Ab dem 22. März dürfen Versicherungs- und Kapitalanlageprodukte vertrieben werden, die dem europäischen Regulierungsrahmen für Paneuropäische Pensionsprodukte (PEPP) entsprechen. Die Betonung liegt hier auf dürfen, da tatsächlich in ganz Europa nicht ein solches Produkt zum Vertrieb zur Verfügung steht.
Ein Kommentar von Martin Klein, geschäftsführender Vorstand des Branchenverbands VOTUM Verband Unabhängiger Finanzdienstleistungs-Unternehmen in Europa e.V
Die europäische Aufsichtsbehörde EIOPA zeigt sich auf Nachfragen hinsichtlich der bei ihr laufenden Genehmigungsverfahren für derartige Produkte sehr zurückhaltend. Die Antworten deuten darauf hin, dass aktuell kein Genehmigungsverfahren anhängig ist und es lediglich Absichtserklärungen einiger Versicherer gibt, zukünftig ein solches Produkt entwickeln zu wollen.
Diese Entwicklung zeigt deutlich den Geburtsfehler der „Europarente“ auf. Wenn EU-Gesetzgeber und Regulatoren mit unrealistischen Wunschvorstellungen selbst Produktentwickler spielen, dürfen sie sich nicht wundern, dass der Markt nicht folgt.
Der Zwang, bei jedem Angebot auch ein Standardprodukt mit hohen Garantien, Inflationsausgleich und minimalen Kosten – also das Perpetuum mobile der Altersvorsorge – vorzuhalten, lässt die Anbieter zurecht zurückschrecken. Andauernd niedrige Zinsen bei gleichzeitig steigender Inflation waren in der Fantasie der europäischen Produktregulierer offenbar nicht präsent.
Der Kern des Problems ist die viel zu starre Begrenzung der Kosten.
Jeder Anbieter weiß, dass gerade in der Anfangsphase einer Produktlinie Verwaltungskosten deutlich erhöht sind und sich eine Entwicklung für einen ungewissen Markt schnell als unrentables Zuschussgeschäft entpuppt.
Klar ist zudem: Auch ein noch so gut designtes PEPP findet ohne die Möglichkeit der angemessenen Vertriebsvergütung keinen Kunden. Dies gilt ebenso für die von der Europäischen Kommission so hoch geschätzten digitalen Absatzwege, denen in jüngster Zeit gesetzgeberische Erleichterungen bei der Kundeninformation in Aussicht gestellt wurden. Auch diese finanzieren sich nicht von Luft und Liebe.
Der Fehlstart von PEPP zeigt, dass Gesetzgeber und Aufseher aus den Fehlern der Vergangenheit wieder nicht gelernt haben. Hier hätte insbesondere ein Blick in die Vergangenheit der Riester Versicherung für Einsicht gesorgt. Auch hier hatte man am Start Produktschranken vorgegeben, welche die Verbreitung dieser sinnvollen privaten Vorsorge zunächst zum Rohrkrepierer werden ließen. Auch die aktuellen Probleme bei der Riester-Versicherung beruhen im Wesentlichen auf dem überkomplexen Zulagenverfahren.
Die Bundesregierung sollte bei ihren Gedanken zu einer Neugestaltung der Riester Versicherung die aktuelle Situation bei PEPP genau betrachten, um nicht den gleichen Fehler wieder zu machen.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Fondsgebundene Lebensversicherungen konnten erneut überzeugen
Angesichts des EIPOA-Berichts „cost and past performance report 2023“ zieht VOTUM eine positive Bilanz für fondsgebundene Lebensversicherungen und erkennt besonders in den hohen deutschen Nettorenditen eine Bestätigung für die nachdrückliche Ablehnung eines Provisionsverbots.
Provisionsrichtwert: BaFin-Merkblatt verfehlt seinen Zweck
VOTUM bemängelt: Der Entwurf des BaFin-Merkblatts formuliert unter dem Vorwand, den Versicherungsgesellschaften Anleitungen für ihre Produktentwicklungsprozesse zu geben, nahezu ausschließlich Vorgaben und Eingriffe in die Gestaltung der Vertriebsvergütung.
BaFin läuft sehenden Auges in Kompetenzüberschreitung
Finanztest rät: Finger weg von Fondspolicen mit Garantien!
Fondsgebundene Rentenversicherungen mit Garantien versprechen, Sicherheit mit Rendite zu vereinen. Doch das Versprechen halten sie nicht ein. Am Ende verdient vor allem der Anbieter. Deshalb rät die Stiftung Warentest nach ihrer Untersuchung von 20 Angeboten von diesen Produkten ab.
So investieren die Deutschen in ihre Altersvorsorge
Während die private Vorsorge und die bAV deutlich an Beliebtheit gewinnen, gehört die Riester-Rente zu den klaren Verlierern. Besonders fondsgebundene Produkte werden als Alternative zur klassischen Lebensversicherung mit ihrer rekordtiefen Garantieverzinsung immer stärker nachgefragt.
Aktien und Rente: die Kombi, die Deutschland spaltet
Das Börsengeschehen ist für die Mehrheit der Deutschen kein Thema. Nur rund jeder dritte Bundesbürger verfolgt es und kennt sich mit den Chancen und Risiken eines Aktieninvestments aus. Auch beim Einsatz von Aktien in der privaten Altersvorsorge erkennt nur knapp ein Drittel die Chancen.
Die beliebtesten Geldanlagen 2024/2025
Immobilien, Tagesgeld, Gold und Fonds sind die Favoriten der Deutschen für das kommende Jahr. Sicherheit bleibt der wichtigste Faktor bei der Geldanlage.
Revolut startet kostenfreie ETF-Sparpläne in Deutschland
Das Fintech Revolut bietet seinen Kunden in Deutschland ab sofort die Möglichkeit, kostenfreie ETF-Sparpläne zu nutzen. Damit erweitert das Unternehmen sein Angebot im Bereich Kapitalmarktanlagen.
Wie Edelmetalle als Krisenversicherung für Selbstständige dienen können
Wie Edelmetalle Selbstständigen dabei helfen können, ihr Kapital zu sichern und in Krisenzeiten stabil zu bleiben, erklärt Heyla Kaya im Gastbeitrag.
USA plant Bitcoin-Reserven - Beginn einer neuen Ära der globalen Krypto-Politik
Wird Trump eine strategische Bitcoin-Reserve ankündigen? Sollten die USA diesen Schritt wagen, könnte ein globaler Dominoeffekt folgen, der Bitcoin endgültig als Bestandteil nationaler Finanzstrategien etabliert.
Für wen sich ein Wechsel in die Private Krankenversicherung lohnt
Der Wechsel von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in die private Krankenversicherung (PKV) erscheint für viele Versicherte als eine attraktive Möglichkeit, um Kosten zu sparen und von individuell gestaltbaren Leistungen zu profitieren.
Schwarzbuch Börse 2024: Missbrauch und Skandale auf dem Kapitalmarkt
Das Schwarzbuch Börse 2024 beleuchtet erneut zahlreiche Missstände im deutschen Kapitalmarkt.