Erneuerung der IT-Landschaften und das Zusammenrücken von IT und Fachabteilungen
Die Erneuerung der IT-Landschaften war das Kernthema des 12. Messekongresses IT für Versicherungen am 24. und 25. November 2020. Dabei lag der Fokus auf starker Prozessautomatisierung, dem Einsatz von Cloudtechnologien und KI-Ansätzen.
In neun Fachforen tauschten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch zu Themen wie Agilität, Altsysteme, Vertrieb und IT-Security aus. In einer Start-up-Session wurden neue Ideen und Geschäftsmodelle vorgestellt.
Bei den Fragerunden und Pausengesprächen des virtuellen Messekongresses ging es zudem durchgehend um die Zukunft der Versicherungswirtschaft im Allgemeinen:
- Wie wird zukünftig die Wertschöpfung aussehen?
- Was wird die Rolle von Versicherungen sein und wie werden sich die Kundenbedürfnisse ändern?
Prof. Dr. André Köhler, Geschäftsführer der SF Group und fachlicher Leiter der Veranstaltung meint:
Die Diskussionen zeigen, dass IT heute viel stärker in die Fachlichkeit und Wertschöpfung eingebunden ist. Die Fachleute stellen sich diese Fragen, während sie IT-Systeme designen. Das ist ein deutliches Zeichen dafür, dass IT und Fachabteilungen enger zusammengerückt sind.
IT & Business, Zusammenarbeit, Individual- vs. Standardlösungen
Mit ihrer Keynote über die erfolgreiche Zusammenarbeit von IT und Business eröffneten Ursula Clara Deschka (Vorstandsmitglied ERGO Deutschland AG) und Jörg Mathey (Leiter Transformation, ITERGO) den Messekongress. Ihr Fazit:
Echter Erfolg geht nur gemeinsam. Vertrauen und Verständnis tragen dazu bei, dass man besser vorankommt.
Ebenfalls um das Thema Zusammenarbeit ging es im Fachforum „Zukunft der Versicherung“. Hier zeigten Getsafe, die Bayerische und die Versicherungskammer Bayern, wie sie sich fit für die Zukunft machen.
So legt die VKB Marco Vellmete zufolge Wert auf Partnerschaften und bietet diese auch aktiv an. Denn nicht alles lässt sich alleine stemmen. Rebecca Rasp von Getsafe erläuterte, wie wichtig es ist, kundenorientiert und stets verfügbar zu sein. Wie das InsurTech dies umsetzt, zeigte sie am Beispiel der Getsafe-Schaden-App.
Neben Vorträgen zu aktuellen Trends waren auch die Altsysteme ein Thema. Ralph Demtröder (Deutsche Vermögensberatung) und Raymon Sanden (compeople AG) sprachen über die Herausforderungen beim Wechsel von einer gewachsenen Individuallösung zu einer Standardplattform. So entpuppte sich den beiden zufolge eine vermeintlich einfache Aufgabe wie die Ablösung eines E-Mail-Systems am Ende als deutlich umfangreicher.
Im Fachforum „Moderne IT im Vertrieb“ berichteten Tim Farcher (UNIQA Versicherung AG) und Achim Heidebrecht (NOVUM-RGI) über ihr gemeinsames Projekt, die Entwicklung einer Digital Sales Platform für 20 Partner in 15 Ländern.
Zum zweiten Mal wurde in diesem Jahr eine Start-up-Session durchgeführt. Sieben junge Unternehmen (Konfuzio, buynomics, ZAION SAS, SDA SE, KASKO, Segurio und Kasko2go AG) präsentierten ihre innovativen Geschäftsmodelle und zeigten, wie diese Versicherer unterstützen können.
KI, Live-Hacking und Quantencomputer
Der zweite Veranstaltungstag startete mit drei parallelen Fachforen. Das Fachforum „KI in Versicherungen“ war fest in der Hand der Fraunhofer Institute. Pascal Debus vom Fraunhofer AISEC zeigte auf, wie wichtig die Anomalieerkennung von AdversarialSamples ist.
Thomas Renner vom Fraunhofer IAO zeigte Anwendungsbeispiele von KI in der Versicherungswirtschaft auf. Er betonte, dass die Wirtschaft von einer breiten Nutzung von KI noch weit entfernt ist.
Im Fachforum „IT-Security“ ging es Florian Wäsch (Dittmeier Versicherungsmakler GmbH) darum, mehr Awareness beim Thema Cybersicherheit zu erzeugen. Bei einem Live-Hacking zeigte er eindrücklich, wie schnell man mit relativ einfachen Tools Informationen und Daten über Menschen finden kann. Er appellierte an die Zuhörerinnen und Zuhörer, wie wichtig es ist, Awareness durch Schulungen, Tests und Absicherungen zu schaffen.
Im Fachforum „Aktuelle Trends“ wurden innovative digitale Lösungen vorgestellt. Darunter unter anderem die Servicepyramide für das IT-Controlling in Versicherungen, eine Case Study zur digitalen Transformation des Spezialversicherers Hiscox mithilfe von Sapiens sowie die digitale Plattform „Meine Arztdokumente“, welche mithilfe von DATEV eG eine durchgehende Digitalisierung vom Arzt bis zum Kostenträger ermöglicht.
Ausblick: Zukunftstechnologie Quantencomputer
In der zweiten Keynote des Messekongresses gab es einen Blick über den Tellerrand – und in die Zukunft. Prof. Dr. Alexander Szameit von der Universität Rostock sprach über Funktionsweise und Verheißungen von Quantencomputern.
Computer werden aktuell nicht mehr besser, kleiner oder schneller – wir sind am Ende der Physik angekommen, sagte Szameit. Quantencomputer sind daher eine vielversprechende Zukunftstechnologie. Allerdings gibt es noch viele zu lösende Probleme, unter anderem Skalierbarkeit, effiziente Fehlerkorrektur und neue Software.
Im letzten Fachforum der Veranstaltung wagten Vincent Wolff-Marting und Mathias Bock einen Ausblick in die Zukunft. Gemeinsam mit Holger Rommel (ti&m AG) sprach Wolff-Marting über neue Technologien, neue Lebenswelten und neue Geschäftsmodelle. Bock diskutierte, welche Trends die Versicherungsbranche in den nächsten Jahren prägen werden.
Themen:
LESEN SIE AUCH
KI im Vertrieb: Große Hoffnungen, kleine Schritte
Virtuelle KI-Agenten versprechen eine neue Ära im Vertrieb – doch viele Unternehmen bleiben zögerlich. Eine aktuelle Studie zeigt: Die Technologie ist da, aber strategische Klarheit fehlt.
„Digitalisierung gehört nicht auf Wahlplakate, sondern an den Kabinettstisch“
Wahlkampfzeit ist Digitalisierungszeit – zumindest in den Wahlprogrammen. Prof. Dr. Volker Gruhn, Gründer und Aufsichtsratsvorsitzender des IT-Dienstleisters adesso, fordert ein echtes Digitalministerium, das nicht nur Symbolpolitik betreibt, sondern mit klaren Kompetenzen, Budget und Rückendeckung des Kanzlers ausgestattet wird. Denn digitale Verwaltung, Cybersicherheit und föderale IT-Standards brauchen endlich eine zentrale Steuerung – und keinen Flickenteppich aus Einzelmaßnahmen.
Wie schafft es der deutsche Mittelstand endlich aus der IT-Steinzeit?
Technologische Innovation und der deutsche Mittelstand haben noch nicht so recht zusammengefunden. Schon 2021 attestierte eine KfW-Studie den Betrieben im internationalen Vergleich viel zu geringe Ausgaben für Digitalisierung. Für ein Aufschließen an die führenden Nationen wären damals Investitionen in doppelter und dreifacher Höhe nötig gewesen. Ein Kommentar von Nadine Riederer, CEO bei Avision.
Ein maßgeschneidertes ChatGPT für jedes Unternehmen
Eine neue ChatGPT-Lösung ermöglicht es Unternehmen, präzise schriftliche Antworten auf Kundenanfragen oder interne Abfragen zu erhalten. ‚DIGITALL GPT‘ bietet eine API, die von Microsoft Dynamics und allen anderen Anwendungen wie Salesforce und SAP aufgerufen werden kann.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
„Wir haben keinerlei Szenario, in dem aB-Agenta ausläuft“
Mit der Übernahme von artBase! ergänzt DEMV seine bisher rein digitale Strategie um eine bewährte Offline-Lösung. Geschäftsführer Karsten Allesch erklärt im Interview, warum aB-Agenta eigenständig weiterbesteht, welche Vorteile eine Migration bietet und wie sich die Maklerbranche zwischen Plattform-Ökonomie und Bestandsschutz positioniert. Der Text erschien zuerst im expertenReport 03/25.
Warum Europas digitaler Tiefschlaf enden muss – und wie der „AI Continent“-Plan zum Wendepunkt werden kann
Die EU will mit dem „AI Continent Plan“ zur globalen KI-Macht aufsteigen – doch reicht das, um den digitalen Rückstand aufzuholen? Ein Kommentar über Europas Weckruf, seine neuen Ambitionen und das, was jetzt wirklich zählt.
Meta scannt Europa: Wie unsere Posts zur Futterquelle für künstliche Intelligenz werden
Meta beginnt noch diese Woche, EU-Nutzer per App und E-Mail zu informieren: Öffentliche Facebook- und Instagram-Beiträge sowie KI-Chats sollen künftig das KI-Modell füttern. Datenschützer sind alarmiert.
KI als Effizienztreiber: Mittelstand setzt auf digitale Transformation – doch Fachkräftemangel bremst
Der deutsche Mittelstand setzt verstärkt auf Künstliche Intelligenz, um Effizienzpotenziale zu heben – doch der Fachkräftemangel bremst den digitalen Fortschritt. Eine aktuelle Studie zeigt, wie Unternehmen investieren und woran Projekte scheitern.