Die Kosten für studentisches Wohnen sind weiter angestiegen: Für eine studentische Musterwohnung sind Rekordstände in allen 30 untersuchten Hochschulstädten zu verzeichnen. Das ist ein zentrales Ergebnis des MLP Studentenwohnreports 2019, der in Kooperation mit dem Institut der deutschen Wirtschaft erstellt wurde.
Vor allem in Großstädten hat sich die Situation. Denn die Mietsteigerungen haben sich in 27 der 30 untersuchten Hochschulstädte beschleunigt – in Darmstadt, Frankfurt am Main und Konstanz in extremem Ausmaß.
Als Musterwohnung gilt für den Report eine 30 Quadratmeter große Wohnung mit gleicher Ausstattung, die 1,5 Kilometer von der Hochschule entfernt liegt und 1995 erbaut wurde.
Mieten erreichen überall neue Rekorde
Insgesamt ist an 27 der 30 untersuchten Hochschulstädte eine Verschärfung der Preissteigerung festzustellen Durch den weiteren Anstieg der Mieten für studentisches Wohnen – im vergangenen Jahr waren es im Schnitt 4,6 Prozent – sind an allen 30 untersuchten Hochschulorten inzwischen Rekordstände erreicht.
Einen Extremwert bei den Mietpreissteigerungen von 2018 auf 2019 erreichte die Musterwohnung in Darmstadt mit mehr als 8 Prozent. Zugleich betrug die durchschnittliche jährliche Mietsteigerung dieser Vergleichsimmobilie seit 2010 dort 3,4 Prozent.
Ähnlich ausgeprägt lässt sich dies auch in Frankfurt (8 Prozent beziehungsweise 3,9 Prozent) und Konstanz (7 Prozent beziehungsweise 2,9 Prozent) beobachten. In Berlin (7,4 Prozent beziehungsweise 6,6 Prozent) und München (6,0 Prozent beziehungsweise 5,5 Prozent) sind die Preise ebenfalls stark gestiegen. Allerdings auf ähnlich hohem Niveau wie in den vergangenen Jahren.
Teuerste Städte
Am teuersten ist die Musterwohnung in München. Die monatliche Warmmiete beträgt dort 717 Euro. Darauf folgen Stuttgart mit 542 Euro und Frankfurt mit 505 Euro. In 14 weiteren Städten sind für die Musterwohnung immer noch zwischen 400 und 459 Euro monatlich zu zahlen. Die drei günstigsten Städte sind hingegen Magdeburg (251 Euro), Leipzig (278 Euro) und Bochum (287 Euro).
Stagnierendes Nettoeinkommen
Neben den nochmals schneller steigenden Mieten sind aber auch die seit Jahren stagnierenden Nettoeinkommen der Mehrzahl der Studierenden Ursache. Es liegt bei 900 Euro pro Monat. Einzig die 25 Prozent einkommensstärksten Studierendenhaushalte konnten ihre Einkommen weiter steigern (um 36 Prozent seit 2010). Damit können nur sie die seit 2010 erfolgten Mietsteigerungen in 26 der betrachteten 30 Standorte kompensieren.
Die finanzielle Belastung von Studierenden mit durchschnittlichem und geringem Einkommen ist hingegen deutlich gestiegen. Ihre seit Jahren stagnierenden beziehungsweise nur leicht steigenden Nettoeinkommen können mit der Mietpreisentwicklung nicht Schritt halten.
Insbesondere BAföG-Empfänger leiden unter den Mietpreisen, auch wenn der Wohnzuschlag angehoben wurde. In mehr als zwei Dritteln der Hochschulstädte reicht selbst dessen Höchstsatz nicht für eine studentische Musterwohnung.
Der zum Wintersemester 2019/2020 gestiegene Wohnzuschlag als Bestandteil des BAföGs, der nun im Falle einer Höchstförderung 325 Euro beträgt, kann den Wohnkostenanstieg in der Mehrzahl der betrachteten 30 Hochschulstädte nicht kompensieren. In mehr als zwei Dritteln dieser Städte reicht selbst der Höchstsatz nicht für die Miete der studentischen Musterwohnung aus.
Dementsprechend wohnen inzwischen mit 31 Prozent (2003: 22 Prozent) immer mehr Studierende in Wohngemeinschaften oder zu 25 Prozent (2003: 22 Prozent) bei ihren Eltern.
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