Insolvenzprävention und Krisenmanagement für Bauprojekte

Die Baubranche ist tagtäglich von vielen variablen Faktoren wie Marktbedingungen, Wetter, Materialkosten und Fachkräftemangel betroffen. Ein effizientes Krisenmanagement und Maßnahmen zur Insolvenzprävention sind unerlässlich, um finanzielle Stabilität zu gewährleisten und Zahlungsausfälle von Auftraggebern auszugleichen. Die bewährtesten Möglichkeiten im Überblick.

(PDF)
3d Bauplan auf dem Tisch..Bei der Hausbauplanung müssen die Bau3d Bauplan auf dem Tisch..Bei der Hausbauplanung müssen die Baufotomek – stock.adobe.com

Die größten Kostenrisiken für die Baubranche

Die Baubranche ist vielen Faktoren ausgesetzt, die eine plötzliche Kostensteigerung und damit verbundene finanzielle Engpässe auslösen können. Aus einer Studie von BauInfo Consult geht hervor, dass die geschätzten Fehlerkosten die deutsche Baubranche im Jahr 2022 mindestens 13 Milliarden Euro gekostet haben. Daneben sind die folgenden Aspekte die größten finanziellen Risiken für Bauunternehmen:

  • Steigende Rohstoffpreise: Schwankungen der Materialkosten beeinflussen den Baufortschritt und die eigene Liquidität.
  • Gestörte Lieferketten: Lange Lieferketten spielen in der Baubranche eine große Rolle. Kommt es zu Unterbrechungen, stehen Baustellen oft still.
  • Fachkräftemangel: Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften führt dazu, dass höhere Lohnkosten und ineffiziente Arbeitsabläufe entstehen.
  • Finanzierungsprobleme: Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Krediten oder die Erhöhung von Zinsen können die Finanzierung beeinträchtigen.
  • Rechtliche und regulatorische Risiken: Änderungen in der Gesetzgebung und Bauvorschriften können die Kosten unerwartet in die Höhe treiben.
  • Im schlimmsten Fall führen höhere Baukosten zu einem Baustopp oder sogar existenziellen Problemen des Auftragnehmers. Um dieses Risiko zu minimieren und Kunden eine zusätzliche Sicherheit vorzulegen, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten.

    1. Frühwarnsysteme zur Kostensteigerung aufbauen

    Die Implementierung von Frühwarnsystemen spielt eine wesentliche Rolle im Forderungsmanagement. Denn nur wenn finanzielle Engpässe oder Kostensteigerungen schnell erkannt werden, ist es möglich, entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Zu den Frühwarnsystemen gehören beispielsweise die Cashflow-Überwachung, regelmäßige Finanzanalysen und ein ganzheitliches Forderungsmanagement. Nicht zuletzt hilft auch die Bonitätsprüfung, um nicht liquide Kunden bereits im Vorfeld auszuschließen.

    2. Aufbau finanzieller Reserven

    In kaum einer Branche sind finanzielle Rücklagen so wichtig wie im Baugewerbe. Sie dienen dazu, plötzliche Kosten auszugleichen und auf Preissteigerungen reagieren zu können. Auch wenn diese Mehraufwendungen dem Auftraggeber in Rechnung gestellt werden, muss der Auftragnehmer sie zunächst vorstrecken, damit keine Verzögerungen im Ablauf entstehen. Die Erstellung eines Notfallfonds sowie eine detaillierte Budgetierung sind hierfür die Grundlage.

    Tipp: Um möglichst liquide zu bleiben, sollten dem Auftraggeber regelmäßige Abschlagsrechnungen gesendet werden, welche auch eventuelle Mehrkosten auflisten.

    3. Verträge und rechtliche Absicherung

    Verträge und Versicherungen gehören zu jedem größeren Bauprojekt dazu. Vertragliche Vereinbarungen müssen klare Bedingungen und Schutzklauseln enthalten, damit das Bauunternehmen im Falle von unvermeidbaren Zusatzkosten auf der sicheren Seite ist. Zu den wichtigen vertraglichen Regelungen gehören beispielsweise Klauseln zu Verzögerungen, Vertragsstrafen oder Haftungsbeschränkungen.

    Tipp: Der Auftragnehmer sollte frühzeitig eine Anfrage zur Gewährleistungsbürgschaft stellen. Diese sorgt dafür, dass Sicherheitseinbehalte bis zur Fertigstellung des Projektes und bis zum Ende der Gewährleistungsfrist nicht notwendig sind. Damit verbessert sich die eigene Liquidität deutlich.

    4. Effizientes Krisenmanagement

    Trotzt Präventionsmaßnahmen können finanzielle Engpässe nicht immer vermieden werden. Das Krisenmanagement eines Unternehmens umfasst unter anderem die Identifikation eines Krisenteams, eine klare Kommunikation und schnelle Entscheidungsprozesse, welchen bestenfalls bereits Regelungen für den Ernstfall zugrunde liegen. Alle Mitarbeiter sollten zeitnah über den Krisenmanagementplan informiert werden und regelmäßige Schulungen erhalten, wie in einer existenzbedrohenden Situation zu handeln ist.

    5. Externe Unterstützung und Beratung

    Schließlich sollten Bauunternehmen nicht zögern, in Krisenzeiten auch auf externe Hilfe zurückzugreifen. Experten für Krisenmanagement und Insolvenzprävention wissen, wie es im Ernstfall zu handeln gilt und schaffen wertvolle Zeit durch ihre Expertise. Mögliche Experten, die hinzugezogen werden können, sind beispielsweise Anwaltskanzleien, Unternehmensberatungen und Finanzexperten, welche Erfahrungen mit ähnlichen Situationen gemacht haben.

    Tipp: Auch die IHK bietet in vielen Fällen Hilfe in finanziell schwierigen Situationen für Unternehmen an.

(PDF)

LESEN SIE AUCH

Storm Clouds SaskatchewanStorm Clouds Saskatchewanpictureguy32 – stock.adobe.comStorm Clouds Saskatchewanpictureguy32 – stock.adobe.com
4 Wände

Wettervorhersagetool macht Bauprojekte besser planbar

Extreme Wetterereignisse nehmen in Frequenz und Stärke zu, was auch die Baubranche zu spüren bekommt. Denn gerade in der Errichtungsphase besteht häufig kein optimaler Schutz gegen unvorhergesehene Ereignisse. HDI Predict & Prevent warnt nun frühzeitig vor kritischen Wetterveränderungen.

Worker in a construction siteWorker in a construction siteescapejaja – stock.adobe.comWorker in a construction siteescapejaja – stock.adobe.com
4 Wände

Bau- und Immobilienwirtschaft: Insolvenzen steigen spürbar

Im bisherigen Jahresverlauf bis einschließlich August 2023 stieg die Zahl der Pleiten im Bau- und Immobiliengewerbe bereits um 20 Prozent. Damit finden mehr als ein Fünftel aller Insolvenzen in Deutschland in diesen beiden Branchen statt.

Lightning storm over a residential areaLightning storm over a residential areaLightning storm over a residential area
4 Wände

Klimafolgen erfordern angepasstes Planen und Bauen

Stürme, Starkregen, Überschwemmungen oder Hitzewellen führen vermehrt zu schweren Schäden an Gebäuden, da viele aktuelle Bau-Normen sind nicht auf extreme Wetter-Ereignisse ausgelegt sind. Es gibt aber planerische und bauliche Maßnahmen, um Schäden zu verhindern.

Big data connection technology concept .Big data connection technology concept .jamesteohart – stock.adobe.comBig data connection technology concept .jamesteohart – stock.adobe.com
4 Wände

„Werterhaltende und -steigernde Faktoren sind Teil der Risiko- und Bedarfsanalyse für gewerblich und privat genutzte Gebäude.“

Langfristig müssen Gebäude der Energieeffizienzklasse A oder A+ nach EU-Taxonomie entsprechen. Infolge sind davon auch die Anforderungen an einen leistungsstarken Versicherungsschutz betroffen. Wie diese Auflagen für den Betriebserfolg genutzt werden können, erklären die Experten von ENCC.

house attic under construction mansard wall insulation with rockhouse attic under construction mansard wall insulation with rockartursfoto – stock.adobe.comhouse attic under construction mansard wall insulation with rockartursfoto – stock.adobe.com
4 Wände

KfW: Stopp aller BEG-Förderprogramme

Nachdem der Vorstand der KfW nach Rücksprache mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) alle Programme der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) gestoppt hat, stehen deutschlandweit private Bauherren unter Schock.
Prairie Storm Clouds CanadaPrairie Storm Clouds CanadaPrairie Storm Clouds Canada
4 Wände

2024 überdurchschnittlich hohe Schäden durch Wetterextreme

Zwei Hochwasser prägen die Schadenbilanz der ersten Jahreshälfte. Für das Gesamtjahr erwarten die Versicherer Schäden von mindestens sieben Milliarden Euro.

Mehr zum Thema

Baufinanzierung: Die durchschnittliche anfängliche Tilgung ist zum Jahresbeginn 2025 gesunken, zeigt der jüngste Dr. Klein Trendindikator Baufinanzierung (DTB).neelam279 / pixabayBaufinanzierung: Die durchschnittliche anfängliche Tilgung ist zum Jahresbeginn 2025 gesunken, zeigt der jüngste Dr. Klein Trendindikator Baufinanzierung (DTB).neelam279 / pixabay
4 Wände

Baufinanzierung: Wie sich Tilgungssatz und Zinsbindung zu Jahresbeginn entwickelten

Baufinanzierung: Die durchschnittliche anfängliche Tilgung ist zum Jahresbeginn 2025 gesunken, zeigt der jüngste Dr. Klein Trendindikator Baufinanzierung (DTB). Kreditnehmende starten aktuell mit einer Tilgung von durchschnittlich 1,73 Prozent – Anfang 2024 waren es noch 1,84 Prozent. Auch die Zinsbindung hat sich verringert, bleibt aber mit durchschnittlich zehn Jahren und elf Monaten auf einem hohen Niveau.

Die Prognose des Murmeltiers mag mit einem Augenzwinkern betrachtet werden, doch die winterlichen Risiken sind real.Maxe N., CC BY-SA 3.0 via Wikimedia CommonsDie Prognose des Murmeltiers mag mit einem Augenzwinkern betrachtet werden, doch die winterlichen Risiken sind real.Maxe N., CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons
4 Wände

Frostschäden: Versicherung kann Leistungen kürzen – Murmeltier warnt vor anhaltender Kälte

Das Murmeltier hat entschieden: Am 2. Februar 2025 verkündete Phil aus Punxsutawney, dass der Winter noch sechs weitere Wochen andauern wird. Für Immobilienbesitzer bedeutet das, entsprechende Vorkehrungen zu treffen. Ein aktuelles Urteil des Oberlandesgerichts Frankfurt zeigt, welche finanziellen Konsequenzen drohen können.

Foto: AdobestockFoto: Adobestock
4 Wände

Grundsteuerreform: Teure Überraschungen für Eigentümer und Mieter 2025

Die Grundsteuerreform, die ab Januar 2025 in Kraft tritt, sorgt bereits jetzt für hitzige Diskussionen. Kritiker befürchten deutliche finanzielle Belastungen für Eigentümer und Mieter, die weit über das hinausgehen, was ursprünglich von der Politik versprochen wurde.

Der Handlungsdruck ist groß. Laut Heisenberg liegt die Sanierungsrate in Deutschland aktuell bei mageren 0,69 Prozent jährlich.Foto: AdobestockDer Handlungsdruck ist groß. Laut Heisenberg liegt die Sanierungsrate in Deutschland aktuell bei mageren 0,69 Prozent jährlich.Foto: Adobestock
4 Wände

Der Sanierungsstau erfordert mehr als Wärmepumpen – Zeit für eine ganzheitliche Gebäudewende

Emanuel Heisenberg, Experte für nachhaltige Immobilienentwicklung, hat in einem Gastkommentar in der Wirtschaftswoche eindringlich vor einem einseitigen Fokus auf Wärmepumpen bei der Sanierung des deutschen Gebäudebestands gewarnt.

disinfector holding chemical sprayer and other equipment for sterilizationdisinfector holding chemical sprayer and other equipment for sterilizationdisinfector holding chemical sprayer and other equipment for sterilization
4 Wände

Neue Gefahrstoffverordnung belastet Versicherer zusätzlich

Mit den geplanten Änderungen der Gefahrstoffverordnung kommen hohe Kosten auf die Wohngebäudeversicherer zu. Vorgesehen ist unter anderem, dass vor Reparaturen in Gebäuden unter bestimmten Voraussetzungen Asbestprüfungen durchgeführt werden müssen.

Haus-401883858-DP-elxeneizeHaus-401883858-DP-elxeneizeHaus-401883858-DP-elxeneize
4 Wände

Deutsche Mietwohnungsmärkte in Negativspirale gefangen

Die hohe Nachfrage nach Wohnraum und das vergleichsweise geringe Angebot haben die Neuvertragsmieten kräftig nach oben getrieben. Die strenger regulierten Bestandsmieten konnten nicht Schritt halten und in großen Ballungsräumen entstand eine Lücke zwischen den Angeboten für Neuvertragsmieten und Mieten für bestehende Vertragsverhältnisse.