Das Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) ermöglicht seit letztem Herbst die Verordnung einer sogenannten App auf Rezept. Mika ist seit März 2021 im Verzeichnis der digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) aufgenommen.
Im Interview über Mika mit Dr. Jan Simon Raue, Mitgründer und Geschäftsführer der Fosanis GmbH und Entwickler der Mika-App
Was genau macht Mika?
Mit der Mika-App haben Krebspatient*innen eine digitale und personalisierte Therapiebegleitung an der Hand. Neben wissenschaftlich fundierten Informationen zu der jeweiligen Krebserkrankungen begleitet das Programm die Betroffenen mit Methoden und Techniken des Therapiemanagements, die zusammen mit Onkolog*innen und Psychoonkolog*innen der Charité Berlin und des Universitätsklinikums Leipzig entwickelt wurden. Dazu gehören Bewegungstrainings, Ernährungsempfehlungen und Achtsamkeitsübungen.
Es gibt eine Vielzahl von Anwendungen für Krebspatient*innen. Was zeichnet Mika aus?
Mika ist die erste digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) für alle Krebspatient*innen. Unser Ziel ist es, Patient*innen eine bessere Lebensqualität zu ermöglichen und zu einem selbst bestimmten Leben mit der Diagnose Krebs zu befähigen.
Im Gegensatz zu anderen Angeboten kann die Mika-App deshalb mehr als nur Symptome messen und Daten für Patient*innen und Ärzt*innen auswerten. Der Algorithmus im Hintergrund der App hat gelernt, welche Inhalte bei der jeweiligen Krebsart und den Symptomen passen.
So können wir personalisierte Hilfestellungen anbieten. Hinzu kommen Hunderte von Fachartikeln, Videos und Kursen, aus denen Patient*innen das Passende angeboten werden kann.
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte stellt hohe Anforderungen an Anwendungen, die eine DiGA werden wollen. Warum haben Sie sich trotzdem für diesen Weg entschieden?
Das Digitale-Versorgung-Gesetz bietet erstmals einen gesetzlich verankerten Anspruch auf eine zusätzliche digitale medizinische Leistung. Die Voraussetzung für die Kostenübernahme ist die Erfüllung von hohen Anforderungen an die Sicherheit, die Funktionstauglichkeit, die Qualität und den Datenschutz.
In unserem Fall ist das die Krebstherapiebegleitung, die für Patient*innen jederzeit und überall zugänglich ist. Als DiGA können wir mit Mika als erster Anbieter überhaupt allen Menschen mit der Diagnose Krebs etwas anbieten, um das Leben mit der Krankheit zu erleichtern. Das war und ist unsere Motivation.
Eine erste Pilotstudie der gynäkologischen Onkologie an der Berliner Charité gibt bereits deutliche Hinweise darauf, dass die regelmäßige Nutzung der App die Gesundheitsbezogene Lebensqualität der Patient*innen steigert und psychische Belastungen reduziert.
Welche Voraussetzungen für die Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen gibt es?
Ärzt*innen oder Psychotherapeut*innen können Mika bei entsprechender Indikation über das Kassenrezept verordnen – in unserem Fall Krebs, das heißt das gesamte Kapitel C der ICD-Klassifikation. Das bedeutet, Patient*innen erhalten ein Rezept.
Diese Verordnung reichen Patient*innen bei ihrer jeweiligen Krankenkasse ein. Dabei sind die gesetzlichen Krankenkassen ein wichtiger Partner bei der Frage, wie die App zu den Versicherten kommt. Sie waren von Beginn an stark an der Umsetzung des Abrechnungsprozesses beteiligt.
In verschiedenen Fällen ist es auch möglich, direkt die Kostenübernahme bei seiner Krankenkasse zu beantragen. Nach Prüfung erhalten die Patient*innen einen Freischaltcode von der Krankenkasse. Damit können sie die Mika-App 90 Tage lang nutzen. Im Anschluss an diesen Zeitraum kann der oder die Behandler*in bei Bedarf ein neues Rezept ausstellen.
Aktuell ist Mika über das Fast-Track-Verfahren als DiGA zugelassen. Welche Pläne gibt es, um einen Nachweis für einen positiven Versorgungseffekt vorzulegen?
Aktuell läuft eine randomisierte und kontrollierte Studie mit 524 Patient*innen mit malignem Tumor am Universitätsklinikum Leipzig. Wir möchten insbesondere nachweisen, dass die Nutzung von Mika die gesundheitsbezogene Lebensqualität verbessert und die psychische Belastung reduziert.
Für uns ist klar, dass die Mika-App immer auf den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen und die Wirkung nachweisbar sein muss. Nur so können wir Krebspatienten und Krebspatientinnen wirklich helfen und Ärzten beziehungsweise Behandler-Teams ein gutes Hilfsmittel anbieten.