die sehr zeitintensiv und kostspielig ist und vor allem eine hohe Fehlerquote mit sich bringt. Allerdings bremsen genau solche Zwischenlösungen die Digitalisierung.
Aufwendige Einbindung von Insellösungen
Auch wenn Vertriebsgesellschaften eigene Webportale entwickelt haben und damit einzelne Prozessschritte automatisieren und Daten bereitstellen können, haben sie damit nur Insellösungen implementiert. Im Gesamtprozess müssen diese wiederum aufwendig eingebunden werden, um Dunkelverarbeitung zu ermöglichen, und funktionieren oft auch nur mit zusätzlichen manuellen Aufwänden.
Deswegen werden laut Smart Insurtech dringend offene Service-Schnittstellen benötigt, um Schritt für Schritt den Umstieg auf eine Komplettlösung zu ermöglichen. Denn der starke Margendruck zwingt die Vertriebe, kostengünstiger und vor allem effektiver zu arbeiten.
André Männicke meint:
„Nur Gesamtlösungen führen nachhaltig zu einer steigenden Dunkelverarbeitungsquote und damit zu Kosteneinsparungen. Die Beteiligten müssen sich den bereits existierenden Plattformlösungen und Standards gegenüber öffnen. Nur wenn IT-Anbieter, Vertriebe und Versicherer zusammenarbeiten, hat der Versicherungsmarkt eine Zukunft.“
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