Laut GDV sind Autodiebstähle in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin zwischen 2021 und 2022 deutlich (um 37 Prozent beziehungsweise 32 Prozent) gestiegen. Vor diesem Hintergrund haben Experten von Allianz Direct eine Studie durchgeführt, die die regionale Häufigkeit von Autodiebstählen in ganz Deutschland aufdeckt.
Für die Untersuchung wurden Daten des GDV, des BKA und von Eurostat genutzt, um eine statistische Grundlage für Fahrzeugdiebstähle in Deutschland zu schaffen. Weitere Sekundärforschungen wurden durchgeführt, um die Anfälligkeit von Fahrzeugen für Diebstähle in diesem Jahr zu ermitteln.
Regionale Unterschiede
Die Untersuchungen von Allianz Direct haben ergeben, dass 2022 in Deutschland 49.210 Fälle von gestohlenen Fahrzeugen, Mopeds oder Motorrädern registriert wurden. Von diesen dokumentierten Vorfällen wurden lediglich 12.284 Fälle gelöst. Damit wurde letztes Jahr weniger als jeder vierte Fall gelöst (24,96 Prozent), sodass drei Viertel ungelöst blieben (75,04 Prozent).
Mit 1.463 versuchten und 12.736 begangenen Diebstählen verzeichnete Nordrhein-Westfalen 2022 die höchste Zahl an Fahrzeugdiebstählen in Deutschland. Das sind etwas mehr als viermal mehr Diebstähle als in der angrenzenden Region Niedersachsen, wo es im gleichen Zeitraum 3.008 gemeldete Fälle gab. In Nordrhein-Westfalen wurden weniger als ein Viertel der Vorfälle aufgeklärt (21,20 Prozent), sodass 39 von 50 Diebstählen unaufgeklärt blieben (78,80 Prozent).
An zweiter Stelle ist Berlin mit 7.948 gemeldeten Fahrzeugdiebstählen und 1.120 versuchten Diebstählen. Im Vergleich zu Sachsen, einer Region mit ähnlicher Bevölkerungszahl, gab es in der Hauptstadt im gleichen Zeitraum zwei Drittel mehr Autodiebstähle (2.689). In Berlin wurde nur jeder zehnte Vorfall aufgeklärt (10,76 Prozent), was bedeutet, dass 89,24 Prozent der gemeldeten Fahrzeugdiebstähle in der Region unaufgeklärt blieben.
Es folgt Baden-Württemberg an dritter Stelle mit 3.889 gemeldeten Vorfällen und 352 versuchten Diebstählen. 2022 wurden hier 1.152 Fahrzeugdiebstähle aufgeklärt, ein Viertel mehr als in Berlin im gleichen Zeitraum (855).
Große deutsche SUVs sind begehrt
Die Studie von Allianz Direct ergibt, dass Volkswagen 2022 mit insgesamt 1.955 gemeldeten Vorfällen die meistgestohlene Automarke in Deutschland war. Fast 16 Prozent der Diebstähle im letzten Jahr betrafen damit VWs. Die Statistiken zeigen, dass es Diebe vor allem auf große SUVs und Autos deutscher Marken abgesehen haben. An zweiter Stelle steht Audi mit 1.406 gestohlenen Fahrzeugen. Das entspricht 11,5 Prozent der Diebstähle 2022. Dicht dahinter folgt Mercedes mit insgesamt 1.136 gestohlenen Fahrzeugen. 9,3 Prozent der gestohlenen Fahrzeuge im letzten Jahr waren demnach Mercedes-Modelle.
Die am wenigsten gestohlene Automarke war im letzten Jahr Seat; von dieser Marke wurden lediglich 151 Fahrzeuge gestohlen (1,2 Prozent der gesamten Diebstähle). Auch Peugeot-Fahrzeuge sind weniger ins Visier von Dieben geraten. Es wurden in diesem Zeitraum 174 Fahrzeuge gestohlen. Überraschenderweise liegt Porsche mit 188 gestohlenen Fahrzeugen 2022 auf dem drittletzten Platz, mit einem nur 0,1Prozent höheren Anteil an den gesamten Diebstählen als Seat (1,4 Prozent).
Gesamtprognose für 2023
Die Untersuchungen der Allianz Direct prognostizieren, anhand historischer BKA-Daten der letzten drei Jahre, dass es eine voraussichtliche Gesamtzahl von etwa 2.875 Fällen von Kfz-Diebstahl sowie 678 Versuchen über alle Bundesländer verteilt geben wird.
Von diesen Diebstählen wird schätzungsweise etwa ein Drittel der Fälle aufgeklärt (30,27 Prozent), was einem Anstieg von 20,98 Prozentpunkten im Vergleich zu den aufgeklärten Fällen im Vorjahr (9,29 Prozent) entspricht. Es wird erwartet, dass weiterhin männliche Tatverdächtige die Kfz-Diebstahlstatistik dominieren werden (7.349), verglichen mit schätzungsweise 703 weiblichen Verdächtigen.
Die Studie prognostiziert außerdem, dass Bayern mit etwa 182 aufgeklärten Fällen von 383 dokumentierten Fällen die höchste Aufklärungsquote aufweisen wird, das heißt 33 von 50 Vorfällen werden voraussichtlich aufgeklärt (66,56 Prozent). Im Vergleich wird geschätzt, dass in Hamburg die wenigsten Kfz-Diebstähle aufgeklärt werden (8,27 Prozent).
Schadenkosten pro Diebstahl
Unter Verwendung historischer GDV-Daten prognostiziert Allianz Direct, dass Berlin 2023 mit 23.808,74 Euro den höchsten Schaden pro Diebstahl verzeichnen könnte. Das sind 11 Prozent mehr als im angrenzenden Hessen. Aktuelle Zahlen in Berlin (2022) belegen, dass die Schadenskosten pro Diebstahl in der Region bei 22.960 Euro lagen.
An zweiter Stelle steht Brandenburg, wo Fahrzeugdiebstähle dieses Jahr schätzungsweise 22.503,75 Euro Schaden pro Vorfall verursachen. Im Vergleich zu Sachsen, werden die Schadenskosten pro Diebstahl in Brandenburg voraussichtlich um 10 Prozent höher sein (20.261,67 Euro). Mit einem Gesamtschaden von 21.727 Euro je Vorfall verzeichnete Brandenburg nach den neuesten Zahlen (2022) die zweithöchsten Schäden pro Vorfall.
An dritter Stelle steht Hessen. Der Schaden pro Diebstahl wird hier 2023 voraussichtlich 21.134,58 Euro betragen. Das sind 4 Prozent mehr als im angrenzenden Niedersachsen, wo die Prognosedaten die Kosten pro Schadensfall im gleichen Zeitraum auf 20.265,05 Euro schätzen.
Thüringen wird in diesem Jahr voraussichtlich mit den geringsten Schadenskosten pro Diebstahl konfrontiert sein, wobei die Schäden auf 1.217,45 Euro pro Vorfall geschätzt werden. Im Vergleich zum höchsten Wert im Ranking beträgt der Schaden fast zwanzig Mal weniger als die prognostizierten Schadenskosten pro Diebstahl in Berlin.
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