Die Bundesregierung plant, die Corona-Prämien für die Altenpflege von bis zu 1.500 Euro mit Beiträgen aus der Pflegeversicherung zu finanzieren. Dazu erklärt Florian Reuther, Direktor des Verbandes der Privaten Krankenversicherung (PKV):
„Die Leistungen der Pflegeprofis in der Corona-Krise sind gar nicht hoch genug zu würdigen. Der geplante Bonus soll eine gesamtgesellschaftliche Anerkennung sein, die folglich auch gesamtgesellschaftlich aus Steuermitteln finanziert werden muss.
Einmalige Boni auf Kosten der Beitragszahler in der Pflegepflichtversicherung wären jedoch ungerecht. Damit würden auch viele Beitragszahler belastet, die weniger verdienen als ausgebildete Pflege-Fachkräfte. Zudem müssen viele derzeit um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze und ihrer Existenzgrundlage bangen, die durch höhere Pflegebeiträge überdies zusätzlich belastet würden. Jeder weitere Anstieg der Pflegebeiträge droht die für den Erhalt der Arbeitsplätze wichtige Grenze von maximal 40 Prozent Belastung durch Sozialbeiträge zu sprengen und den Neustart der Wirtschaft nach der Corona-Pandemie zu belasten.
Wenn die Politik trotzdem einen Bonus auch auf Kosten der Pflegepflichtversicherung finanzieren sollte, dann muss sie zusätzliche Belastungen der Beitragszahler vermeiden, indem sie vorhandene Gelder aus dem Pflegepersonalstärkungsgesetz verwendet. Gesetzliche und Private Pflegeversicherung zahlen zusammen pro Jahr 684 Millionen Euro für die Neuschaffung von Pflegestellen. 2019 sind nur etwa 10 Prozent dieser Mittel abgeflossen, weil nicht alle Stellen besetzt werden konnten. Dort sind also noch mehr als 600 Millionen Euro verfügbar. Es wäre allemal besser, dieses derzeit mit negativer Verzinsung geparkte Geld zu nutzen, als die Versicherten zusätzlich mit der Finanzierung der Boni zu belasten. Das wichtige Anliegen, die Schaffung zusätzlicher Pflegestellen zu unterstützen, würde durch eine Nutzung Restmittel aus 2019 und 2020 nicht gefährdet.“
Themen:
LESEN SIE AUCH
PKV: Eckpunkte zur Pflegereform setzen falsche Prioritäten
„Noch in dieser Legislaturperiode“: VdK-Chefin Verena Bentele fordert Abschaffung der privaten Pflegeversicherung
Der VdK wolle eine "einheitliche Pflegeversicherung, in der alle Bürger, also auch Beamtinnen und Beamte, Abgeordnete und Selbstständige versichert sind" sagte Verena Bentele der NOZ. Denn diese Gruppen zahlen häufig in private Pflegeversicherungen ein. Die Abschaffung sei somit ein wichtiger Schritt, um die Pflege grundsätzlich zu reformieren.
Pandemie als finanzielles Risiko der Mittelschicht
So kann eine moderne Vergütung bei der ambulanten ärztlichen Versorgung aussehen
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Standortfördergesetz: Warum das Deutsche Aktieninstitut tiefgreifende Kapitalmarktreformen vermisst
Das Standortfördergesetz der Bundesregierung soll den Finanzplatz Deutschland stärken. Doch das Deutsche Aktieninstitut warnt: Ohne tiefgreifende Reformen in Altersvorsorge und Aktienrecht bleibt der Gesetzentwurf ein halbherziger Schritt.
„Tickende Zeitbombe“ entschärfen – Wissenschaftlicher Beraterkreis legt Impulspapier zur Rentenreform vor
Angesichts der wachsenden Herausforderungen durch den demografischen Wandel hat der wissenschaftliche Beraterkreis des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) ein wegweisendes Impulspapier zur Reform der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) veröffentlicht.
bAV: Renditekiller Garantie
Das Betriebsrentenstärkungsgesetz II soll nach Einschätzung des Instituts der Versicherungsmathematischen Sachverständigen für Altersversorgung (IVS) ohne Verzögerung umgesetzt werden. Gleichzeitig fordert das IVS Reformen – vor allem beim Garantieniveau und in der Rentenphase.
BRSG II: „Beim Verbreitungsgrad der bAV ist deutlich Luft nach oben“
Das Bundeskabinett hat eine Reform der betrieblichen Altersversorgung beschlossen – mit Fokus auf Geringverdiener und kleine Unternehmen. Warum der BVK den Gesetzentwurf begrüßt, aber zugleich eine entscheidende Lücke sieht, zeigt die aktuelle Stellungnahme.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.