Coronakrise: Gehaltserhöhungen erst wieder ab 2021

Wegen der wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronakrise haben Arbeitgeber in Deutschland ihre Budgets für Gehaltserhöhungen 2020 stark gekürzt.

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Anfang 2020 budgetierten deutsche Arbeitgeber noch 3,0 Prozent Gehaltserhöhungen, mussten sie dies aufgrund der wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie auf 2,7 Prozent reduzieren. Das entspricht einer durchschnittlichen Kürzung um circa. 10 Prozent. Dies zeigt der Salary Budget Planning Report von Willis Towers Watson. Für die Studie wurden Gehaltsdaten von 15.000 Unternehmen in 132 Ländern weltweit ausgewertet.

Zusätzlich planen für dieses Jahr 19 Prozent der Arbeitgeber in Deutschland Nullrunden oder eine Verschiebung von Gehaltserhöhungen. Fast genauso viele Unternehmen (18 Prozent) werden die Jahresboni reduzieren. Mit 35 beziehungsweise 39 Prozent planen beispielsweise Unternehmen in Großbritannien solche Maßnahmen deutlich häufiger.

Florian Frank, Leiter Talent & Rewards, Willis Towers Watson Deutschland, dazu:

„Wie die meisten Unternehmen weltweit versuchen auch deutsche Unternehmen, Liquidität zu sichern und Kosten zu optimieren. Hier spielen Nullrunden beim Gehalt eine entscheidende Rolle. Diese können auch länger anhalten: Nach der Finanzkrise 2008 bis 2009 war zu beobachten, dass auch im Folgejahr ein großer Anteil der Unternehmen eine zweite Nullrunde durchgeführt hat.“

Wenig Entlassungen, aber Einstellungsstopps

Nur wenige Unternehmen in Deutschland (8 Prozent) haben vor, ihre Mitarbeiterzahl auf Grund der Krise zu reduzieren. Dagegen hat die große Mehrzahl der Unternehmen (80 Prozent) in den größten Volkswirtschaften weltweit aufgrund der COVID-19-Krise Einstellungsstopps angeordnet.

Als weitere Maßnahmen der Liquiditätssicherung setzen 75 Prozent der Unternehmen auf freiwillige unbezahlte Urlaube oder unfreiwillige Freistellungen, darunter auch Kurzarbeit, oder halten sich diese Option zumindest offen.

Carl Walinski, Director Data Services von Willis Towers Watson, berichtet:

„In Deutschland besteht mit dem Instrument der Kurzarbeit eine belegschaftsschonende Alternative zu Entlassungen. Nach der Krise könnte Deutschland bei der wirtschaftlichen Erholung davon profitieren, dass die Unternehmen die Möglichkeit haben, ihre Mitarbeiter ‚an Bord‘ zu behalten. So können sie durchstarten, ohne die „richtigen“ Ressourcen erst wieder neu rekrutieren und aufbauen zu müssen.“

Planung für 2021 ist optimistischer

Da Arbeitgeber in Deutschland eine Rückkehr der Gehaltsbudgets auf 2,9 Prozent – und somit fast auf Vorkrisenniveau – erwarten, sind die Projektionen der Gehaltserhöhungen für 2021 optimistischer. Dennoch ist der Anteil der Unternehmen, die nächstes Jahr eine Nullrunde planen, mit der Zeit vor der Pandemie verglichen viermal so hoch (aktuell 12 Prozent im Vergleich zu früheren 3 Prozent).

Carl Walinski sagt:

„Das ganze Ausmaß der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie wird sich erst noch zeigen, da einige Unternehmen dieses Jahr ihre Gehälter eingefroren haben, um den Cash Flow zu sichern, während andere Firmen noch vor der Pandemie Gehaltserhöhungen angekündigt hatten und daher die Auswirkungen erst nächstes Jahr spüren werden.”

Fast weltweit Nullrunden

Deutschland verfolgt einen ähnlichen Ansatz wie die meisten anderen G8-Volkswirtschaften, deren Arbeitgeber 2020 aufgrund der Krise niedrigere Gehaltsbudgets einplanen.

Die USA bleiben eine Ausnahme, wo 2020 vor und nach COVID sowie auf demselben Level auch 2021 Gehaltssteigerungen bei stabilen 3,0 Prozent vorgesehen werden.

Kanadische Arbeitgeber haben ihre Gehaltsbudgets in ähnlichem Umfang auch nur um 0,1 Prozent reduziert (von 3,0 Prozent auf 2,9 Prozent) und erwarten 2021 eine Erholung zurück auf 3,0 Prozent.

In Europa erwarten Arbeitgeber in Großbritannien, Frankreich und Deutschland, dass nach der Krise ihre „wiederhergestellten“ Gehaltsbudgets 2021 hinter die 2020 vor Corona geplanten Erwartungen niedriger ausfallen werden. Einzig Italien erwartet im nächsten Jahr eine Erholung hin zu Vor-COVID-Werten.

Die am stärksten / wenigsten betroffenen Branchen

Die globale Branchenanalyse zeigt, dass fünf Branchen am stärksten von Nullrunden oder Gehaltssteigerungsaufschüben betroffen sind:

  • Einzelhandel (hier haben 58 Prozent der Unternehmen Gehaltssteigerungen eingefroren oder verschoben)
  • Medien (51 Prozent)
  • Freizeit- und Gastgewerbe (50 Prozent)
  • Produktion (49 Prozent)
  • Automobilindustrie (44 Prozent)

Die am wenigsten von Nullrunden oder Gehaltssteigerungsaufschüben betroffenen Branchen sind unter anderem:

  • Versicherungen (11 Prozent)
  • Banken (16 Prozent)
  • Haushalts- und Pflegedienstleistungen (17 Prozent)
  • Chemieunternehmen (18 Prozent)
  • Finanzdienstleister (23 Prozent)

Carl Walinski dazu:

„Generell sind die Nullrunden häufiger in den Branchen erfolgt, welche die stärksten Einschränkungen im Hinblick auf Ausübung ihres Geschäfts oder Produktion hinnehmen mussten. Hingegen haben die Branchen, die vom Homeoffice aus gut weiterarbeiten konnten, oder die Branchen wie Pflegedienstleister, die unbedingt weiterarbeiten mussten, seltener Kürzungen verhängt.“

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