Ohne sie läuft heutzutage nichts mehr auf dem Planeten: elektrische Energie. Die gesamte Bevölkerung hängt vom Saft aus der Leitung ab, ob für den Wasserkocher, Toaster, Schmelzofen oder Laser. Was für Privathaushalte gilt, stellt sich für die Industrie mit ihrem gewaltigen Energiehunger als existenziell heraus.
Ferdinand Eggert, Vertriebsleiter und Prokurist der Energie Vertrieb Deutschland EVD GmbH, erklärt verschiedene Energiebeschaffungsmodelle und geht auch darauf ein, für welche Unternehmen sie sich eignen:
Für die Industrie erweist sich die Bereitstellung und der Preis jeder Kilowattstunde als wettbewerbsentscheidend. Es existieren jedoch verschiedene Strombeschaffungsmodelle, welche sich für unterschiedliche Bedarfslagen und somit auch Unternehmen anbieten. Es gilt, den für den Kunden passenden Plan zu finden –oder zu erstellen.
Planungssicher durch Festpreisvariante
Es bleibt die dominierende Art der Energiebeschaffung in Deutschland, die Gesamtstrommenge an einem festen Zeitpunkt zu fixieren. Einerseits bringt dieses Modell langfristige Planungssicherheit, denn einmal aufgesetzt, bleiben die gesicherten Energiepreise konstant. So haben Bezieher ihre Finanzen langfristig unter Kontrolle, da sie bereits wissen, wie viel sie zukünftig bezahlen müssen.
Andererseits fallen bei diesem Modell Kosten für Risikoprognosen an, die den Endpreis in die Höhe treiben können. Es besteht zusätzlich die Gefahr, einen schlechten Stichtag zu wählen, der fortan den Preis diktiert, was Einsparungen verhindert und somit die Konkurrenzfähigkeit gefährdet. Wenn frühzeitige Budgetsicherheit aber das entscheidende Kriterium für ein Unternehmen ist, bietet sich diese Beschaffungsmethode an.
Geld in Teilmengen sparen und Energie in Teilmengen beschaffen
Unternehmen erhalten mehr Kontrolle über ihr Budget, wenn sie ihren Energiebedarf in Teilmengen abdecken. Dementsprechend existiert nicht ein einziger Stichtag, der den Preis langfristig festschreibt, sondern es existieren mehrere Zeitpunkte, sodass sich der Endpreis aus dem mengengewichteten Mittelwert der beschafften Tranchen ergibt. Mit einem Strategie- oder Tranchenvertrag lässt sich somit das Risiko verringern, an einem ungünstigen Zeitpunkt die gesamte Energiemenge zu beschaffen.
Gerade in Unternehmen, die energieintensiv arbeiten, macht der Strompreis einen Unterschied. Sie erhalten mit diesem Modell die Flexibilität, ihren Energiebedarf über längere Zeit zu sichern, regelmäßig zu aktualisieren und stets auf Marktniveau zu agieren. Darüber hinaus bietet das Modell auch die Möglichkeit, nicht beschaffte Mengen zu tagesaktuellen Preisen am Spotmarkt abzurechnen. Somit eignet sich ein Strategievertrag für Betriebe mit einem Energiebedarf ab rund fünf Millionen Kilowattstunden Verbrauch im Jahr, die damit mehrere und im besten Fall günstigere Beschaffungszeitpunkte nutzen können.
Kurzfristig günstig
Strompreise steigen und sinken an der Börse im Stundentakt. Um diese Schwankungen zu nutzen, empfiehlt sich das Spotmodell, welches mit Stundenpreisen arbeitet. Bei diesem Modell beziehen Unternehmen ihre Energie stets zu den stundenaktuellen Konditionen, welche – auf lange Sicht – tendenziell eher unter den prognostizierten Festpreisen liegen. Am Ende des Monats zahlen Kunden einen mengengewichtigen Durchschnittspreis zuzüglich einer Handelsgebühr.
Mit der Spotbelieferung verbinden sich niedrige Risikoaufschläge, wodurch sich die Kosten stets auf Marktniveau bewegen. Selbst wenn ungünstige Bedingungen auf dem Energiemarkt hohe Kosten verursachen, muss dies über die gesamte Lieferdauer betrachtet nicht zwingend ins Gewicht fallen. Besonders Unternehmen, die keine langfristigen Mengenplanungen vornehmen können, profitieren von diesem Modell, da sie sich gegebenenfalls hohe Struktur- und Risikoaufschläge ersparen können.
Der Mix macht‘s
Natürlich lassen sich die bereits vorgestellten Modelle auch in einem Portfolio bündeln. Professionelle Energiehändler mit Börsenzulassung arbeiten einen optimalen Plan für die individuellen Bedürfnisse des Kunden heraus. Dabei verfolgen sie das Ziel, die notwendige Menge an Energie zu den bestmöglichen Preisen bereitzustellen und die Risiken breit zu fächern. Dementsprechend wird ein Grundanteil an Energie zu Festpreisen gedeckt, um diesen langfristig zu sichern. Ein Rest bleibt durch Spotmarktversorgung flexibel, um Nutzen aus schwankenden Energiepreisen des Marktes zu ziehen und die tatsächlich verbrauchten Mengen abzubilden.
Große Betriebe mit einem hohen, vorhersehbaren Energiebedarf profitieren von diesem Beschaffungsmodell am meisten, aber auch für kleine, mittelständische Unternehmen kann sich diese Methode lohnen. Im Zweifelsfall stehen Experten bereit, Auftraggeber mit ihrem Know-how zu beraten und eine für sie passende Beschaffungsstrategie zu erstellen.
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