Die Rating-Agentur Assekurata hat zum zweiten Mal in der Studie „Run-off in der Lebensversicherung 2020“ anhand von zahlreichen betriebswirtschaftlichen Einzeldaten Run-off-Gesellschaften umfangreich untersucht.
Sieben Lebensversicherer befinden sich derzeit im externen Run-off. Insgesamt haben die Run-off-Unternehmen zuletzt überdurchschnittlich hohe Erträge erwirtschaften konnten.
Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata, erklärt:
„Der externe Run-off ist in der deutschen Lebensversicherung noch ein vergleichsweise junges Phänomen, welches in der öffentlichen Berichterstattung häufig kritisch gesehen wird. Derzeit befinden sich sieben deutsche Lebensversicherer im externen Run-off mit einem Prämienvolumen von insgesamt 3,9 Mrd. €, was einem Marktanteil von circa 4 % entspricht.“
Sie verteilen sich auf folgende drei Plattformen:
- Viridium-Gruppe: Skandia Lebensversicherung AG, Heidelberger Lebensversicherung AG, Entis Lebensversicherung AG (ehemaliger Bestand der Protektor Lebensversicherungs-AG), Proxalto Lebensversicherung AG (ehemals Generali Lebensversicherung AG)
- Frankfurter-Leben-Gruppe: Frankfurter Lebensversicherung AG (ehemals Basler Leben AG Direktion für Deutschland), Frankfurt Münchener Lebensversicherung AG (ehemals ARAG Lebensversicherungs-AG)
- Athora-Gruppe: Athora Lebensversicherung AG (ehemals Delta Lloyd Lebensversicherung AG)
Assekurata berücksichtigt neben diesen im externen Run-off befindlichen Unternehmen in der Studie analog zum Vorjahr zusätzlich die Victoria Leben, die sich im internen Run-off der Ergo-Gruppe befindet.
Ertragslage wird analysiert
Für die Zukunftsfähigkeit von Lebensversicherern ist eine positive Ertragssituation eine wesentliche Voraussetzung.
Lars Heermann erläutert:
„Sowohl Kunden als auch Anbieter profitieren von den Rohüberschüssen eines Unternehmens. Aus diesem Grund haben wir die Ertragshöhe der Run-off-Versicherer im Zeitablauf – also sowohl vor als auch nach dem Verkauf – untersucht.“
Im Anschluss wurden die Überschüsse der Run-off-Gesellschaften mit denen der restlichen Lebensversicherungsbranche verglichen. Als Messgröße für den Unternehmensertrag verwendete Assekurata hierbei die Rohüberschussquote, die den generierten Rohüberschuss ins Verhältnis zu den gebuchten Bruttoprämien setzt.
Derzeit ertragsstarke Run-off-Versicherer
Seit 2017 liegen die ausgewiesenen Überschüsse zum Teil sehr deutlich über den Branchenwerten. 2019 erreichten die Run-off-Gesellschaften im Durchschnitt eine Rohüberschussquote von 33,6 Prozent, während der Markt durchschnittlich knapp 12 Prozent erwirtschaftete. Dabei lassen sich die zumindest teilweise sehr hohen Überschüsse der Run-off-Versicherer nicht pauschal begründen.
Lars Heermann sagt:
„In einer Detailanalyse stießen wir vielmehr auf einige Sonder- oder Einmaleffekte, wie beispielsweise die Auflösung einer Steuerrückstellung, oder die außerordentliche Realisierung von stillen Reserven in der Kapitalanlage, die zumindest teilweise die sehr hohen Überschüsse erklären.“
Vor diesem Hintergrund gestalten sich belastbare Aussagen für die zukünftige Entwicklung der Ertragslage als schwierig.
Zudem wurden anhand der Verteilung des Rohüberschusses analysiert, ob der gestiegene Unternehmenserfolg eher dem Versicherer oder dem Kunden zu Gute kommt. Darüber hinaus wurde auch geprüft, welche Eigenkapitalrenditen das Geschäftsmodell Run-off abwirft und inwieweit es damit aus Investorensichtprofitabel ist. Dazu wurden zahlreiche kritische Erfolgsfaktoren wie die Kapitalanlage, die Kostensituation, sowie das Stornoverhalten der Kunden untersucht.
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