Sicherheit in Krisenfällen, positivere Einstellung zum Beruf und eine höhere persönliche Bereitschaft zum Jobwechsel – die Erfahrungen der Corona-Pandemie verändern radikal die Einstellungen der Berufstätigen in Deutschland. Dies geht aus der HDI Berufe-Studie 2020 hervor, die in Zusammenarbeit mit dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov Deutschland entstand.
So hat ungefähr ein Drittel der Beschäftigten durch die Corona-Zeit zwar eine positivere Einstellung zum Beruf gewonnen, aber es steigt auf breiter Front die persönliche Bereitschaft zum Jobwechsel. Auch sagen doppelt so viele voraus, dass die Häufigkeit von Berufswechseln insgesamt künftig zunimmt und nicht zurückgehen wird.
Dr. Patrick Dahmen, Vorstandsvorsitzender der HDI Lebensversicherung, dazu:
„Unsere diesjährige HDI Berufe-Studie wird geprägt durch die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Berufstätigen. Der Vergleich mit unserer 2019 erstmals durchgeführten Studie zeichnet dabei ein deutliches Bild: Die von den Berufstätigen gemachten Erfahrungen haben die Akzeptanz und Nutzung von digitalen Arbeitsmitteln wie etwa Video-Konferenzen und Internet stark gesteigert. Zugleich nimmt die persönliche Sorge ab, dass die fortschreitende Digitalisierung den eigenen Arbeitsplatz gefährden wird.“
Digitalisierungsschub durch Corona-Krise
Laut HDI Berufe-Studie 2020 setzen 45 Prozent der Erwerbstätigen heute mehr digitale Technik bei ihrer Arbeit ein als vor der Corona-Krise. Und mehr als jeder vierte Berufstätige hat durch die Corona-Zeit Erfahrung mit dem Homeoffice gemacht. Diese waren offensichtlich positiv, denn mehr als ein Drittel aller Erwerbstätigen in Deutschland fordern, dass künftig vermehrt Angebote für das Arbeiten von zuhause aus eingerichtet werden.
Fast jeder Zweite plädiert in diesem Zusammenhang zudem für neue flexiblerer Arbeitszeiten. Zudem ist knapp ein Drittel der Beschäftigten jetzt auch dafür, vermehrt Videokonferenzen statt persönliche Besprechungen abzuhalten.
Patrick Dahmen dazu:
„In unserer Studie gibt rund die Hälfte aller Berufstätigen an, digitale Technik im Berufsleben als hilfreich zu empfinden. Das sind mehr als doppelt so viele wie diejenigen, die über Belastungen hierdurch klagen. Für die deutsche Wirtschaft kann das eine große Chance darstellen.“
Digitalisierung als Job-Vernichter?
Während 2019 noch 27 Prozent der Berufstätigen Sorge um ihren persönlichen Job durch fortschreitende Digitalisierung angaben, sind es jetzt nur noch 19 Prozent.
Zugleich hat aber fast zwei Drittel aller Erwerbstätigen die Sorge, dass in Deutschland insgesamt mehr Jobs durch Digitalisierung entfallen als neue entstehen.
Jeder fünfte Befragte in Kurzarbeit
Jeder fünfte Beschäftigte berichtet von Kurzarbeit in den letzten 12 Monaten. Das entspricht in etwa auch der amtlichen Statistik. Überraschender ist dieser Befund: Während nur jeder Vierte die Zeit der Kurzarbeit als „belastend“ empfand, schildern sie fast doppelt so viele, nämlich 43 Prozent, „als eine insgesamt für mich wertvolle Zeit“.
Dabei sehen dies berufstätige Frauen (49 Prozent) häufiger so als Männer (37 Prozent). Dies könnte daran liegen, dass berufstätige Männer häufiger als Frauen von Existenzängsten berichten, die bei ihnen durch die Kurzarbeit ausgelöst wurden (29 zu 21 Prozent). Und für fast doppelt so viele Männer wie berufstätige Frauen hat sich das Verhältnis zur Familie während der Kurzarbeit verschlechtert (neun zu fünf Prozent).
Patrick Dahmen erklärt:
„Nicht nur die Arbeitssituation beschäftigt die Menschen in der Corona-Zeit, sie sind auch sensibler für ihre eigene Gesundheit und Arbeitskraft geworden. Die Absicherung ihrer Arbeitskraft und damit die Existenzsicherung und der Erhalt ihres Lebensstandards haben klar an Bedeutung gewonnen, das zeigt der gestiegene Bedarf an Vorsorgelösungen, den wir bei HDI feststellen können.“
Tourismus und Hotellerie: Viele Beschäftigte sehen ihre Berufe kritisch
Innerhalb der Berufsgruppen zeigen die Erfahrungen durch die Corona-Zeit sehr unterschiedliche Folgen: So würde fast jeder Zweite im Bereich Tourismus, Hotellerie und Gastronomie jungen Menschen heute nicht mehr empfehlen, seinen Beruf zu wählen. Das ist der schlechteste Wert unter allen Berufen.
Ganz anders die Fachkräfte in der Informations- und Kommunikationstechnik: Fast doppelt so häufig, nämlich zu 83 Prozent, wollen sie auch jungen Menschen ihre Berufswahl empfehlen. Zudem haben sie in der Corona-Zeit stärker als jede andere Berufsgruppe eine noch positivere Einstellung zu ihrer Arbeit gewonnen.
Trotz hoher medialer Aufmerksamkeit hat dagegen in medizinischen Gesundheitsberufen die Corona-Zeit wenig verändert. Wie im Vorjahr bewerten die Beschäftigten das von ihnen erlebte Image ihres Berufes in der Öffentlichkeit nur mit der Schulnote 3. Das ist der drittschlechteste Wert unter allen Berufsgruppen. Inzwischen sogar 39 Prozent (Vorjahr 37 Prozent) von ihnen wollen den Beruf jungen Menschen nicht empfehlen.
Paradox jedoch: Gleichzeitig kann sich nur die Hälfte unter ihnen vorstellen, einen anderen Beruf auszuüben. Das wird nur noch von Lehrern und Ausbildern unterboten (44 Prozent), insgesamt liegt diese Bereitschaft unter allen Berufstätigen mit 60 Prozent viel höher.
Regionale Veränderungen der Arbeit in der Corona-Zeit
Während in einigen westlichen Bundesländern mehr als 30 Prozent durch die Pandemie von zu Hause arbeiten mussten (am meisten in Rheinland-Pfalz), lag der Anteil in Thüringen nicht einmal halb so hoch (14 Prozent) und auch in Sachsen-Anhalt bei nur 18 Prozent.
Ungleich veränderten sich auch die Einstellungen der Berufstätigen: Die größte Bedeutung hat heute die berufliche Sicherheit im Krisenfall wie etwa bei Pandemien für Beschäftigte in Schleswig-Holstein (79 Prozent), Nordrhein-Westfalen (77 Prozent), Baden-Württemberg (76 Prozent) und Bayern (75 Prozent). Den geringsten Wert ermittelt die HDI Berufe-Studie dagegen in Berlin (65 Prozent).
Auch gibt es etwa in Bayern und Nordrhein-Westfalen einen besonders großen Anteil von Befragten, die seit dem Beginn der Pandemie dankbarer für ihren Arbeitsplatz geworden sind (jeweils 31 Prozent). Die geringste Zustimmung zu dieser Frage gibt es hingegen in Thüringen (14 Prozent), Sachsen (19 Prozent) und Sachsen-Anhalt (21 Prozent).
Bereitschaft zum Berufswechsel nimmt teilweise deutlich zu
Die Bereitschaft zum Berufswechsel ist gegenüber 2019 schließlich in 12 von 16 Bundesländern gestiegen. Zum Teil sehr stark wie etwa in Bremen, wo sich dies inzwischen 71 Prozent grundsätzlich vorstellen können. Dass sich die Zahl der Jobwechsler künftig insgesamt erhöht, glauben bundesweit zudem doppelt so viel Erwerbstätige, wie solche, die eine sinkende Zahl annehmen.
Pleitewelle wird erwartet
Mehr als die Hälfte aller Berufstätigen, exakt 55 Prozent, erwartet durch die Corona-Krise eine Pleitewelle in Deutschland. Besonders stark wird das von Beschäftigten in Werbung, Marketing und Medien befürchtet (75 Prozent) sowie in Bau und Architektur (66 Prozent), unter Finanzdienstleistern und Steuerberatern (65 Prozent) sowie im Tourismus (63 Prozent).
Die größte Sorge um die eigene berufliche Zukunft machen sich dabei Erwerbstätige im Tourismus (33 Prozent) sowie in der Werbe- und Medienindustrie (31 Prozent).
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