Mit dem Herbst und den voraussichtlich wieder nach oben schnellenden Infektionszahlen beginnen die Überlegungen: Wird die gerade gestartete Rückkehr in die Büros durch neue Lockdown-Maßnahmen verschärft? Droht der Büro- und Arbeitswelt der nächste Dämpfer?
Timo Brehme, Geschäftsführender Gesellschafter des Münchner Beratungs- und Architekturunternehmens CSMM, empfiehlt Unternehmen, sich spätestens jetzt mit Umgestaltungsmaßnahmen der Arbeitsbereiche an die Gegebenheiten einer pandemisch gewordenen Welt anzupassen.
Die Erfahrungen der letzten Monate und diverse Studien belegten, wie wichtig Interaktion und Gemeinschaft im Büro für das Wohlergehen und die Identifikation der Arbeitnehmer*innen mit ihren Arbeitgeber*innen und untereinander seien.
Unternehmen sollten sich deshalb nicht damit begnügen, etablierte Hygieneregeln beizubehalten. Vielmehr brauche es zusätzliche Maßnahmen wie flexible Flächen oder Wechselarbeitsplätze, um die Offices für kommende Wellen zu wappnen.
Unsicherheit trotz hoher Impfquote
Die Pandemie hat gezeigt, dass nichts planbar ist und sich die Gesellschaft flexibel an das Infektionsgeschehen anpassen muss. Eine hohe Impfquote kann die Lage verbessern, dennoch bleibt die Unsicherheit ob weitere politische Maßnahmenbündel notwendig werden und erneut in unseren Arbeitsalltag eingreifen.
Trotz zunehmender Digitalisierung und etablierter Homeoffice-Szenarien haben wir erfahren, dass Arbeitnehmer*innen in ihrer Arbeitswelt einen Ort brauchen, der Gemeinschaft stiftet und somit Innovation ermöglicht.
"Flächenreduktionen allein ist nicht die Lösung"
In ihrem eigenen Büro am Standort München ist es CSMM auch in den letzten Monaten gelungen, mit einem großzügigen Open-Space-Konzept den Teamgedanken zu erhalten. Als Möglichkeitsraum konzipiert lässt sich mit ihren Büroräumen flexibel auf sich wandelnde Gegebenheiten reagieren.
Deshalb ist Timo Brehme überzeugt, dass sich Deutschlands Unternehmen proaktiv für kommende Entwicklungen rüsten sollten:
Unternehmen diskutieren momentan über Flächenreduktionen von bis zu 50 Prozent. Das allein ist aber nicht die Lösung für die Zukunft. Flächenreduktionen brauchen ein umfassendes Konzept und können nur in dem Maße stattfinden wie ausreichend Gemeinschaftsflächen zum gemeinsamen Austausch zur Verfügung stehen.
Man brauche diese genauso dringend, wie institutionalisierte Möglichkeiten zur Distanz und eine auf der Höhe der Zeit funktionierende Lüftungstechnik. Zusammen mit Abstandsregeln sei das ein erster Schritt in eine postpandemische Zukunft, die Flexibilität und Mitarbeiter*innengesundheit Vorrang vor einer kleinteiligen Bürogestaltung gibt.
Raum für Flexibilität
Zu einem weitreichenden Maßnahmenbündel gehört für den Arbeitsplatzexperten nicht nur, die Tests oder Selbsttests zu institutionalisieren. Unternehmer*innen könnten beispielsweise Leihwagen, Fahrrad- oder E-Roller-Pools zu Verfügung stellen damit Arbeitnehmer*innen zukünftig auf öffentliche Verkehrsmittel verzichten können.
Flexibilität, das bedeute für die Zukunft der Arbeit nicht nur, mehr offenen Raum in den Büros zu etablieren – sowohl für die Gemeinschaft als auch die Wahrung von Abstand -, sondern auch in den Köpfen. Man müsse offen bleiben für alle Lösungen, die Flexibilität im Umgang mit den Problemlagen der Zukunft garantierten, sagt Brehme.
Dem Arbeitsplatz der Zukunft dürften deshalb buchstäblich keine Grenzen gesetzt werden. In unsicheren Zeiten bedeutet Flexibilität deshalb ein Mindestmaß an Planbarkeit.
Sicherheit durch Hub & Home-Ansatz
Wie das aussehen kann, haben die Architekturspezialist*innen bei CSMM bewiesen, indem sie ihre eigenen Büroräume im Münchner Werksviertel entsprechend gestaltet haben. Der vom Rat für Formgebung mit dem ICONIC AWARD ausgezeichnete Hub & Home-Ansatz darf als Blaupause für den flexiblen Arbeitsplatz der Zukunft gelten.
Wechselarbeitsplätze, großzügig gestaltete Kommunikationsräume und eine kluge Neuorganisation gemeinschaftlich genutzter Flächen tragen hier schon heute dazu bei, dass ein Mindestmaß an sozialer Distanz und die gemeinsame Arbeit an Innovation und Unternehmenszielen einander nicht ausschließen müssen.
Die Pandemie habe nicht nur die Gesellschaft, sondern auch die Arbeitswelt dauerhaft verändert. Es sei an der Zeit, diesem Umstand nicht nur mit Zwischenlösungen Rechnung zu tragen, sondern ihn als sinnstiftend für die Gestaltung unseres künftigen beruflichen Umfelds zu begreifen. Das schaffe Sicherheit nicht nur für die Belegschaft, sondern auch Planungssicherheit für Unternehmen.
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