Am 7. Mai 2018 haben die deutschen Versicherungsunternehmen zum zweiten Mal ihren „Solvency and Financial Condition Report“ (SFCR-Bericht) veröffentlicht. Der Map-Report Nummer 902 bietet einen Vergleich der Bedeckungsquoten für 83 Lebens- und 36 private Krankenversicherer.
In der Übersicht zum neuen Aufsichtsregime wird ein Einblick in die angewendeten Modelle und Maßnahmen gegeben. Für den Vergleich der SCR-Bedeckungsquoten kamen verschiedene Varianten zum Einsatz.
Standard- und interne Modelle verwendet
Für die Berechnung der Solvabilitätskapitalanforderung haben 72 Lebensversicherer die Standardformel und elf Unternehmen ein (partielles) internes Modell verwendet. Von den Krankenversicherern wendete die Central ein partielles, Allianz, Axa und DKV vollständige interne Modelle an. Die weiteren 32 Anbieter verwendeten die Standardformel.
Von den 83 untersuchten Lebensversicherern wendeten 45 die Übergangsmaßnahmen für versicherungstechnische Rückstellungen gemäß § 352 VAG und die Volatilitätsanpassung nach § 82 VAG an. Elf Lebensversicherer nutzten ausschließlich die Übergangsmaßnahme für versicherungstechnische Rückstellungen, während sich weitere zehn Unternehmen als einzige Maßnahme der Volatilitätsanpassung bedienten.
Einige nutzen Übergangsmaßnahmen
Die Übergangsmaßnahme für risikofreie Zinssätze wurde von der WWK in Kombination mit der Volatilitätsanpassung angewendet. In der Summe verwendeten 55 Lebensversicherer die Volatilitätsanpassung, ebenfalls 55 Lebensversicherer die Übergangsmaßnahmen für versicherungstechnische Rückstellungen und ein Lebensversicherer die Übergangsmaßnahme für risikofreie Zinssätze.
Unter den Krankenversicherern nutzten bis Ende 2017 zwei Anbieter die Übergangsmaßnahmen für die versicherungstechnischen Rückstellungen. Fünf Mal wurde die Volatilitätsanpassung genutzt. Als einziger Krankenversicherer kamen bei der Gothaer beide Maßnahmen zum Einsatz.
Große Unterschiede bei den Quoten
Alle 83 Lebensversicherungsunternehmen konnten zum Jahresende 2017 eine ausreichende SCR-Bedeckung nachweisen. Doch das gelang oftmals nicht ohne die für den Übergang auf das neue Eigenkapitalregime vorgesehenen Hilfen. Zwischen den Quoten der einzelnen Versicherungsunternehmen gab es dabei deutliche Unterschiede.
Die aufsichtsrechtlich relevante SCR-Quote der Branche (anrechenbare Eigenmittel der Branche im Verhältnis zum SCR der Branche inklusive Übergangsmaßnahmen) belief sich auf 400,7 Prozent (Vorjahr 402,0 Prozent).
In diesem Durchschnittswert nicht enthalten sind Lebensversicherer, die auf Übergangsmaßnahmen verzichteten. Den höchsten Wert verzeichnete die SV Sachsen mit einer Bedeckung von 990,3 Prozent, gefolgt von der Swiss Life mit 906,2 Prozent. Die niedrigsten Quoten gab es bei der WWK (213 Prozent) und der Rheinland (175,1 Prozent).
Die durchschnittliche Bedeckung der Mindestkapitalanforderungen inklusive aller Übergangsmaßnahmen lag bei 941,5 Prozent. Mit Europa, Ideal und Nürnberger meldeten drei Gesellschaften Quoten von über 3.000 Prozent. Wobei die Europa mit 3.985,2 Prozent bereits an der 4000er-Marke kratzt.
Verbesserte Basisquoten
Bei dem Vergleich der SCR-Bedeckungsquoten ohne jegliche Hilfs- und Übergangsmaßnahmen zeigten sich deutliche Verbesserungen. Während Ende 2016 noch 23 Lebensversicherer die Bedeckungsquote von 100 Prozent nicht erreichten, waren es Ende 2017 nur noch elf Anbieter. Zudem verzeichneten im Vorjahr drei Versicherer Basisquoten von null Prozent. Zum Jahresultimo 2017 kam das nicht mehr vor.
Bedeckungsquoten von unter 100 Prozent sollten nicht überbewertet werden. Denn genau für diese Situation wurden die Hilfsmaßnahmen erarbeitet, um den Gesellschaften den Übergang vom alten ins neue Aufsichtsregime zu erleichtern.
Jedoch ist auch hierbei zu beachten, dass die Übergangsmaßnahmen nur für Verträge gelten, die bereits zum 31.12.2015 im Bestand waren. Danach abgeschlossene Verträge sind ohne Übergangsmaßnahmen zu bewerten.
Die Bedeckungsquoten zwischen den Gesellschaften schwankten auch hier extrem. Die höchste Kennzahl hatte mit deutlichem Abstand die Europa mit 996,3 Prozent. Auf den weiteren Rängen folgen Ergo Direkt (738,1 Prozent), Dortmunder (669,0 Prozent), Dialog (646,2 Prozent) und Deutsche Ärzte (626,9 Prozent). Der Marktdurchschnitt beträgt 227,3 Prozent (Vorjahr 196,0 Prozent).
Bild: © peshkov / fotolia.com
Themen:
LESEN SIE AUCH
LV Rating: 5 Sterne für 8 Versicherer
map Report vergleicht Solvabilität 2013 bis 2022
Die privaten Krankenversicherer hinterlassen in ihren aktuellen SFCR-Berichten einen soliden Eindruck und auch die Eigenkapitalausstattung der Lebensversicherer hat sich verbessert. Nur noch drei statt bisher neun Anbieter erreichten ohne Übergangsmaßnahmen eine Bedeckungsquote von 100 Prozent nicht.
map-report ermittelt Bilanzstärke der Lebensversicherer
Die Branche stand 2022 vor der Herausforderung eines rasanten Zinsanstiegs, mit deutlichen Auswirkungen auf das Neugeschäft und die Bewertungsreserven. Erneut sicherte sich Branchenprimus Allianz den ersten Platz. Auch LV 1871 und Ideal erhalten die Bestnote mmm+.
DFSI Rating: Lebensversicherer mit Substanz
DFSI Ratings untersuchte 36 marktrelevante Lebensversicherer auf Substanzkraft, Produkt- und Servicequalität. Bei den klassischen Service-Versicherern konnte die WWK ihre Spitzenposition erneut verteidigen. Bei den Direktversicherern kam die EUROPA auf Platz 1.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Beitragsanpassungen: Jeder zehnte Kunde kündigt nach Erhöhungen
Beitragsanpassungen haben Folgen: Schon moderate Erhöhungen können die Kündigungsneigung von Versicherungskunden deutlich steigern. Besonders betroffen sind Kfz- und Tierversicherungen – mit möglichen Domino-Effekten bei Mehrfachverträgen.
MAXPOOL wird Teil der blau direkt-Gruppe
Die Partnerschaft von blau direkt und MAXPOOL wird enger: Mit dem Zusammenschluss erhält die Kooperation eine langfristige Perspektive. Was sich für Makler ändert – und welche Rolle Oliver Drewes künftig spielt.
KIVI-Marktanteilsstudie 2024: Allianz bleibt vorn
Wie verschieben sich die Kräfte im deutschen Erstversicherungsmarkt? Die neue KIVI-Studie zeigt: Hohe Konzentration bei den Top-Anbietern, sichtbare Bewegungen in den Sparten – und methodische Anpassungen, die die Ranglisten verändern.
Feuer bleibt größtes Risiko: GDV warnt vor zunehmenden Schiffsbränden
Brände verursachen weiterhin die größten Schäden in der Seeschifffahrt – Lithium-Ionen-Batterien gelten als zentraler Auslöser. Der GDV fordert verbindliche internationale Standards, um das Risiko einzudämmen.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.