Landgericht Berlin untersagt Verwahrentgelte auf Giro- und Tagesgeldkonten

Banken dürfen für die Verwahrung von Einlagen auf Tagesgeld- und Girokonten keine Verwahrentgelte berechnen. Das hat das Landgericht Berlin nach einer Klage des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) gegen die Sparda-Bank Berlin entschieden und entsprechende Klauseln im Preisverzeichnis für unzulässig erklärt. Das Gericht verpflichtete das Kreditinstitut, allen betroffenen Kund*innen die unrechtmäßig erhobenen Beträge zu erstatten. Der vzbv möchte die Zulässigkeit solcher Entgelte grundsätzlich klären lassen und hat deshalb an unterschiedlichen Gerichtsstandorten Klagen gegen verschiedene Kreditinstitute erhoben. Das Urteil des Landgerichts Berlin ist die erste Entscheidung dazu. „Das ist ein sehr gutes Urteil für Verbraucherinnen und Verbraucher. Das Landgericht Berlin setzt hiermit ein klares Signal gegen den Versuch vieler Banken, Kundinnen und Kunden mit Verwahrentgelten in Form von Negativzinsen zu belasten“, sagt David Bode, Rechtsreferent beim vzbv.

(PDF)
Iustitia-349670651-AS-vegefox-comIustitia-349670651-AS-vegefox-com

„Erfreulich ist auch, dass das Gericht die Bank dazu verpflichtet hat, alle zu Unrecht kassierten Beträge zurück zu zahlen. Wird das Urteil rechtskräftig, müssen Verbraucherinnen und Verbraucher der Sparda-Bank ihre Ansprüche nicht selbst geltend machen.“

0,5 Prozent Verwahrentgelt auf höhere Guthaben

Gegenstand des Klageverfahrens sind Klauseln im Preisverzeichnis der Sparda-Bank Berlin, die mit Wirkung ab August 2020 für Giro- und Tagesgeldkonten ein sogenanntes Verwahrentgelt vorsehen. Für Einlagen, die 25.000 Euro übersteigen, verlangt die Bank seitdem ein Entgelt von 0,5 Prozent pro Jahr. Auf Tagesgeldkonten gilt das für Einlagen über 50.000 Euro. Damit müssen Kund*innen praktisch Negativzinsen auf einen Teil ihres Guthabens zahlen.

Einlagenzinssatz darf nicht ins Minus rutschen

Das Gericht schloss sich der Auffassung des vzbv an, dass diese Entgelte gegen wesentliche Grundgedanken gesetzlicher Regelungen verstießen. So sei die Verwahrung von Einlagen auf dem Girokonto keine „Sonderleistung“, für die eine Bank ein gesondertes Entgelt verlangen dürfe. Schließlich könne ein Girokonto ohne das „Verwahren“ von Geld schlicht nicht betrieben werden. Auch spiele es keine Rolle, ob daneben ein Kontoführungsentgelt erhoben wird oder nicht. Zudem sei für die Einlagenverwahrung laut Darlehensrecht die Bank als Darlehensnehmer zur Zinszahlung verpflichtet. Der Einlagen-Zinssatz könne zwar auf Null sinken, aber niemals ins Minus rutschen. Dem Kunden müsse mindestens der Betrag bleiben, den er eingezahlt habe, so das Gericht. Daran könnten auch veränderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen nichts ändern. „Viele Banken argumentieren, die Negativzinspolitik der EZB würde sie gerade zwingen, die Kosten an die Kundinnen und Kunden weiterzugeben. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Schließlich gestattet ihnen die EZB großzügige Freibeträge für dort „geparkte“ Gelder“, so Bode.

Bank muss Verwahrentgelte erstatten

Das Gericht verurteilte die Bank, die unrechtmäßigen Entgelte zu erstatten – ohne dass betroffene Kund*innen ihre Erstattungsansprüche selbst einfordern müssen. Damit eine Überprüfung möglich ist, muss das Kreditinstitut Namen und Anschriften der Kund*innen dem vzbv oder einem Angehörigen eines zur Verschwiegenheit verpflichteten Berufs, etwa einem Rechtsanwalt oder Notar, übermitteln. Als unzulässig wertete das Gericht daneben zwei Klauseln im Preisverzeichnis der Bank, die Entgelte für eine Ersatzkarte und -PIN vorsahen. Bild: © vegefox.com – stock.adobe.com

(PDF)

LESEN SIE AUCH

Schloß mit GeldscheinenSchloß mit Geldscheinenthomasp24 – stock.adobe.comSchloß mit Geldscheinenthomasp24 – stock.adobe.com
Finanzen

Gut 90 Prozent der Banken streichen Verwahrentgelt

Im Kampf gegen die Inflation hat die EZB die Leitzinsen zum 21. Juli erhöht. Das zeigt Wirkung: Neben der Verabschiedung des Verwahrentgelts führen einige Banken sogar wieder Sparbriefe mit einer Verzinsung von bis zu 1,5 Prozent ein.

Europa-Flaggen-1232430-PB-Jai79Europa-Flaggen-1232430-PB-Jai79Jai79 – pixabay.comEuropa-Flaggen-1232430-PB-Jai79Jai79 – pixabay.com
Finanzen

GDV befindet Solvency II-Reform-Pläne der EU für ausgewogen

Fast zwei Jahre sind vergangen, seit die EU-Kommission erste Vorschläge für einen Review des Aufsichts- und Stabilitätsregelwerks Solvency II vorgelegt hat. Jetzt hat sich das EU-Parlament auf Kompromisse für seine Änderungsanträge verständigt.

Mann-Bankkarte-Telefon-wuetend-335119429-AS-Teodor-LazarevMann-Bankkarte-Telefon-wuetend-335119429-AS-Teodor-LazarevTeodor Lazarev – stock.adobe.com (2–4) © PBM Personal Business Machine AGMann-Bankkarte-Telefon-wuetend-335119429-AS-Teodor-LazarevTeodor Lazarev – stock.adobe.com (2–4) © PBM Personal Business Machine AG
Finanzen

Verwahrentgelt: Viele Bankkunden überlegen einen Wechsel

Kund*innen von über 500 deutschen Banken und Sparkassen erhalten inzwischen Mitteilungen zur Zahlung von Verwahrentgelt – meist wird ein halbes Prozent pro Jahr fällig für Spareinlagen und Guthaben. Allerdings scheinen die Banken nicht wirklich gut zu erklären, warum sie diese „Strafzinsen“ erheben. Denn 82 Prozent der Betroffenen halten Verwahrentgelt für nicht gerechtfertigt. Und 79 Prozent der Kund*innen überlegen, deswegen die Bank zu wechseln. Sie würden sich jedoch Großteils umstimmen ...
Euroscheine in Einkaufswagen stehen in FlammenEuroscheine in Einkaufswagen stehen in Flammenweixx – stock.adobe.comEuroscheine in Einkaufswagen stehen in Flammenweixx – stock.adobe.com
Finanzen

Verwahrentgelt begünstigt Bankwechsel

Verwahrentgelte sind Straf- oder Negativzinsen für die Einlagerung von Geld auf Geschäfts- und Privatkonten, die immer häufiger von Bankinstituten erhoben werden. 70 Prozent der Deutschen, ob davon betroffen oder nicht, geben an, dass sie Verwahrentgelte falsch finden, Männer (72 Prozent) etwas häufiger als Frauen (69 Prozent).
Wuerfel-Prozent-Pfeile-385793757-AS-DzmitryWuerfel-Prozent-Pfeile-385793757-AS-DzmitryDzmitry – stock.adobe.comWuerfel-Prozent-Pfeile-385793757-AS-DzmitryDzmitry – stock.adobe.com
Finanzen

Bundesregierung: Kein Verbot der Negativzinsen auf Bankguthaben

Die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage im Deutschen Bundestag zur aktuellen Entwicklung bei Verwahrentgelten beziehungsweise Negativzinsen von Banken (Drucksache 19/32015) ist eindeutig. Die Bundesregierung will sich gesetzgeberisch nicht einmischen, wenn Banken Negativzinsen auf Guthaben erheben.
Gluehbirne-Wolken-Euro-64746318-AS-paisan191Gluehbirne-Wolken-Euro-64746318-AS-paisan191paisan191 – stock.adobe.comGluehbirne-Wolken-Euro-64746318-AS-paisan191paisan191 – stock.adobe.com
Finanzen

compexx: Neues Ressort für bankaffine Vermittler

Banken steht laut einer Studie die größte Welle an Schließungen von Geschäftsstellen bevor. Bis 2023 könnten die Privatbanken bis zu 40 Prozent ihrer Geschäftsstellen schließen, schreiben Finanzfachleute der Unternehmensberatung PwC Strategy& in einer Analyse des Bankensektors.

Mehr zum Thema

Das Jahr 2025 könnte nicht nur das Schicksal von Bitcoin, sondern auch das der internationalen Wirtschaft neu definieren.Foto: AdobestockDas Jahr 2025 könnte nicht nur das Schicksal von Bitcoin, sondern auch das der internationalen Wirtschaft neu definieren.Foto: Adobestock
Finanzen

USA plant Bitcoin-Reserven - Beginn einer neuen Ära der globalen Krypto-Politik

Wird Trump eine strategische Bitcoin-Reserve ankündigen? Sollten die USA diesen Schritt wagen, könnte ein globaler Dominoeffekt folgen, der Bitcoin endgültig als Bestandteil nationaler Finanzstrategien etabliert.

Der Wechsel von der GKV in die PKV bleibt eine sehr individuelle Entscheidung, die von vielen Faktoren abhängt.Foto: AdobestockDer Wechsel von der GKV in die PKV bleibt eine sehr individuelle Entscheidung, die von vielen Faktoren abhängt.Foto: Adobestock
Finanzen

Für wen sich ein Wechsel in die Private Krankenversicherung lohnt

Der Wechsel von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in die private Krankenversicherung (PKV) erscheint für viele Versicherte als eine attraktive Möglichkeit, um Kosten zu sparen und von individuell gestaltbaren Leistungen zu profitieren.

DALL-EDALL-E
Finanzen

Schwarzbuch Börse 2024: Missbrauch und Skandale auf dem Kapitalmarkt

Das Schwarzbuch Börse 2024 beleuchtet erneut zahlreiche Missstände im deutschen Kapitalmarkt.

Matt Benkendorf, Chief Investment Officer, Vontobel Quality GrowthVontobelMatt Benkendorf, Chief Investment Officer, Vontobel Quality GrowthVontobel
Finanzen

Vier Schlüsselthemen für die globalen Aktienmärkte im Jahr 2025

Von den Auswirkungen der KI-Welle bis hin zu geopolitischen Verschiebungen: Matt Benkendorf, Chief Investment Officer bei Vontobel Quality Growth, beleuchtet in einem Marktkommentar die vier zentralen Themen, die die globalen Aktienmärkte im Jahr 2025 prägen könnten.

Sind die Deutschen zu 'zinsverliebt'? Man sollte sich nicht allein durch die trügerische Sicherheit der Nominalzinsen leiten lassen, so Thomas Meier, Portfoliomanager bei MainFirst.DALL-ESind die Deutschen zu 'zinsverliebt'? Man sollte sich nicht allein durch die trügerische Sicherheit der Nominalzinsen leiten lassen, so Thomas Meier, Portfoliomanager bei MainFirst.DALL-E
Finanzen

Die Nominalzins-Illusion: Warum die Deutschen zu zinsverliebt sind

Trotz der geopolitischen Unsicherheiten gebe es kein Vorbeikommen an den Aktienmärkten, meint Thomas Meier, Portfoliomanager bei MainFirst.

Rick de los Reyes, Sector Portfolio Manager und Head of Commodities bei T. Rowe PriceT. Rowe PriceRick de los Reyes, Sector Portfolio Manager und Head of Commodities bei T. Rowe PriceT. Rowe Price
Finanzen

„Fast alle Währungen verlieren an Wert – Gold bleibt stabil“

Gold erweist sich als stabiler Wertaufbewahrer, insbesondere in Zeiten von Inflation und Währungsabwertung. Im Interview erläutert Rick de los Reyes, Sector Portfolio Manager und Head of Commodities bei T. Rowe Price, wie Vermittler den langfristigen Wert von Gold erklären können.