Zahlreiche Unternehmen machen in der Krise vor allem deshalb von sich reden, weil sie milliardenschwere Rettungsfonds in Anspruch nehmen müssen. Dabei geht oft unter, dass sie sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung weiter bewusst sind. Doch das Engagement hat sich in der Corona-Krise verändert. Der Blick richtet sich stärker auf die eigenen Beschäftigten.
Weniger Geldspenden, weniger Sachspenden, weniger Einsatz für Sport und Kultur: In der Corona-Zeit ist das konkrete gesellschaftliche Engagement der Unternehmen merklich zurückgegangen. Der gute Wille ist dennoch da.
Der Engagement-Indikator ist sogar noch gestiegen. Er kletterte bis November 2020 im Vergleich zum Vor-Corona-Niveau um elf Prozentpunkte.
Das hat eine Befragung von ZiviZ (Zivilgesellschaft in Zahlen) im Stifterverband und der Bertelsmann Stiftung ergeben.
Vor der Corona-Pandemie sahen sich 46 Prozent der Unternehmen in der Verantwortung, sich für die Gesellschaft zu engagieren. Im November 2020 waren es 57 Prozent.
Dass dieses grundsätzliche Verantwortungsgefühl sich nicht notwendigerweise auch im konkreten Handeln wiederfindet, zeigen mehrere Befragungen zwischen März und November 2020. Dazu wurden die Antworten von mehr als 1.000 repräsentativ ausgewählten Unternehmen ausgewertet. Die Vergleichsdaten aus der Zeit vor der Corona-Pandemie stammen aus einer großen Stichprobe aus dem Jahr 2018 mit 7.279 Unternehmen.
Unternehmen engagieren sich stärker für die Gesundheit
Der Anteil der Unternehmen, die regelmäßig Geld spenden, ist deutlich gesunken – von 54 Prozent vor der Pandemie auf 37 Prozent im November 2020. „Wir spenden nie Geld“, sagten 2018 nur 13 Prozent, im November 2020 dagegen 29 Prozent. Der Anteil der Unternehmen, die regelmäßig Sachspenden leisteten, fiel von 44 auf 34 Prozent, Zeitspenden reduzierten sich von 35 auf 26 Prozent.
Detlef Hollmann, Wirtschaftsexperte der Bertelsmann Stiftung erklärt geringeren Spenden:
Das liegt sicherlich auch daran, dass es in Zeiten der Pandemie weniger Anlässe für Zeit- und Sachspenden gab, weil weite Teile des öffentlichen und des Vereinslebens brach lagen.
Dazu passt auch, dass insbesondere Sport und Kultur gelitten haben. Vor der Pandemie gaben zwei Drittel der Unternehmen an, sich für den Sport zu engagieren, im November 2020 waren es nur noch 57 Prozent. Der Anteil jener Unternehmen, die die Kultur unterstützen, ging laut Umfrage von 29 auf 23 Prozent zurück.
Deutlich ausgebaut haben die Unternehmen dagegen ihr gesundheitliches Engagement. Der Anteil der Unternehmen, die in diesem Bereich aktiv sind, stieg mit der Corona-Krise von 19 auf 24 Prozent.
Die Unterstützung reichte hier vom Einbau von Luftfiltern über Maskenspenden bis hin zur Freistellung von Beschäftigten für die Pflege. Besonders in Fragen des Gesundheitsschutzes geht der Blick allerdings auch stark nach innen, auf die eigenen Beschäftigten.
Unternehmen verfolgen auch einen Selbstzweck
Damit verfolgen die Unternehmen durchaus auch einen Selbstzweck. Vor der Krise sagten 13 Prozent, sie wollten mit ihrem Engagement auch die Attraktivität des Unternehmens als Arbeitgeber steigern, im November 2020 stieg dieser Wert auf gut 21 Prozent.
Dass es ihnen um die Bindung von Beschäftigten geht, gaben 2018 rund 15 Prozent an. Im März 2020 stieg der Wert auf 25 Prozent und blieb auch im November auf diesem Niveau.
Nach der Corona-Pandemie sollten die Unternehmen den Fokus auf ihre Beschäftigten beibehalten und mit ihrem nach außen gerichteten Engagement im Sinne eines modernen und integrierten Corporate Citizenship systematisch verbinden,
empfiehlt Dr. Anaël Labigne, Leiter Unternehmensengagement beim Stifterverband und Mitglied der Geschäftsleitung bei der ZiviZ gGmbH.
Zum Beispiel können Beschäftigte durch Arbeitserfahrungen in ungewohnten Kontexten, etwa durch Mitarbeit in gemeinnützigen Projekten, Selbstwirksamkeit erleben und Verantwortung für sich und andere übernehmen.
erklärt Labigne den Nutzen für die Unternehmen, denn: "In entsprechenden Mitarbeiterprogrammen werden wichtige Zukunftskompetenzen wie Problemlösungsfähigkeit, Kreativität und Agilität erlernt."
Themen:
LESEN SIE AUCH
In Deutschland sprudeln schon wieder die Steuern
Kreditversicherer: Wirtschaftliche Erholung bleibt aus
Pandemie als finanzielles Risiko der Mittelschicht
Unternehmer rechnen mit Lieferausfällen
Digitalisierungsschub kleiner als gedacht
Über 100.000 Fälle von COVID-19 als Berufskrankheit anerkannt
Weniger Niedriglöhne, kleineres Lohngefälle – Deutschland verdient besser
In den letzten zehn Jahren hat sich die Einkommensstruktur in Deutschland spürbar verändert. Laut einem aktuellen Bericht des Statistischen Bundesamtes ist die Niedriglohnquote gesunken, und das Lohngefälle zwischen Gering- und Besserverdienenden hat sich verringert.
Überblick: Deutsche Wirtschaft zwischen Krise und Reformdruck
Die wirtschaftliche Lage Deutschlands bleibt angespannt: IG-Metall-Chefin Christiane Benner warnt vor der Industriekrise und hohen Energiekosten, während Mieten steigen und Kaufpreise stagnieren. US-Strafzölle unter Donald Trump könnten die Exportnation belasten, während eine Studie zeigt, dass deutsche Unternehmen bei KI hinterherhinken. Die CDU setzt auf Steuersenkungen und Bürokratieabbau.
BaFin sieht 6 Kernrisiken für 2025
Die BaFin warnt in ihrem aktuellen Bericht „Risiken im Fokus 2025“ vor neuen und verschärften Risiken für das deutsche Finanzsystem. Neben Klimawandel und geopolitischen Spannungen stehen auch Digitalisierung und IT-Sicherheit im Mittelpunkt. Präsident Mark Branson mahnt: Unternehmen müssen Risiken klug steuern und ihre Systeme widerstandsfähiger machen.
Abschreiben erlaubt: Wachstumschancengesetz bringt degressive Methode zurück
Um der Wirtschaft zum Aufschwung zu verhelfen wurde das Wachstumschancengesetz verabschiedet. Insbesondere durch die zeitlich begrenzte Wiedereinführung der degressiven Abschreibung für bewegliche Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens sollen Firmen schnelle Liquiditätsgewinne einfahren und Anreize für Investitionen bekommen.
BaFin-Razzia gegen Betreiber von Krypto-Automaten
In einer deutschlandweiten Aktion stellte die Finanzaufsicht BaFin Krypto-Automaten sicher, an denen Bitcoin und andere Krypto-Werte gehandelt werden können. Dabei wurde Bargeld in Höhe von einer knappen Viertelmillion Euro einbehalten. Die 13 beschlagnahmten Geräte werden ohne die erforderliche Erlaubnis der BaFin betrieben und bergen das Risiko der Geldwäsche.
KiNiKi Fußball Camp 2024: Eine Woche voller Fußballspaß und Gemeinschaft
Das KiNiKi Fußball-Camp gibt Kindern eine Chance, die sich normalerweise kein kommerzielles Fußball-Camp leisten können. Gefördert und federführend organisiert wird das Projekt in Alsfeld von MRH Trowe und KiNiKi „Hilfe für Kids“. Mitarbeiter von MRH Trowe begleiten die Woche zudem im Rahmen von Freistellungen als Social Days.