Die Neodigital Versicherung AG hat den eigenen CO2-Abdruck weiter verringert und baut ihre Nachhaltigkeitsstrategie aus. Das Deutsche Institut für Nachhaltigkeit und Ökonomie bescheinigt dem Versicherer daher erneut die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells und vergibt das Prüfsiegel „Gesicherte Nachhaltigkeit 2022".
Das Zertifizierungsverfahren wurde auf Grundlagen von ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance) durchgeführt. Das positive Ergebnis der Auditierung belegt die vorbildliche Umsetzung nachhaltigen Handelns, sowohl in ökologischer, ökonomischer und sozialökonomischer Hinsicht. Nachhaltigkeit und ESG-Kriterien werden von Versicherungskunden und Geschäftspartnern immer stärker nachgefragt und damit zum wichtigen Wettbewerbsfaktor für Assekuranzen.
Die allgemeingültigen und individuellen Nachhaltigkeitskompetenzen und deren umgesetzte Funktionalität bei Neodigital wurden erstmals Ende 2020 durch ein angemessenes Audit vor Ort in der Versicherung überprüft und bestätigt. Ebenso fanden die Besonderheiten der unternehmerischen Tätigkeiten und die zutreffenden Forderungen von behördlichen Vorschriften in Sachen ESG Berücksichtigung.
Nachhaltigkeit braucht Zeit, weil sich verändernde Rahmenbedingungen zu berücksichtigen sind. Nachhaltigkeit zu verankern, bedeutet nicht nur in grüne Kapitalanlagen zu investieren oder mit grünem Marketing geschickt zu agieren, erklärt Stephen Voss, Vorstand Vertrieb und Marketing der
Neodigital Versicherung AG. Nachhaltigkeit braucht einen langen Atem für eine kluge strategische Umsetzung. Und vor allem eines: Haltung. Letzteres kann in sensiblen Zeiten auch auf den Prüfstand gestellt werden, weil Prioritäten möglicherweise neu definiert werden. Wir erleben eine wirtschaftlich sehr intensive Phase und tauschen uns dazu mit Stephen Voss aus.
Herr Voss, wir haben derzeit eine kritische Situation in Europa. Wird Nachhaltigkeit dadurch ins Hintertreffen geraten?
Keiner weiß, wie lange der Ukraine-Russland-Konflikt noch gehen wird und wie der langfristige Einfluss sein wird. Meiner Ansicht nach ist es aber derzeit definitiv zu früh die Nachhaltigkeits-Flinte ins Korn zu schmeißen. Man darf nicht das Sicherheitsbedürfnis von Nationen gegen die Nachhaltigkeit aufrechnen. Denn insbesondere unter schwierigen Umständen wächst Interesse an Nachhaltigkeit und es ist unsere
Aufgabe sie weiter in der Gesellschaft zu verankern.
Unternehmen sind aber abhängig, Rendite zu erwirtschaften. Wohin werden sich Investitionen entwickeln, wenn nachhaltige Werte im worst case in den Keller rauschen und andere dafür, zum Beispiel Optionen auf Weizen, durch die Decke krachen?
Für Versicherungsunternehmen ist die erste Prämisse der Anlage im Deckungsstock die Kapitalsicherheit und dann natürlich auch der Renditeaspekt. Eine sinnvolle Streuung ist auch jetzt das Gebot der Stunde. Ist das Investieren einfacher geworden? Nein. Ist das das Ende er nachhaltigen Investitionen? Nein. Denn wenn die Nachhaltigkeitsaufgabe ernst genommen wird, werden auch gute, nachhaltige und sichere Anlage gefunden, die eine vertretbare Rendite generieren.
Die für Investoren interessante Frage ist doch: Wie gut ist die Diversifikation, um nicht einem singulären Event auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu sein? Einen Spagat zwischen Nachhaltigkeit und Rendite gibt es in meiner Ansicht nach bestenfalls temporär. Zwar fallen gerade die Kurse einiger Nachhaltigkeitswerte. Aber sie werden sich erholen. Man ist gut beraten mit der Maxime des Börsenguru André Kostolany: „Lege nicht alle Eier in einen Korb und wenn Du angelegt hast, nimm eine Schlaftablette“.
Wo sehen Sie für Investitionen einen wirklich grünen Zukunftsbereich?
Offshoring / Nearshoring das sind die derzeit und auch in Zukunft die bestimmenden Themen. Die Pandemie hat uns gezeigt, dass Unternehmen davon profitieren, wenn sie nicht nur in die globalen Märkte und Lieferketten investieren, sondern Ressourcen in der Nähe suchen und dort auch ihre Wertschöpfungskette abbilden. Die Anfälligkeit und auch Probleme in Verbindung damit kann maßgeblich reduziert werden, sei es wegen einer globalen Pandemie, einem „Logistik-Stau“ wie im Fall der Ever Given oder auch einem Krieg.
Die Marktschwächen liegen doch auch in der internationalen Rohstoffbeschaffung. Daher braucht es eine Rückbesinnung auf die Möglichkeiten und Alternativen in der Umgebung. Dieses Bewusstsein wird wachsen. Nachhaltiges Investment muss also nicht nur hinterfragen wie eine Gesellschaft produziert, sondern auch wo und unter welchen Bedingungen. Nearshoring ist dabei oft ein Indiz einer umfassenden Nachhaltigkeit.
Wir erleben derzeit eine deutlich veränderte außenpolitische Situation. Wie kann sich Nachhaltigkeit trotzdem langfristig entfalten?
Unsere Stärke kann die gewonnene innereuropäische Einigkeit sein. Der Ukraine-Konflikt stärkt Europa in diesem Sinne und und führt zu einer international stärker verbundenen Sichtweise. Diese europäische Einigkeit zahlt absolut und langfristig auch auf Nachhaltigkeit und somit in eine unheimlich große Chance für unseren Wirtschaftsmarkt ein.
Die Bedingungen sind meiner Meinung nach sehr gut. Europa reicht von den baltischen Staaten über Skandinavien, den Atlantik bis kurz vor den afrikanischen Kontinent. Die immanente Diversität bietet alles für einen sinnvollen und nachhaltigen Marktplatz im Nearshoring-Bereich. Und klar ist: ein funktionierender Wirtschaftsraum braucht gegenseitige Unterstützung um einen sicheren (!) Wirtschaftsraum zu bewahren. Leider wissen viele diese Qualität der EU nicht zu schätzen.
Herr Voss, vielen Dank für das Gespräch
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