Vielfältig, leistungsstark und ein stabiler Faktor für unsere Wirtschaft

Das Handwerk ist einer der Leistungsträger für wirtschaftliche Stabilität in Deutschland. Auch die jüngsten Statistiken bestätigen die Wichtigkeit dieses Wirtschaftszweigs.

Nach einem leichten Rückgang waren im Jahr 2018 wieder über eine Million Betriebe in den Handwerksrollen und im Verzeichnis des handwerksähnlichen Gewerbes eingetragen (Quelle: Zentralverband des Deutschen Handwerks) sowie rund 5,5 Millionen Beschäftigte verzeichnet. Bei den Erwerbstätigen bedeutet das einen Anstieg um 0,4 Prozent. Circa 368.000 Lehrlinge wurden 2018 in den Handwerksbetrieben ausgebildet und 612 Milliarden Netto-Umsatz ohne Mehrwertsteuer untermauern die Bedeutung des Handwerks zusätzlich.

Geht es um die spezifischen Herausforderungen rund um die Absicherung der Selbstständigen im Handwerk, gilt es feine Unterschiede zu berücksichtigen. Wir treffen hier auf neue und alteingesessene Unternehmen mit einem kleinen Mitarbeiterstamm sowie auf die gut situierten Mittelständler. Doch das ist noch nicht alles. Zu berücksichtigen sind aber auch die sogenannten „Soloselbstständigen“.

Wir sprechen hier von Unternehmern und Unternehmerinnen, die ausschließlich ihre eigene Arbeitskraft vermarkten und damit ihr Einkommen und die Existenz sichern.

 

 

 

Zum Jahresbeginn 2019 war rund um eine Kampagne des Zentralverbands des Deutschen Handwerks zur Wiedereinführung des Meisterzwangs eine intensive Diskussion entbrannt. Unter anderem in puncto einer Verschärfung des Fachkräftemangels sowie zur Situation der Soloselbstständigen. Laut Meldungen des Berufsverbands unabhängiger Handwerkerinnen und Handwerker e. V. sollen Kleinunternehmer, deren Umsatz unter der 17.500-Euro-Marke liegt etwa 40 Prozent der Unternehmen im Handwerk stellen.

Das Handwerk hat goldenen Boden?!

Nach Angaben einer Studie „Soloselbstständigkeit im Handwerk: Ergebnisse des Mikrozensus 2014“ von Dr. Katarzyna Haverkamp am Volkswirtschaftlichen Instituts für Mittelstand und Handwerk (ifh) in Göttingen beträgt das durchschnittliche monatliche Einkommen eines Soloselbständigen im Handwerk 1.681 Euro und im Median 1.489 Euro pro Monat.

 

 

 

Selbstständige mit Beschäftigten liegen bei 2.678 Euro beziehungsweise 2.255 Euro. Sogenannte „abhängig Beschäftigte“ erreichen 1.728 Euro, respektive 1.629 Euro. Die Studie führt auch aus, dass eine wichtige Ursache für die geschilderten Einkommensunterschiede eine beachtliche Teilzeitquote von 19 Prozent bei den Soloselbständigen ist. Selbst wenn sich die Einkommenssituation in den vier bis fünf Jahren seit Erhebung der Studie durch die anhaltend gute Wirtschaftslage verbessert haben sollte, ist auch der Anstieg der Inflationsrate auf bis zu 1,4 Prozent in 2019 zu berücksichtigen.

 

Und der Gehaltsreport 2019 der Online-Jobplattform Stepstone rechnet vor, dass Techniker und Handwerker durchschnittlich 43.000 Euro brutto im Jahr oder circa 3.600,00 Euro im Monat verdienen. Bei Fach- und Führungskräften sind es demnach 58.900 Euro und mit Personalverantwortung etwa 68.000 Euro. Arbeiten bis zum Umfallen Insofern ist nachvollziehbar, dass die größte Sorge eines Klein-/ Kleinstunternehmers oder auch Beschäftigten im Handwerk der unfall- oder krankheitsbedingte Ausfall für eine unbestimmte Zeit oder der Verlust der Arbeitskraft ist.

Geschäftsführer, Inhaber oder auch Freiberufler arbeiten dabei meist so lange wie möglich im eigenen Betrieb und nehmen dafür körperliche und/oder gesundheitliche Probleme ganz selbstverständlich in Kauf. Kommt es tatsächlich zu einem Ausfall ist die wirtschaftliche Schieflage beruflich und privat vorprogrammiert. Gleichwohl das Bewusstsein für das Risiko vorhanden ist, fehlt oft das nötige Kleingeld, um ausreichend Vorsorge zu betreiben.

Versicherung ist Verantwortung Insofern sollte ein umfassendes Deckungskonzept die gesamte wirtschaftliche Situation des zu versichernden Unternehmers berücksichtigen. Eine anspruchsvolle Aufgabe, auch im Hinblick auf die Soloselbstständigen. Denn die Übergänge aus dem gewerblichen Bereich in das private Umfeld können fließend und sehr eng verzahnt sein.

Zu analysieren sind somit die Aspekte hinsichtlich der Einkommenssituation bei einem kurz- und längerfristigen Ausfall durch Krankheit oder Unfall. Damit einher geht die Frage, ob mit einer Krankentagegeldversicherung eine erste Lücke geschlossen werden kann? Freiwillig gesetzlich Versicherte und auch privat Versicherte können diese Form der Vorsorge nutzen.

Ein mittelfristiger Ausfall sollte jedoch mit einer Betriebsausfallversicherung abgesichert werden; immerhin sind Gehaltszahlungen und Fixkosten wie Miete, Strom, Telefon, Nebenkosten und Kredite fortlaufend zu leisten. Für den Fall, dass das Risiko dauerhafter Einschränkungen und somit der Verlust der Arbeitskraft mit Vorsorgemaßnahmen abgepuffert werden soll, empfiehlt es sich, alle möglichen Facetten in die Beratung zu integrieren. Berufsunfähigkeitsversicherungen, Grundfähigkeitentarife und auch Dread-Disease-Lösungen bieten dafür weitreichende Ansätze, die zusätzlich noch eine Vielzahl an Ergänzungs- und Optionstarifen bereithalten.

Soloselbstständige sind:

  •  in puncto Einkommen und Eigentumsverhältnisse näher an abhängig Beschäftigten angelehnt, als an die etablierten Unternehmer, aber nicht bei der Altersvorsorge.
  • sozial nicht besser abgesichert als abhängig Beschäftigte.
  • seltener mit einer Rentenversicherung abgesichert, als Selbstständige mit Beschäftigten und verfügen seltener über Wohneigentum.
  • eine heterogene Gruppe mit einem überrepräsentierten Anteil an Frauen, EU-Ausländern, Personen im Rentenbezugsalter, Teilzeittätigen, Alleinstehenden und Personen mit einem akademischen Abschluss.
  • mit einem monatlichen Nettoeinkommen (1.681 Euro) durchschnittlich schlechter gestellt, als abhängig Beschäftigte (1.728 Euro) beziehungsweise Selbstständige mit Beschäftigten (2.678 Euro).
  • mit einem Anteil von 72 Prozent im Handwerk in den Berufen der Anlage A (zulassungspflichtige Gewerke) prägend für das zulassungsfreie Handwerk.

 

Mehr zum Thema in der Ausgabe 02/20

 

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