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Die Assekurata Assekuranz Rating-Agentur stellte ihre 22. Auflage der jährlichen Untersuchung zu Überschussbeteiligungen und Garantien deutscher Lebensversicherer vor. Insgesamt 43 Unternehmen nahmen in diesem Jahr teil, die nach Prämieneinnahmen einen Marktanteil von 68 Prozent widerspiegeln.
Bei der Studie handelt es sich um die umfangreichste Untersuchung zu Lebensversicherungsprodukten und -garantien im deutschen Markt. Sie offenbart, wie lebensversicherungsförmige Altersvorsorgeverträge aus den Bereichen Klassik, Neue Klassik, Indexpolicen und Fondspolicen aktuell verzinst werden und welche Renditen die Kunden erwarten können. Darüber hinaus erhalten die Leser wieder umfangreiche Informationen rund um das Thema Garantien, beispielsweise zur Entwicklung des Höchstrechnungszinses und zur Dotierung der Zinszusatzreserve.
Höheres Zinsniveau mit Unsicherheiten behaftet
Nach der Zinswende im Jahr 2022 haben sich die Kapitalmarktzinsen 2023 auf einem hohen Niveau eingependelt. Weitere Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) auf mittlerweile 4,5 Prozent haben dazu beigetragen, dass die Zinsen am Kapitalmarkt deutlich gestiegen sind. Gleichzeitig ist die Inflationsrate auf Jahressicht nur leicht von 6,9 Prozent (2022) auf 5,9 Prozent (2023) gesunken. Im Januar 2024 betrug die Veränderung des Verbraucherpreisindex aber nur noch 2,9 Prozent. Parallel zur Inflation sind seit Oktober 2023 auch die Zinsen an den Anleihemärkten wieder zurückgegangen.
„Das im Vergleich zu früheren Jahren erhöhte Zinsniveau wirkt positiv auf die aktuellen Überschussbeteiligungen der Lebensversicherer“, sagte Dr. Reiner Will, Geschäftsführer der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur, auf der Pressekonferenz. „Trotz der aktuell unsicheren Zinsperspektive sind die Deklarationen für 2024 spürbar gestiegen.“
Laufende Verzinsung steigt gegenüber dem Vorjahr deutlich an
Im Neugeschäft gewähren die Lebensversicherer für klassische private Rentenversicherungen im Durchschnitt eine laufende Verzinsung von 2,46 Prozent (Vorjahr: 2,26 Prozent). Dabei liegt die höchste Verzinsung weiterhin bei 3,00 Prozent. Auch die Bestandstarife profitieren von den gestiegenen Kapitalmarktzinsen. Für einen Referenztarif der privaten Rentenversicherung mit Garantiezins 1,25 Prozent haben 27 Unternehmen die laufende Verzinsung angehoben und neun Versicherer hielten sie konstant. Absenkungen gab es keine. Im Durchschnitt ist die laufende Verzinsung dieser Tarifgeneration um 30 Basispunkte auf 2,42 Prozent gestiegen, der höchste Einzelwert liegt aktuell bei 3,25 Prozent.
Bezieht man alle klassischen Produktarten und Tarifgenerationen aus der Studie mit ein, so ist die laufende Verzinsung 2024 auf 2,77 Prozent (Vorjahr: 2,61 Prozent) gestiegen. „Marktweit steigt damit die Überschussbeteiligung gegenüber dem Vorjahr stärker an als im Vorjahr. Aus Kundensicht ist dies eine erfreuliche Entwicklung“, erläuterte Reiner Will. Dabei gewähren größere Versicherer tendenziell etwas höhere Überschussbeteiligungen, was sich im größengewichteten Durchschnitt von 2,88 Prozent (Vorjahr: 2,73 Prozent) ausdrückt.
Die deklarierte Gesamtverzinsung, die neben den laufenden Überschüssen auch Schlussüberschusskomponenten berücksichtigt, korrespondiert mit der Entwicklung bei der laufenden Verzinsung. Für den Mustervertrag einer privaten Rentenversicherung ist sie im Branchenschnitt auf 3,12 Prozent (Vorjahr: 2,83 Prozent) angestiegen. „Im Gegensatz zu früheren Jahren kommt bei den meisten Anbietern zum Vertragsende allerdings keine weitere Beteiligung an den Bewertungsreserven mehr hinzu“, ergänzte Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata. „Hier wirken sich die stillen Lasten der Zinsanlagen in den Büchern der Lebensversicherer unmittelbar aus, wodurch häufig keine zu verteilenden Bewertungsreserven mehr vorhanden sind.“
Neue Klassik bei der Verzinsung leicht im Vorteil
Darüber hinaus haben die Assekurata-Analysten auch das Segment der sogenannten Neuen Klassik (Modernen Klassik) untersucht. Neue klassische Tarife basieren, ähnlich wie klassische Versicherungen, auf einer konventionellen Überschusssystematik sowie dem Ausgleich im Kollektiv und der Zeit. Ein zentraler Unterschied liegt jedoch in der Ausgestaltung der Garantien, die im Vergleich zur klassischen Variante niedriger ausfallen und in der Regel endfällig gestaltet sind. Die meisten Versicherer, die in den untersuchten Tarifen betrachtet wurden, verzichten darauf, die vollständige Garantie der eingezahlten Beiträge zu gewähren (100 Prozent Bruttobeitragsgarantie). Stattdessen enthalten die Tarife eine reduzierte Bruttobeitragsgarantie, die in der Regel bei etwa 90 Prozent liegt.
Die gestiegenen Zinsen am Kapitalmarkt haben sich auch bei der Neuen Klassik ausgezahlt. Bis auf drei Anbieter haben alle die laufende Verzinsung für 2024 teilweise deutlich angehoben. Keine Gesellschaft hat die Deklaration abgesenkt. Aktuell liegt die laufende Verzinsung der untersuchten Tarife bei durchschnittlich 2,58 Prozent (Vorjahr: 2,19 Prozent) und die Gesamtverzinsung sogar bei 3,31 Prozent (2,89 Prozent). „Damit liegen die Überschussbeteiligungen für neue klassische Tarife über den Werten der Klassik, was angesichts der geringeren Garantien schlüssig ist“, resümierte Lars Heermann. „Allerdings fallen hier auch die Effektivkosten in den Produkten im Schnitt etwas höher aus als in der Klassik.“
Größerer Anstieg bei Einmalbeiträgen
Noch stärker haben die Lebensversicherer für das kürzer laufende Einmalbeitragsgeschäft auf die gestiegenen Zinsen reagiert. Hierzu hat Assekurata in der Untersuchung festgestellt, dass fast alle Studienteilnehmer bei Rentenversicherungen gegen Einmalbeitrag mit einer 12-jährigen Aufschubzeit mittlerweile dieselbe laufende Überschussbeteiligung gewähren wie bei längerfristigen Rentenversicherungen gegen wiederkehrenden Beitrag. Dies war in Zeiten des Niedrigzinsumfelds noch anders, als Einmalbeitragspolicen regelmäßig niedriger verzinst wurden, um einer Spekulation gegen den Bestand entgegenzuwirken. „Der Zinsanstieg wirkt sich bei Einmalbeitragspolicen aktuell noch stärker aus als bei Versicherungen gegen laufenden Beitrag“, stellte Lars Heermann fest. „Offenbar verfolgen die Lebensversicherer das Ziel, im Zinswettbewerb gegenüber Banken weiterhin bestehen zu können.“ Die rund 150-seitige Marktstudie 2024 einschließlich vieler Einzelauswertungen können Interessenten hier bestellen.
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