Andreas Ludwig: „Hervorragende Ratings unterstützen die Vertrauensbildung“

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Der deutsche Versicherungsmarkt wird heterogener. Die Halbwertszeiten der Tarifentwicklung werden kürzer und das Tarifangebot wird umfassender. Wie kann ein Rating den Vermittler im Vorfeld und im Rahmen der Vorsorgeberatung unterstützen? Alexander Schrehardt von AssekuranZoom sprach mit Andreas Ludwig, Bereichsleiter Produkte & Analyse bei dem renommierten Analysehaus MORGEN & MORGEN.

Herr Ludwig, Welche Hilfestellung kann Ihr Softwarehaus dem Vermittler im Beratungsalltag bieten?

Andreas Ludwig:  Mit M&M Office geben wir dem Vermittler ein umfangreiches Analyse- und Berechnungswerkzeug an die Hand. Mit diesem wird er in die Lage versetzt, schnell und umfangreich bestehende und neue Tarife miteinander zu vergleichen und die Ergebnisse in seine individuelle Beratung mit einfließen zu lassen.

Die Arbeitskraftabsicherung gewinnt in einer überalternden Gesellschaft mit überstrapazierten sozialen Sicherungssystemen immer mehr an Bedeutung. Auf welcher Grundlage bewertet MORGEN & MORGEN Berufsunfähigkeitsversicherungstarife?

Die Bedingungsratings von MORGEN & MORGEN basieren auf den allgemeinen Versicherungsbedingungen der Versicherer, da diese die vertragliche Grundlage des Versicherungsverhältnisses sind. In dem Berufsunfähigkeitsrating ist das Bedingungsrating ein Teil des Gesamtratings.

Hier bewerten wir in zusätzlichen Teilratings noch die Kompetenz des Versicherers (BU-Kompetenzrating), eine Einschätzung, wie preisstabil sich der Zahlbeitrag verhalten wird (BU-Beitragsstabilitätsrating), und die Antragsfragen als Zugangsvoraussetzung für eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU-Antragsfragenrating).

Mit der Vielzahl der Kriterien ergibt sich die Frage der Gewichtung: In welchem Verhältnis fließen erhobene Daten in die Gesamtbewertung ein?

Die einzelnen Teilratings fließen in folgender Gewichtung in das Gesamtrating ein:

  • Bedingungsrating 40 Prozent (kein Tarif kann jedoch besser sein als im Bedingungsrating)
  • Kompetenz 30 Prozent
  • Beitragsstabilität 20 Prozent
  • Antragsfragen 10 Prozent

Innerhalb des Bedingungsratings unterscheiden wir auch noch mal die einzelnen Leistungsfragen nach ihrer Wichtigkeit und gewichten diese. Da MORGEN & MORGEN für echte Transparenz steht, veröffentlichen wir zu jedem unserer Ratings eine ausführliche Dokumentation, die jeder Interessierte frei auf unserer Website einsehen kann.

Alexander Schrehardt, Gesellschafter-Geschäftsführer, AssekuranZoom GbR

Die regelmäßigen Ratings sind für Vermittler und Gesellschaften wichtige Instrumente für die Verortung der Tarife im Markt und damit verbundene Wettbewerbsvergleiche. Die Folge war für die Berufsunfähigkeitsversicherung eine Nivellierung von Premiumtarifen. Welchen Nutzen bietet ein Rating dem Vermittler vor diesem Hintergrund?

Ein Rating ist immer eine Überprüfung des Bestehenden. Tarife werden von den Versicherern weiterentwickelt und es kommen auch neue Leistungserweiterungen hinzu, die mit in die Analyse aufgenommen werden müssen.

Es kommt nicht selten vor, dass Versicherer bei der Überarbeitung ihrer Tarife Leistungsmerkmale verschlechtern, ohne es wirklich gewollt zu haben. Diese decken wir in unseren Ratings auf und können häufig schon im Vorfeld den Versicherer darauf aufmerksam machen, sodass dieser zu seinem Tarifstart diese Verschlechterung schon nicht mehr in den Bedingungen hat.

Bei den zusätzlichen Leistungserweiterungen erwarten unsere Kunden, dass wir diese marktweit analysieren und eine Bewertungsrichtlinie vorgeben. Beispiele für Leistungserweiterungen in den letzten Jahren waren die Arbeitsunfähigkeitsklausel oder die Teilzeitklausel.

Vermittler neigen dazu, dass sehr gute Ratingbewertungen der Tarife eigene Produktrecherchen und -bewertungen überflüssig machen. Somit stützt sich die Empfehlung an den Kunden inhaltlich voll auf ein Ratingergebnis. Stimmen Sie dieser Vorgehensweise zu?

Mit der Vermittlung eines Tarifes mit ausgezeichnetem Rating kann grundsätzlich schon mal relativ wenig falsch gemacht werden. Allerdings kann unser Rating nur abstrakt und allgemein die Tarife bewerten.

Wir schaffen mit unseren Ratings und Analysen für den Vermittler eine hervorragende Grundlage für eine Beratung.

Der Vermittler muss dieses allgemeine Rating dann auf die individuellen Kunden anwenden. Er hat  mit M&M Office ein großartiges Werkzeug, das ihn bei der individuellen Beratung hervorragend unterstützt.

Wie können Ratingergebnisse in die Vorsorgeberatung zur Arbeitskraftabsicherung integriert werden? Was empfehlen Sie für den Beratungsalltag?

Zuerst wäre einmal wichtig, dass der Vermittler nicht nur die Berufsunfähigkeitsversicherung als adäquate Absicherung vorstellt.

Insbesondere bei körperlich tätigen Berufen stellt zum Beispiel eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung auch eine gute Möglichkeit dar, die Arbeitskraft abzusichern.

Wenn jedoch bereits anfänglich die Beratung auf eine Berufsunfähigkeitsversicherung verengt wurde, fällt es schwer, den Kunden dann in der Absicherung „downzugraden“.

Mit einem guten Rating in dem Arbeitsabsicherungsprodukt kann dieses in der Vertrauensbildung unterstützend tätig sein. Ein unabhängiges Analysehaus hat sich das Produkt angesehen und für gut befunden.

Das schafft Vertrauen und sollte sich auch auf das Bestehenbleiben des Versicherungsvertrages auswirken.

Die desaströse Zinspolitik der Europäischen Zentralbank stellt die gesamte Branche vor immense Herausforderungen. Die erwartete Absenkung des Höchstrechnungszinssatzes in der Lebensversicherung auf 0,25 Prozent zum 01.01.2022 wird fondsbasierte Versicherungsprodukte im Vertrieb befeuern. Wie nachhaltig sind die Lösungen und können Ratings hier unterstützen?

In diesem Bereich bietet MORGEN & MORGEN mit Volatium eine Möglichkeit, in dem unübersichtlichen Markt der Rentenversicherungsprodukte echte Renditetransparenz herzustellen. Volatium ist ein von uns entwickeltes mathematisches Modell für modernste stochastische Renditesimulationen.

So sperrig sich das nun anhört, die Ergebnisse sind einheitliche und leicht zugängliche Kenngrößen, wie der Renditeindex, der die Renditeerwartungen einer Rentenversicherung aufzeigt.

Der große Vorteil unseres Modells ist, dass es erstmals einen schichtenübergreifenden Vergleich aller Rentenversicherungsprodukte
möglich macht.

Für den Vermittler bedeutet das, dass er auf Basis aussagekräftiger Daten die Chance-Risiko-Neigung seines Kunden wirklich angemessen berücksichtigen und schließlich das passende Produkt finden kann.

Und das unabhängig davon, ob es sich um ein klassisches Produkt handelt, ein Fondsprodukt oder auch hybride oder Index-Lösungen. Namhafte Versicherer setzen dabei auch intern auf das Know-how, welches MORGEN & MORGEN sich in diesem Bereich seit nun schon zehn Jahren aufgebaut hat.

Hier hat MORGEN & MORGEN für Vermittler und Endkunden eine echte Orientierung geschaffen, die intern sehr komplex ist, sich jedoch im Ergebnis einfach darstellen lässt. Unser Modell ist am Markt in puncto Aussagekraft und Know-how unerreicht.

Vor einem Jahr hat MORGEN & MORGEN das erste Rating für Grundfähigkeitenversicherungen veröffentlicht. Auf welchen Kriterien basiert die Tarifbewertung?

Das Rating lehnt sich in seinem allgemeinen Teil stark an die bestehenden Ratings in der Erwerbsunfähigkeit und Berufsunfähigkeit an. Zudem wurden dann noch 15 Grundfähigkeiten in das Rating mit einbezogen, analysiert und bewertet.

Ausdrücklich wollen wir hier keine ausufernden Wertungen von zu detaillierten Grundfähigkeiten in das Rating mit einbeziehen. Wir sehen die Grundfähigkeitenversicherung als ein Basisprodukt, welches wichtige Grundfähigkeiten absichert und ein Stück weit ein Ausweichprodukt zur Arbeitskraftabsicherung darstellt.

Wir wollen keine Bedingungsschlachten unterstützen, an deren Ende ein so hochgezüchtetes Produkt entsteht, dass die Zielgruppe es sich nicht leisten kann oder aber aufgrund schlechter Ratings kein Interesse an einem solchen Produkt hat.

Natürlich kann jedoch jede Grundfähigkeitenversicherung komplett in M&M Office analysiert werden. Weitere Grundfähigkeiten fließen nur nicht in die Gewichtung des Ratings mit ein.

In den AVB für Grundfähigkeitenversicherungen muss für jede einzelne Grundfähigkeit ein eigener Leistungsauslöser definiert werden. Kann das im Rating erfasst und detailliert ausgewertet werden?

In der Bewertungslogik von MORGEN & MORGEN gibt es drei Erfüllungsgrade. Ein „nicht erfüllt“ ist dann vergeben, wenn der Tarif keine Leistung vorsieht. Wir definieren dann, was für ein „voll erfüllt“ gegeben sein muss, und vergeben an alle anderen Leistungen ein „eingeschränkt erfüllt“.

Natürlich können zwei unterschiedliche Regelungen in der Wertung gleich bewertet sein. In der hinterlegten Analyse kann der Vermittler jedoch erkennen, welche genauen Regelungen in  dem Tarif getroffen werden.

Auch hier ist dann wieder der kompetente Vermittler gefragt, der die allgemeinen Ratingergebnisse auf seinen jeweils individuellen Kunden anwendet.

Während eine Absicherung des Berufsunfähigkeitsrisikos einen temporären Versicherungsschutz, im Idealfall bis zum Erreichen der  Regelaltersgrenze, erfordert, müssen Krankheits- und Pflegekosten mit lebenslanger Versicherungsdauer abgesichert werden. In 2020 gab es bei den Pflegetagegeldversicherungen einiger privater Krankenversicherer Beitragsanpassungen von fast 100 Prozent. Welche Informationen liefern Ratings zur Beitragsentwicklung und zur Kalkulationsgrundlage der Tarife?

Die reinen Bedingungsratings liefern natürlich keine Informationen. In der PKV liefert MORGEN & MORGEN ein Beitragsstabilitätsrating, welches sich den Beitragsentwicklungen der letzten fünf Jahre widmet. Dies musste nach Einführung der Unisex-Tarife leider für diese fünf Jahre ruhen, ist nunmehr aber auch wieder mitsamt der Ratingdokumentation auf unserer Website abrufbar.

In der  Berufsunfähigkeitsversicherung haben wir zudem ein Teilrating, welches sich mit der Stabilität des Zahlbeitrages auseinandersetzt. Hier versuchen wir, anhand bestimmter Kriterien Rückschlüsse auf die zukünftige Beitragsentwicklung zu ziehen.

Herr Ludwig, ich bedanke mich für das interessante Gespräch.