Die AWO Unterfranken und die Gewerkschaft ver.di haben einen Pilottarifvertrag für Lebensarbeitskonten vereinbart. Dieser Tarifvertrag kann bundesweit für alle Unternehmen aus dem Bereich Gesundheit, soziale Dienste, Bildung und Wissenschaft ein Vorbild sein. Die Produktlösung für die AWO Unterfranken hat die genossenschaftliche R+V Versicherung entwickelt.
Auf einem Lebensarbeitszeitkonto (LAZ-Konto) sparen Beschäftigte für eine spätere bezahlte Freistellung von der Arbeit. Auf dieses Konto zahlen sie beispielsweise Teile des Gehalts (regelmäßige oder einmalige Zahlungen) oder Arbeitszeitguthaben (aus Mehrarbeit oder Überstunden) ein. Tage und Stunden werden dabei in Euro umgerechnet. Das so angesparte und verzinste Guthaben samt der pauschalen Sozialversicherungsanteile des Arbeitgebers können die Beschäftigten für eine bezahlte Auszeit verwenden.
In der Regel nutzen sie das Guthaben für sogenannte Sabbaticals, das heißt für berufliche Auszeiten von einem Monat bis zu einem Jahr, etwa für Reisen, Fortbildungen oder Familienbetreuungszeiten. Besonders innovativ ist, dass diese Guthaben nun auch zur finanziellen Aufstockung einer phasenweise eingegangenen Teilzeitbeschäftigung genutzt werden können. Selbstverständlich können die Guthaben auch für einen früheren Rentenantritt oder längere Auszeiten verwendet werden. Ein wesentlicher Vorteil des LAZ-Kontos ist das Fortbestehen des Arbeitsverhältnisses während der Freistellung.
LAZ-Tarifvertrag mit bundesweiter Vorbildfunktion
Die neue Vereinbarung zum LAZ-Konto können die rund 3.000 Beschäftigten der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Unterfranken nutzen. Der Tarifabschluss gilt bundesweit als Vorbild für die Unternehmen im ver.di-Fachbereich Gesundheit, soziale Dienste, Bildung und Wissenschaft. Derzeit arbeiten in der Branche allein bereits über zwei Millionen Beschäftigte als Pflegekräfte. Die Entscheidung des Arbeitnehmers für ein LAZ-Konto ist freiwillig. Er kann das entsprechende Angebot seines Arbeitgebers auch ablehnen.
Die AWO Unterfranken erachte den Pilottarifvertrag über Lebensarbeitszeitkonten als einen Meilenstein für das Gesundheits-, Pflege- und Sozialwesen, erläutert Dominik Roth, Konzernpersonalleiter der AWO Unterfranken. Er vertieft:
Es geht uns darum, die Arbeitsbedingungen unserer Beschäftigten merklich zu verbessern. Neben einem attraktiven Gehalt kommt es aus unserer Sicht vor allem auf Arbeitsbedingungen an, die eine Work-Life-Balance ermöglichen.
Die in den innovativen Arbeitszeitkontenlösungen eingepassten Lebensarbeitszeitkonten runden das Bild eines attraktiven und modernen Arbeitsgebers ab, bei dem man gerne länger verbleibt, so Roth weiter.
Zeit sei kostbar. Für ver.di-Mitglieder sei klar, dass man selbst über seine Zeit bestimmen wolle, ergänzt ver.di-Gewerkschaftssekretär Stefan Kimmel. Nun die Möglichkeit für eine Auszeit oder bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu haben, sei ver.di wichtig.
Die AWO Unterfranken entschied sich für die LAZ-Lösung der R+V Lebensversicherung AG. Der zweitgrößte Lebensversicherer Deutschlands gehört zu den bundesweit führenden Anbietern in der betrieblichen Altersversorgung (bAV) sowie bei Wertkonten und verwaltet künftig die LAZ-Konten aller Beschäftigten der AWO Unterfranken. Die R+V garantiert dabei die Auszahlung aller eingezahlten Beiträge abzüglich der Abschluss- und Vertriebskosten. Die Wertguthaben werden verzinst und sind voll gegen Insolvenz geschützt.
Ein LAZ sei für Arbeitgeber ein hervorragendes Instrument, um neue Fachkräfte zu finden oder die bisherigen Mitarbeiter stärker an das Unternehmen zu binden, betont Claudia Andersch, Vorstandsvorsitzende der R+V Lebensversicherung AG. Die LAZ-Lösungen der R+V nutzen bisher rund 125.000 Beschäftigte aus mehr als 1.500 Unternehmen. Insgesamt sind auf den LAZ-Konten der R+V rund 3,5 Milliarden Euro angespart.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Schwarmintelligenz: Lebensversicherer im Meta-Rating
Erstmals hat Metzler Ratings für deutsche Lebensversicherer ein „Rating der Ratings“ durchgeführt. Dafür wurden auf öffentliche Ratings zu 28 Unternehmen aus den Bereichen Finanzstärke, Produkt- sowie Servicequalität zurückgegriffen. Den ersten Platz in der Gesamtbewertung sicherte sich die WWK.
IVFP prüft Fondspolicen auf Nachhaltigkeit – jetzt noch umfassender
Eine große Neuerung des Ratings besteht darin, dass erstmals auch das Fondsangebot von Basisrententarifen und Tarifen in der bAV untersucht wurde. Das IVFP hat somit insgesamt über 41 Anbieter und 159 Tarife in den Kategorien Privatrente, Basisrente und bAV untersucht und eine hohe Zahl an Top-Tarifen ermittelt.
Rekordhoch bei der Zahl der Direktversicherungen
Innerhalb der Lebensversicherung entfällt fast jeder fünfte Vertrag und sogar knapp ein Viertel der Beiträge auf die bAV. Von allen fünf Durchführungswegen entwickelte sich die Direktversicherung mit einem neuen Höchststand von 8,8 Millionen Verträgen per Ende 2022 am besten.
Wie GmbH-Geschäftsführer ihre Altersversorgung (nicht) behalten
Weniger als 20 Prozent der Mittelständler sichern ihr Privatvermögen durch die Zwischenschaltung einer GmbH. Kommt es zum Konkurs fordert der Insolvenzverwalter Schadenersatz ein. Und dafür haften Geschäftsführer mit ihrem gesamten Privatvermögen, zu dem auch die bAV zählen kann.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Direktversicherung statt Sozialpartnermodell: BDV zweifelt an Reformwirkung
Die Bundesregierung will mit einem 2. Betriebsrentenstärkungsgesetz die betriebliche Altersversorgung im Mittelstand attraktiver machen. Doch der Bund der Versicherten (BDV) sieht den Entwurf kritisch. Vor allem für kleinere Unternehmen greift er aus Sicht des Verbands ins Leere – und könnte sogar zu zusätzlicher Gängelung führen. Welche Rolle dabei die Gewerkschaften spielen und warum die Direktversicherung für KMU der eigentliche Königsweg bleibt, zeigt ein genauer Blick auf die Pläne.
BVK begrüßt bAV-Reform – und fordert stärkere Einbindung der Vermittler
Der BVK sieht im Zweiten Gesetz zur Stärkung der betrieblichen Altersversorgung wichtige Reformimpulse. Gleichzeitig warnt der Verband davor, Versicherungsvermittler bei der Umsetzung außen vor zu lassen – und fordert gesetzliche Beratungspflichten.
Zwischen Budgetgrenzen und Talentsuche: Unternehmen justieren ihre Benefits neu
Kostendruck auf der einen, Fachkräftemangel auf der anderen Seite – viele Unternehmen müssen ihre Benefits-Strategien neu ausrichten. Eine neue Studie zeigt, wie sie dabei vorgehen.
Stuttgarter bAV-Preis 2025: Ausschreibung gestartet
Bereits zum 14. Mal vergibt die Stuttgarter Lebensversicherung a.G. den renommierten "Stuttgarter bAV-Preis". Die Ausschreibung richtet sich an Absolventen mit herausragenden wissenschaftlichen Arbeiten zur betrieblichen Altersversorgung. Einsendeschluss ist der 21. März 2025, die Preisverleihung findet am 10. April 2025 in Dortmund statt.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.