Für den Begriff „Nachhaltigkeit“ gibt es keine feste Definition. Der Begriff ist weder geschützt noch irgendwie gesetzlich verankert. Damit kann eigentlich jeder behaupten, nachhaltig zu arbeiten, solange er in irgendeiner Form belegen kann, dass er etwas in die Richtung Umweltschutz tut. Generell ist man sich aber weitgehend einig, dass mit Nachhaltigkeit ein Wirtschaften mit den natürlichen Ressourcen unseres Planeten gemeint ist. Ziel ist es, diese natürlichen Ressourcen nie zur Gänze zu verbrauchen.
Was genau bedeutet Nachhaltigkeit in der Lebensmittelbranche?
Im Bereich der Lebensmittelbranche ist Nachhaltigkeit eher auf die Art und Weise des Anbaus, der Tierhaltung und das Verpackungsmaterial ausgelegt. Es gibt aber auch Beispiele, bei denen es um den „Verbrauch“ natürlicher Ressourcen geht. So ist Nachhaltigkeit im Fischfang beispielsweise darauf ausgelegt, dass hier die Meere nicht leergefischt werden sollen und der Fischfang als solcher nicht so betrieben werden soll, sondern dass andere geschützte Tiere durch den Fischfang verletzt oder gar getötet werden. Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft hat hingegen wiederum eher etwas mit der Massentierhaltung und dem Erhalt gesunder Böden zu tun.
Und im Lebensmittelhandel als solchem betrifft das Thema Nachhaltigkeit am ehesten die Frage, welche Lebensmittel von welchem Zulieferer gekauft, wie die Lebensmittel verpackt, transportiert, gelagert und weiterverkauft werden.
Jedes Jahr werden noch immer zu viele Lebensmittel entsorgt
Ein Punkt, der sich im Bereich der Nachhaltigkeit deutlich negativ auswirkt, ist der Umstand, dass noch immer viel zu viele Lebensmittel jedes Jahr entsorgt werden. Allein im Groß- und Einzelhandel sind es 0,5 Mio. Tonnen Lebensmittel im Jahr. In den privaten Haushalten sind es weitere 6,1 Mio. Tonnen im Jahr. Dass die Menge an entsorgten Lebensmitteln im Handel so viel niedriger ist, als in privaten Haushalten oder in anderen verarbeitenden Bereichen ist positiv – dennoch ist die Menge noch weiter reduzierbar.
Das Problem mit der Verpackung
Ein immer wieder aufkommender Kritikpunkt ist die Menge an Verpackungsmüll, der vor allem im Lebensmittelhandel vorhanden ist. Dabei lässt sich darüber streiten, welche Form der Verpackungen wirklich nachhaltiger ist. Betrachtet man nämlich alle Aspekte, die sich im Thema Nachhaltigkeit vereinen, stellt sich nicht nur die Frage wie eine bestimmte Verpackung entsorgt werden muss bzw. ob sie wiederverwendbar ist. Auch die Frage nach dem CO₂-Ausstoß bei der Produktion oder nach den notwendigen Transportwegen etc. muss hier beantwortet werden. Über die Frage, welche Verpackungsart letztlich tatsächlich die nachhaltigste Variante ist, sich somit trefflich streiten.
Worüber sich allerdings nicht streiten lässt ist der Umstand, dass jede eingesparte Verpackung ein Stück weit mehr Nachhaltigkeit bringt. Daher ist die Kritik an doppelten Verpackungen durchaus berechtigt. Wenn Lebensmitteln beispielsweise einmal zum Erhalt der Frische in eine Kunststoffverpackung eingeschweißt sind und anschließend noch einmal in eine Verpackung aus Pappe oder wiederum aus Kunststoff, darf man durchaus die Frage stellen, ob hier nicht eine Verpackung ausreichen würde. Gleichzeitig gibt es aber auch Situationen, in denen Kunststoff tatsächlich nachhaltiger ist als andere Möglichkeiten – es kommt individuell auf die Situation an.
So wirtschaftet die Lebensmittelbranche bereits nachhaltig
Es gibt allerdings auch heute schon eine Menge Ansätze und Programme, die im Bereich der Lebensmittelbranche und hier insbesondere im Lebensmittelhandel das Thema Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt rücken. Dazu gehört beispielsweise ein gezieltes Ressourcenmanagement im Gastronomiebereich, um den Anfall von Lebensmittelabfällen so weit wie möglich zu reduzieren. Auch in der Tiefkühlwirtschaft spielt das Thema Nachhaltigkeit eine immer größere Bedeutung.
Gleiches gilt schon seit einigen Jahren für den Fischfang oder die Milchproduktion und Verarbeitung. Auch die Kakaoproduktion ist unlängst in den Fokus der Nachhaltigkeitsanhänger gekommen, was zur Gründung des Forums „Nachhaltiger Kakao“ geführt hat. Der Lebensmittelverband Deutschland hat die wichtigsten und erfolgreichsten Aktionen und Initiativen zum Thema Nachhaltigkeit auf seinen Seiten umfassend vorgestellt.
Ein Ausblick – der Nachhaltigkeitsgedanke wird weiter zunehmen
Das Gewicht, das vor allem die junge Generation, aber auch viele Entscheidungsträger älterer Semester in den letzten Jahren auf das Thema Nachhaltigkeit gelegt haben, wird in den nächsten Jahren nicht weniger werden. Schon heute ist zu spüren, dass das Thema Nachhaltigkeit für viele Unternehmen in allen großen Branchen in Deutschland immer wichtiger wird.
Vor dem Hintergrund, dass wir schon heute die Spuren unbedachten Handelns an der Natur überdeutlich spüren können und diese sich in den nächsten Jahren noch deutlich verschärfen werden, ist genau das die richtige Richtung. Die Frage wird letztlich sein, um die vereinten Anstrengungen der Wirtschaft, der Politik und der Menschen im Privaten ausreichen werden, um den Trend der letzten Jahrzehnte in Sachen Umweltproblematik wirklich noch einmal umzukehren.
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