Die Stimmung unter den deutschen Immobilienfinanzierern ist im dritten Quartal 2021 erneut angestiegen und erreicht nun 1,61 Zähler (+2,63 Punkte). Damit hat sich der Wert fünf Quartale in Folge verbessert.
Getrieben wird die Verbesserung unter anderem vom Neugeschäft. Mit 61,3 Prozent geben fast zwei Drittel der Befragten an, dass das Neugeschäft wächst. DAs entspricht einem Plus von 18 Prozentpunkten.
Zur Verbesserung des Wertes trägt auch bei, dass nur noch wenige Marktteilnehmer (12,9 Prozent; -9,7 Prozentpunkte) die Finanzierungsbedingungen als restriktiv einschätzt.
Weiterhin wirkt sich positiv aus, dass der Anteil kleiner Finanzierungen – unterhalb von 10 Mio. Euro – auf 22,6 Prozent (-7,4 Prozentpunkte) abnimmt.
Prof. Dr. Steffen Sebastian, Inhaber des Lehrstuhls für Immobilienfinanzierung an der IREBS und wissenschaftlicher Berater des BF.Quartalsbarometers, kommentiert:
Der erneute, leichte Anstieg des BF.Quartalsbarometers ist vor dem Hintergrund des massiven Einbruchs im März 2020 zu sehen. Seitdem erholt sich die Stimmung langsam Schritt für Schritt. Im Vergleich zum noch vom Lockdown geprägten ersten Halbjahr 2021 sind sowohl Sentiment als auch Marktaktivität mittlerweile deutlich gestiegen.
Es werde wieder mehr finanziert und das Neugeschäft springe an. Auch das bestehende Kreditbuch mache keine allzu großen Probleme. Das zeige sich nicht zuletzt darin, dass die befürchtete NPL-Welle ausgeblieben ist, so Prof. Dr. Sebastian.
Manuel Köppel, CFO der BF.direkt AG, schränkt ein: Es sei unübersehbar, dass die Auswirkungen der Pandemie den Finanzierungsmarkt noch prägen. Sie zeigen sich vor allem in einem selektiven Vorgehen der Finanzierer und in einer Zurückhaltung bei den Nutzungsarten Hotel und Non-Food-Einzelhandel.
Margen weiterhin auf hohem Niveau
Für die Finanzierer ist die Entwicklung der Margen auf den ersten Blick sehr erfreulich. Diese sind während der Pandemie um rund 40 Basispunkte gestiegen und verharren im 3. Quartal 2021 auf diesem hohen Niveau.
Bei der Bestandsfinanzierung betragen die Margen aktuell 158,4 (+0,9 Basispunkte), bei Projektentwicklungen 237 Basispunkte (-2 Basispunkte). Manuel Köppel dazu:
Wir beobachten vor allem bei der Finanzierung von Projektentwicklungen viel Bewegung. Auf der Suche nach Rendite fließt viel Kapital, auch aus dem Nichtbankensektor, in dieses Finanzierungssegment. Ob die Stabilität der Margen längerfristig gehalten werden kann, bleibt also zu beobachten.
Während sich Loan-to-Values (LTV) und Loan-to-Costs (LTC) in den vergangenen Quartalen uneinheitlich bewegten, sanken beide Werte im dritten Quartal 2021 leicht. Der LTV bei Finanzierungen von Bestandsobjekten fiel auf 67,1 Prozent (-0,5 Prozentpunkte), der LTC von Projektentwicklungsfinanzierungen auf 71,3 Prozent (-1,8 Prozentpunkte).
Green Loans gewinnen stark an Bedeutung
Im Rahmen der Zusatzfrage wurden die Finanzierungsexperten zu Green Loans befragt. Alle Teilnehmer sind der Meinung, dass diese Form der Kreditvergabe stark an Bedeutung gewinnen wird beziehungsweise schon heute eine große Wichtigkeit besitzt.
Einige Teilnehmer attestieren den Green Loans sogar eine überragende Bedeutung. Als Hauptgründe dafür werden der öffentliche Druck durch den Klimawandel und vor allem politische Regelungen auf EU-Ebene genannt.
Green Loans werden teilweise von Kunden bereits aktiv nachgefragt, insbesondere von institutionellen Investoren. Prof. Dr. Steffen Sebastian dazu:
Die Finanzierer können sich dem Megatrend ESG nicht entziehen. Ein Teil der Befragten geht davon aus, dass nicht-grüne Objekte mittel- bis langfristig gar nicht mehr finanziert werden.
Des Weiteren werde Transaktionsfähigkeit von Immobilien immer mehr von ihrem „grünen“ Status abhängen. Die Finanzierer reagieren darauf. Ein Teil biete bereits grüne Finanzierungen an, viele Institute bereiten derzeit vergleichbare Produkte vor, so der Lehrstuhlinhaber.
Die BF.direkt AG, Spezialist für die Finanzierung von Immobilienprojekten, veröffentlicht vierteljährlich das BF.Quartalsbarometer, das durch die bulwiengesa AG erarbeitet wird.
Der Index gibt die Stimmung und das Geschäftsklima der Immobilienfinanzierer in Deutschland umfassend wieder. Der Quartalsbarometerwert wird aus verschiedenen Einzelwerten errechnet.
Das Quartalsbarometer für das Q3/2021 kann unter hier heruntergeladen werden.
Zur Methodik
Zur Ermittlung des BF.Quartalsbarometers wurden insgesamt rund 100 Experten befragt, die größtenteils direkt mit der Vergabe von Krediten an Immobilienunternehmen betraut sind. Das Panel besteht aus Vertretern unterschiedlicher Banken und anderen Finanzierern.
Der Wert des BF.Quartalsbarometers setzt sich aus verschiedenen Bestandteilen des Fragebogens zusammen. Zu den analysierten Komponenten gehören die Einschätzung zur Veränderung der Finanzierungsbedingungen, der Entwicklung des Neugeschäfts, der Höhe der gewährten Kredittranchen, der Risikobereitschaft der Finanzierung nach Assetklassen, der Höhe der LTV-/LTC-Werte, der Entwicklung der Margen, der Bedeutung alternativer Finanzierungsmöglichkeiten und der Entwicklung der Liquiditätskosten.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Stimmung der Immobilienfinanzierer auf Rekordtief
Zur Verschlechterung des Stimmungsindex haben zahlreiche Faktoren beigetragen, allen voran, dass die überwältigende Mehrheit von 89 Prozent der Immobilienfinanzierer restriktivere Bedingungen bei Finanzierungen erwartet. Zudem gestaltet sich bei 70 Prozent das Neugeschäft rückläufig.
Stimmung unter den Immobilienfinanzierern im Rekordtief
Das Stimmungsbarometer unter Immobilienfinanzierern stürzt im dritten Quartal 2022 weiter ab auf -16,91 Punkte. Energiekrise und konjunkturelle Sorgen sowie die Erwartung von restriktiveren Finanzierungsbedingungen haben zum erneuten Sinkflug beigetragen.
Negativrekord bei Sentiment-Index für Immobilienfinanzierer
Nach einer leichten Stimmungsaufhellung im Vorquartal sinkt das BF.Quartalsbarometer für Immobilienfinanzierer um rund 3 Zähler. Restriktivere Finanzierungsbedingungen, rückläufiges Neugeschäft und steigende Liquiditätskosten drücken den Barometerwert auf einen neuen Tiefstand.
Steigende Stimmung der Immobilienfinanzierer
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
BFH-Urteil zum freiwilligen Wehrdienst: Wann Kindergeld trotz Soldatendienst gezahlt wird
Der Bundesfinanzhof schafft Klarheit: Ein freiwilliger Wehrdienst allein begründet keinen Anspruch – doch wer ausbildungswillig ist und keinen Platz findet, kann profitieren. Was das Urteil für Familien bedeutet.
Geldanlage: Sicherheit vor Rendite – aber mit wachsender Risikobereitschaft
Für die meisten Deutschen steht Sicherheit bei der Geldanlage weiterhin an erster Stelle. Das zeigt eine aktuelle repräsentative forsa-Umfrage im Auftrag der BarmeniaGothaer. Während klassische Sparformen dominieren, gewinnt das Interesse an renditestärkeren Alternativen wie Fonds und Aktien langsam an Bedeutung.
Insolvenzverfahren der P&R-Gruppe: Über 666 Millionen Euro an Gläubiger verteilt
In den Insolvenzverfahren der vier deutschen P&R-Containerverwaltungsgesellschaften wurde nunmehr die vierte Abschlagsverteilung vorgenommen. Insgesamt rund 122 Millionen Euro wurden an mehr als 54.000 Gläubiger ausgezahlt.

Steuerbonus aus der Nebenkostenabrechnung
Versteckte Steuerersparnis in der Betriebskostenabrechnung: Wer haushaltsnahe Dienstleistungen und Handwerkerleistungen gezielt nutzt, kann jährlich mehrere hundert Euro direkt von der Steuer abziehen. Was § 35a EStG erlaubt, wie man eine Bescheinigung bei der Hausverwaltung anfordert – und worauf Mieter und Eigentümer jetzt achten sollten.