Versicherungsmathematiker haben dank des Strukturwandels in der Versicherungs- und Finanzbranche und ihrer anspruchsvollen Ausbildung gute Chancen beim Berufseinstieg. Gehälter von 80.000 Euro und mehr sind deshalb keine Seltenheit.
Laut der Studie „Digitalisierung und Internationalisierung verändern“, die die Managementberatung Kienbaum in Kooperation mit der deutschen Aktuarvereinigung e. V. (DAV) erstellt hat, sind Versicherungsmathematiker (Aktuare) auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragt. 62 Prozent der 2.235 befragten Aktuare gaben an, dass aus ihrer Sicht der Bedarf in den letzten Jahren stark angestiegen ist.
70 Prozent sind der Meinung, sofort eine gleichwertige oder bessere Anstellung finden zu können. Dies zeigt sich auch in den hohen Gehältern, die im Mittel bei 88.000 Euro liegen und um bis zu fünf Prozent pro Jahr zunehmen. Aktuare gehören damit zu Spitzenverdienern vergleichbarer Berufsgruppen. Das höchste dem DAV bekannte Aktuars-Gehalt lag sogar bei 1,4 Millionen Euro.
Frauen-Anteil nimmt zu
Die Studienergebnisse zeigen außerdem, dass sich immer mehr Frauen für eine Karriere als Versicherungsmathematikerin entscheiden. In der Altersgruppe, der über 50-Jährigen liegt ihr Anteil bei unter 15 Prozent, bei den 25- bis 35-Jährigen sind 45 Prozent der Aktuare weiblich. Bei den Berufseinsteigern stellen Frauen mit 60 Prozent inzwischen sogar die Mehrheit.
Hohe Zufriedenheit mit Arbeitsverhältnis
Ein Großteil der Versicherungsmathematiker (58 Prozent) ist laut eigener Aussage mit ihrem Arbeitsverhältnis zufrieden, 31 Prozent sind mit ihrer Arbeit sogar sehr zufrieden. Als besonders positiv beurteilen die Umfrageteilnehmer ihren großen Freiraum, die freie Zeiteinstellung, die interessanten Arbeitsinhalte sowie die regelmäßigen Fortbildungsangebote der Unternehmen und ihre hohe Arbeitsplatzsicherheit.
Dr. Guido Bader, DAV-Vorstandsvorsitzender:
„Der Beruf des Aktuars wird in naher Zukunft noch vielfältiger, bunter und attraktiver als jemals zuvor. Als Produktentwickler, Berater von bAV-Lösungen oder als Sparringspartner für Start-up Unternehmen treiben sie die Innovationen im Versicherungswesen maßgeblich mit voran.“
Negativ beurteilt wurde hingegen die oft schlechte Work-Life-Balance und die hohe Arbeitsbelastung, deren Ursache laut der Befragung häufig anspruchsvolle versicherungsmathematische Gutachten sind. Außerdem kritisieren Versicherungsmathematiker die interne Unternehmenskommunikation und den Führungsstil ihrer direkten Vorgesetzten. Konkret fehlt vielen Aktuaren vor allem eine regelmäßige Rückmeldung zu ihren Arbeitsergebnissen. Diese erhalten nur 30 Prozent der Versicherungsmathematiker regelmäßig.
Noch schlechter beurteilen die Umfrageteilnehmer das Feedback zu ihren Fähigkeiten und eventuellen Entwicklungsoptionen. Es ist deshalb nicht überraschend, dass 90 Prozent der Frauen und 86 Prozent der Männer sich durch ihren direkten Vorgesetzten nicht ausreichend in ihrer beruflichen Weiterentwicklung unterstützt fühlen.
Alexander von Preen:
„Die Untersuchung zeigt eindrucksvoll auf der einen Seite ein erhebliches Führungsproblem in den Unternehmen, die damit Gefahr laufen, in Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels ihre Potenzialträger zu verlieren. Und zum anderen, welches Potenzial besteht, wenn ein sauberes Talent-Management etabliert wird.“
Anspruchsvolle Ausbildung und vielfältige Aufgaben
Die hohen Gehälter und die guten Chancen beim Berufseinstieg sind laut dem DAV hauptsächlich der anspruchsvollen und langen Ausbildung geschuldet. Um Versicherungsmathematiker zu werden, ist ein abgeschlossenes Hochschulstudium der Mathematik oder Wirtschaftsmathematik nötig. Anschließend folgt eine spezifische Weiterbildung zum Aktuar, in der das nötige Theoriewissen in drei Jahren vermittelt wird. Berufseinsteiger können sich im Anschluss auf vielfältige Aufgaben freuen.
Claudia Andersch, Vorstandsmitglied R+V Versicherung AG:
„Die Arbeit ist vielseitig. Eine Versicherung ist im Prinzip mit einem Auto vergleichbar. Versicherungen sind komplexe Produkte. Wenn eine Versicherung entwickelt wird, sind daran viele Spezialisten beteiligt, fast so wie bei der Entwicklung von einem neuen Auto.“
Neben einem hohen mathematischen Verständnis fordert der Berufsalltag außerdem betriebswirtschaftliches Wissen und einen Überblick über den Versicherungsmarkt, um Produkte der Konkurrenz einschätzen zu können.
Claudia Andersch:
„Aktuare rechnen bisweilen weit in die Zukunft. Was passiert in 20 Jahren mit meinem Kunden? Wie sieht ein Unternehmen in 50 Jahren aus? Die Rechenmodelle sind sehr abstrakt.“
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