Der von Binance veröffentlichte NFT-Generator auf KI-Basis brachte in jüngster Vergangenheit bereits große Erfolge ein. So erstellte das Programm namens Bicasso binnen weniger Stunden 10.000 NFTs. Die Einführung des Generators bedeutet eine Veränderung auf dem NFT-Markt. Doch ist es eine positive oder eine negative?
Ein Beitrag von Maximilian Schmidt, CEO der CPI Technologies GmbH
Non-fungible Token (NFTs) entwickelten sich in kürzester Zeit zu einem der größten Trends in der Welt der Blockchain und revolutionierten nebenbei auch noch den Kunstmarkt. Es handelt sich dabei um digitale Kunstwerke, welche mit Kryptowährungen gehandelt werden.
Auch Künstliche Intelligenz (KI) ist derzeit auf der Überholspur und findet im künstlerischen Bereich immer mehr Anwendung. So generiert beispielsweise der Bildgenerator DALL-E 2 auf Grundlage von Text oder Bildern ein gänzlich neues Kunstwerk. Da auch NFTs vorzugsweise als Kunstwerke in digitaler Form gehandhabt werden, kann die KI hier ebenfalls verwendet werden. So erstellt ein Programm namens Bicasso solche digitalen Kunstwerke innerhalb von Sekunden.
Bei Bicasso handelt es sich um eine NFT-Plattform der bekannten Kryptobörse Binance. Es ist ein NFT-Dienst auf KI-Basis, welcher auf Befehl digitale Bilder erstellen sowie prägen kann. Mithilfe von Bild und Text kann so ein Ergebnis geliefert werden, welches möglichst genau dem Wunsch des Nutzers entspricht.
Anfang März wurde die Beta-Version der Plattform für eine begrenzte Nutzeranzahl veröffentlicht. Die Nachfrage nach dem Dienst wurde binnen kürzester Zeit immer größer. So kam es dazu, dann in nur zweieinhalb Stunden bereits 10.000 NFTs geprägt wurden. Ende März wurde die Plattform dann auch in Europa zugänglich, und zwar für die ersten 100.000 Nutzer.
Pros und Cons von Bicasso
Ursprünglich sollten NFTs Künstlern ermöglichen, ihre Kunst auch auf digitale Weise zugänglich machen und so eine breitere Masse ansprechen können. Aufgrund dessen scheint Bicasso eine große Hilfe zu sein. Innerhalb kürzester Zeit können mithilfe der Plattform schließlich unzählige neue NFTs erstellt und geprägt werden. Und das auf einfachste Weise.
Zunächst scheint Bicasso also ein großer Vorteil für die Blockchain-Welt zu sein. Der Umstand täuscht jedoch. Erstens wird Künstlern ihre Arbeit durch den (re-)produktiven Einsatz der KI weitgehend abgenommen. Manche könnten sich sogar durchaus die Frage nach der Sinnhaftigkeit ihres künstlerischen Schaffens angesichts der (massen-)gestaltung durch die KI stellen.
Und zweitens wird der Markt durch die Nutzung von Bicasso mit KI-Kunstwerken überflutet. Und bekanntlich verringern sich die Preise bei einem größer werdenden Angebot. Für NFT-Besitzer könnte der NFT-Dienst auf KI-Basis also mehr Fluch als Segen sein.
Ein Blick in die Zukunft
Das übermäßige Angebot wird es für Künstler zu einer Challenge machen, aus der Masse herauszustechen. Ob sie dies zu ihrem Vorteil oder ihrem Nachteil nutzen, wird sich noch herausstellen.
Da KI die Repräsentation von NFTs ermöglicht, muss auch deren Aufgabe betrachtet werden, nämlich die Mehrwertschaffung. Bei NFTs geht es um mehr als um das bloße Kunstwerk. Es steht eine ganze Community dahinter. Hier stellt sich demnach die Frage, ob auch ein von KI generiertes NFT einen solchen Mehrwert für die Nutzer schaffen kann.
Kann sich eine Community auch ohne einen dahinter stehenden Künstler bilden? Die Antwort muss "ja" lauten. Denn schlussendlich steht hinter jeder KI immer ein Mensch, der sie verwendet und den Befehl für die Erstellung eines NFTs gibt. Somit wäre es möglich, auch mit KI-NFTs einen Mehrwert zu erbringen.
Eine Maßnahme, um die Überflutung des Angebots einzudämmen, wäre eine Regulierung für die Nutzung der KI. Es ist sicherlich hilfreich, dass die Verwendung weiterhin kostenpflichtig ist, denn das wirkt sich reduzierend auf die Nutzerzahlen aus.
Doch auch wenige Menschen können viele NFTs mit der KI generieren. Somit wäre es ein Szenario, dass die Anzahl beschränkt wird. Doch ob und wann man mit Regulierungsmaßnahmen rechnen muss, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zu sagen. Schließlich steckt Bicasso noch in Kinderschuhen und es ist auch nicht klar, ob der Hype längerfristig anhalten wird.
Fazit
Bicasso ermöglicht es, NFTs auf schnelle und einfache Art und Weise zu erstellen. Das scheint zunächst ein großer Vorteil für die Branche zu sein, doch die Gefahren dürfen dabei nicht unterschätzt werden. Die Künstliche Intelligenz wird ganz klar die Arbeit der Künstlern nachhaltig beeinflussen. Zudem besteht die Möglichkeit, dass durch Nutzung von Binance ein Überangebot an digitalen Kunstwerken den Markt fluten könnte. Insbesondere ist dies denkbar, sollte die Nutzung der KI nicht reguliert werden.
Doch muss sich der Hype um Bicasso erst noch als langanhaltender Trend beweisen. Möglicherweise steht allerdings die nächste große KI-Entwicklung zu Ablöse bereit. Insofern ist es insgesamt sinnvoll, die Nutzung von Künstlicher Intelligenz generell zu regulieren. Insbesondere hinsichtlich der aktuell großen Entwicklungsschritte der Technologie.
Zum Autor
Maximilian Schmidt ist CEO der CPI Technologies GmbH. Die Firma ist spezialisiert auf Software-Entwicklung in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Blockchain und digitale Produktentwicklung.
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