Was für den Einzelnen einfach wirkt, ist ein täglicher administrativer Kraftakt: Das Grüne-Karte-System unter dem Dach des Council of Bureaux (COB) umfasst heute rund 1.500 Versicherer und bis zu 500 Millionen Fahrzeuge in Europa, Teilen Nordafrikas und des Nahen Ostens. Die Mitglieder des COB bearbeiten rund 375.000 grenzüberschreitende Unfälle pro Jahr – mehr als 1.000 täglich.
“Was vor 75 Jahren als Idee begann, sichert heute unzählige Reisen und Transporte und hat Millionen Menschen nach grenzüberschreitenden Verkehrsunfällen geholfen”, sagt Sandra Schwarz, Präsidentin des COB.
Die Vision vor 75 Jahren: Grenzen überwinden, Opferschutz verbessern
Was heute selbstverständlich ist, war bis in die 1950er-Jahre noch kompliziert und teuer. Bei jeder Einreise in ein anderes Land mussten Autofahrer eine sogenannte Grenzversicherung abschließen. Diese galt nur für das Land, in der sie abgeschlossen wurde. Lediglich Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden hatten schon vor dem Zweiten Weltkrieg ein System der grenzüberschreitenden Kfz-Versicherung geschaffen – und damit das Vorbild des heutigen Grüne-Karte-Systems.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verfolgten 14 europäische Staaten ab 1949 – damals noch ohne Deutschland – eine gemeinsame Vision: Sie wollten den grenzüberschreitenden Straßenverkehr erleichtern sowie Unfallopfern schnell und problemlos zu Entschädigungen verhelfen. Dafür sollten die Grenzversicherungen durch ein einheitliches Dokument ersetzt werden, das in allen teilnehmenden Ländern als Nachweis einer Kfz-Versicherung akzeptiert würde.
Um diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen, gründeten sie das COB, schlossen Abkommen zwischen den nationalen Grüne-Karte-Büros und entwickelten ein “Internationales Kfz-Versicherungszertifikat", das auf grünem Papier gedruckt werden sollte: Die “Grüne Versicherungskarte”. 1953 konnte das Grüne-Karte-System in insgesamt 19 Ländern endlich starten – später auch in der Bundesrepublik.
Von Grenzkontrollen zum Kennzeichenabkommen
Das Grüne-Karte-System wurde schnell zu einer Erfolgsgeschichte. Das Gebiet wuchs ständig – mit dem Gründungsmitglied Tschechoslowakei und der Aufnahme von Polen, Ungarn und Rumänien in den 50er- und 60er-Jahren auch jenseits des „Eisernen Vorhangs“. Aber vor allem in der Europäischen Union wurde der grenzüberschreitende Verkehr immer einfacher, passierten immer mehr Autos die Grenzen. Mussten die Grünen Karten in den ersten Jahren noch bei jedem Grenzübertritt vorgezeigt werden, entfielen diese Kontrollen nach und nach. Stattdessen erkannten immer mehr Länder gegenseitig die nationalen Kennzeichen als Versicherungsnachweis an. Seit 1991 gilt diese Regelung durch das so genannte Kennzeichenabkommen in 39 Mitgliedsstaaten, darunter in allen Ländern des Europäischen Wirtschaftsraums. Hier müssen Autofahrer die Grüne Karte nicht mehr dabeihaben, sondern sind über ihre Autokennzeichen automatisch durch das Grüne-Karte-System geschützt.
Die grüne Versicherungskarte wird weiß - und ab 2025 auch digital
Seit 2021 wird die “Grüne Versicherungskarte” nur noch auf weißem Papier ausgestellt. Die neue Farbe hat Vorteile für Versicherer und Autofahrer: Die Versicherer können die neue Karte in digitaler Form einfach als PDF verschicken, der Kunde kann sie dann zuhause selbst ausdrucken. Bis dahin kamen die Grünen Karten entweder per Post oder mussten in den Büros der Versicherer abgeholt werden. Noch einfacher wird es ab 2025: Dann verschwindet auch die bislang noch verpflichtende Papierform. Stattdessen reicht es aus, ein PDF auf dem Smartphone dabeizuhaben – an der Bezeichnung als “Grüne Karte” ändert sich aber auch nach 75 Jahren nichts.
Über das Council of Bureaux (COB)
Das COB ist die internationale Dachorganisation des Grüne-Karte-Systems sowie der nationalen Entschädigungsstellen und Garantiefonds. Die nationalen Entschädigungsstellen sichern die Ansprüche der Unfallopfer ab, wenn die grenzüberschreitende Regulierung eines Schadens innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums auf regulärem Weg gescheitert ist. Die nationalen Garantiefonds entschädigen Verkehrsopfer nach Unfällen mit unversicherten Fahrzeugen, bei Fahrerflucht mit schweren Personenschäden und in einigen Staaten, zum Beispiel Deutschland, wenn das Fahrzeug vorsätzlich als Waffe missbraucht wurde. Das COB umfasst derzeit 60 Mitgliedsorganisationen aus 48 Nationen.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Neue Typklassen für über 12 Millionen Autofahrer
Die neue Typklassenstatistik für rund 33.000 Automodelle zeigt, wenige Modelle werden um mehr als eine Klasse nach oben oder unten umgestuft. Zum Beispiel verbessern sich etwa der Mercedes-Benz EQC 400 4Matic und der Toyota Yaris Cross Hybrid 1.5 um zwei Klassen, der Audi SQ5 3.0 TFSI Quattro verschlechtert sich um gleich drei Klassen und der Peugeot 3008 HDI um zwei Klassen.
Kurz gefragt: Falsch getankt – wer zahlt?
Ein Albtraum für jeden Autofahrer, der sich ein Fahrzeug leiht. Beim Tanken verwechselt man im Eifer des Gefechts den Kraftstoff. Wer kommt dann für den Schaden auf?
Neue Regionalklassen für 9,4 Mio. Autofahrer
Durch die aktuelle Auswertung ändern sich die Regionalklassen in der Kfz-Haftpflichtversicherung für rund 9,4 Mio. Autofahrer: Für 49 Bezirke und rund 4,7 Mio. Autofahrer steigen die Klassen, 59 Bezirke und ebenfalls rund 4,7 Mio. Autofahrer profitieren von besseren Regionalklassen. Für die weiteren 305 Bezirke mit rund 33 Mio. Kfz-Haftpflichtversicherte bleibt es bei den Regionalklassen des Vorjahres.
Abgesichert noch vor Berufsbeginn: Auf diese Versicherungen kommt es an
Die Tinte ist trocken und der Ausbildungsvertrag unterschrieben. Der neue Lebensabschnitt bringt einige Veränderungen mit sich. Dazu zählt auch, sich rechtzeitig um einige Versicherungen zu kümmern.
Warnung vor Kombination aus Alkohol und Cannabis am Steuer
Seit 01. April ist der Cannabiskonsum für Erwachsene legal. Die Regeln für den Straßenverkehr werden aber erst jetzt angepasst. Sobald Alkohol getrunken werde, müsse eine Null-Toleranz-Grenze für Cannabis am Steuer gelten – und umgekehrt, fordert der GDV.
Kfz-Versicherern drohen Milliardenverluste
Im zweiten Jahr in Folge dürften die Kfz-Versicherer deutlich mehr Geld ausgeben als sie einnehmen. Grund sind die seit Jahren steigenden Preise für Ersatzteile und hohe Stundensätze der Kfz-Werkstätten.
Kennzeichenwechsel für Mofas, Mopeds und E-Scooter: Ab März gilt nur noch Grün
Zum 1. März müssen Mofas, Mopeds und E-Scooter auf ein grünes Versicherungskennzeichen umgestellt werden. Wer weiterhin mit dem blauen Kennzeichen unterwegs ist, fährt nicht nur ohne Versicherungsschutz, sondern macht sich auch strafbar. Die aktuellen Zahlen des GDV zeigen zudem: Schäden und Diebstähle haben 2023 deutlich zugenommen.
Lebensversicherung: Überschussbeteiligung 2025 steigt weiter – doch nicht in der Breite
Die Überschussbeteiligungen deutscher Lebensversicherer steigen weiter, wenn auch weniger stark als im Vorjahr. Eine Analyse von MORGEN & MORGEN zeigt, dass fast alle Versicherer mindestens zwei Prozent bieten, während jeder fünfte Anbieter drei Prozent oder mehr gewährt. Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik & Rating, bewertet die Entwicklung als kundenfreundlich, betont aber auch die individuelle Strategie der Versicherer.
Lebensversicherung führt Beschwerde-Statistik an
Der Versicherungsombudsmann e. V. hat seinen Tätigkeitsbericht zur Streitbeilegung vorgelegt. Insgesamt 21.548 Beschwerden wurden im Jahr 2024 bearbeitet. Dabei fällt auf: Beschwerden über Versicherungsvermittler sind mit 334 Fällen gering und zeigen kaum Veränderungen zu den Vorjahren.
Maul- und Klauenseuche in Deutschland: Was Versicherungen wirklich abdecken
Maul- und Klauenseuche nach Jahrzehnten erneut in Deutschland: Der Ausbruch in Brandenburg zeigt, wie schnell Tierseuchen enorme wirtschaftliche Risiken für Landwirte mit sich bringen. Versicherungen helfen bei direkten Schäden, lassen Landwirte bei Einkommensverlusten durch Exportverbote jedoch oft allein.
Versicherer fordern Rechtsrahmen für automatisierte Binnenschifffahrt
Automatisierte Binnenschiffe könnten schon heute einsatzbereit sein – doch es fehlt an klaren gesetzlichen Vorgaben. Der GDV fordert die Bundesregierung und internationale Flusskommissionen auf, Standards zu schaffen, um die Technologie voranzutreiben.
Berufsunfähigkeitsversicherung 2025: Neue Rahmenbedingungen stärken Stabilität
Die Berufsunfähigkeitsversicherung bleibt auch 2025 ein stabiler Schutz. Franke und Bornberg analysieren die Entwicklungen des Vorjahres und beleuchten die veränderten Rahmenbedingungen, darunter die Erhöhung des Höchstrechnungszinses und neue Produktanpassungen.