Welche großen Baustellen gibt es in der Assekuranz? Wie wird sich die Lage am Markt in den kommenden Jahren entwickeln? Welche neuen Herausforderungen werden auf die Versicherungsbranche zukommen? Für das Insight-Panel der Versicherungsforen Leipzig wurden 72 Experten aus Versicherungs- und Dienstleistungsunternehmen befragt.
Da Ergebnis zeigt, dass neben Themen wie Fachkräftemangel und der Umsetzung regulatorischer Anforderungen zukünftig vor allem die Themen IT und Digitalisierung im Mittelpunkt stehen.
Verschlechterung der Marktbedingungen?
Auch wenn die Mehrheit der befragten Versicherer und Dienstleister die aktuelle Marktlage als überwiegend positiv bewerten, zeigen sich die Experten mit Blick auf die Zukunft deutlich pessimistischer: Rund 50 Prozent der Teilnehmer gehen von einer Verschlechterung der allgemeinen Marktlage innerhalb der nächsten drei Jahre aus. Beeinflusst wird dies durch regulatorische Themen, schwierige Bedingungen am Kapitalmarkt sowie den Mangel an Fachkräften.
Besonders schlechte Prognosen stellen dabei die Dienstleister: Rund 20 Prozent von ihnen gehen von einer wesentlichen Verschlechterung der Marktbedingungen in den kommenden drei Jahren aus.
Zukünftige strategische Hauptaufgaben
Aufklärung über die Risikosituation, das Outsourcing von Wertschöpfungsprozessen sowie die Risikotragung stehen bei beiden Teilnehmergruppen ganz oben auf der Liste der zu bewältigenden strategischen Aufgabenfelder und damit deutlich vor der Entwicklung innovativer Produkte.
Deutliche Unterschiede zwischen den Versicherern und Dienstleistern gibt es beim Thema „Outsourcing“: Während 95 Prozent der Versicherer das Outsourcing von Wertschöpfungsprozessen als eines der wichtigsten strategischen Aufgabenfelder betrachten, sind es bei den Dienstleistern nur 78 Prozent.
Spitzenreiter im Bereich aktuelle Herausforderungen
90 Prozent der Befragten stufen die Digitalisierung der Prozesse und die veraltete IT-Infrastruktur als relevant ein. Damit gehören diese zu den aktuell drängendsten Herausforderungen für die Branche.
Auch die anhaltende Niedrigzinsphase macht der Branche nach wie vor zu schaffen, sind sich fast 90 Prozent der Befragten sicher. Besonders betroffen sind dabei die Lebensversicherer, deren Gesamtrentabilität durch das Niedrigzinsumfeld stark belastet wird.
Als weit weniger relevant erachten die Experten hingegen Themen wie Imageprobleme oder eine unzureichende Nachfrage. Weniger als 5 Prozent der Dienstleister und Versicherer bewerten diese als „sehr relevante“ zukünftige Herausforderungen.
Im Hinblick auf die regulatorischen Herausforderungen der kommenden Jahre führen die Themen Solvency II (34,0 Prozent der Befragten haben dieses Thema am höchsten bewertet), Datenschutz (21,8 Prozent) sowie IDD (14,5 Prozent) das Ranking an. Diese Bereiche binden nach wie vor viele Ressourcen, um die Anforderungen zu erfüllen.
Steigende Investitionen, sinkende Beschäftigungszahlen
Investitionen sollen in den kommenden drei Jahren in nahezu allen Unternehmensbereichen eines Versicherers steigen. Besonders viel Kapital soll in die IT und die Modernisierung von Organisationsstrukturen fließen. Mehr als 80 Prozent der Befragten rechnen mit einem „geringen“ bis „wesentlichen“ Anstieg der Investitionen in der IT.
Investitionen in die Organisationsstruktur der Unternehmen sollen nach Meinung von über 60 Prozent der befragten Versicherer ansteigen. Bei den Dienstleistern rechnet rund ein Drittel der Befragten mit einem „wesentlichen“ Anstieg der Investitionen.
Rückgang der Beschäftigung erwartet
Die Beschäftigungszahlen in den kommenden drei Jahren werden nach Meinung der befragten Versicherer und Dienstleister in den meisten Bereichen sinken. Besonders betroffen sind dabei der Vertrieb- und Kundenservice, aber auch die Bereiche Underwriting und Schadenmanagement.
Ausgenommen ist dabei der Bereich der IT: Versicherer wie Dienstleister rechnen hier mit einem erheblichen Anstieg der Beschäftigungszahlen binnen der nächsten Jahre. Dabei gehen 23,1 Prozent der Versicherer von einem „wesentlichen“ Anstieg aus, bei den Dienstleistern teilen sogar 36,7 Prozent diese Ansicht.
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