Ein Vergütungsverbot für Finanzberater würde Millionen Menschen der unteren und mittleren Einkommen von einer Beratung über ihre Altersversorgung abschneiden, weil sie sich das Beratungshonorar nicht leisten könnten, warnt Plansecur.
Damit nimmt das Unternehmen Stellung zur Forderung mehrerer Verbraucherschutzverbände, dass beim Verkauf von Finanzprodukten und Versicherungen, Makler künftig keine Vermittlungsprovision mehr erhalten sollten. Betroffen wären nach Einschätzung von Plansecur rund 250.000 Vermittler in Deutschland, die Bezüge aus
Johannes Sczepan, Plansecur-Geschäftsführer, erklärt:
„Diese Berater erfüllen eine gesellschaftspolitisch wichtige Aufgabe, indem sie Menschen bei ihrer Altersversorgung helfen und sie vor Altersarmut bewahren.
Die Provisionsberatung hat sich bewährt, auch wenn gelegentlich schwarze Schafe bekannt werden. Wir erleben auch Bundesminister, die ihre Promotion erschlichen haben und Bundestagsabgeordnete, die rechtskräftig wegen Steuerhinterziehung verurteilt wurden. Aber trotz dieser kriminellen Einzelfälle verlangen wir nicht, dass die Vergütungen von Ministern und Abgeordneten um die Hälfte gekürzt werden.“
Leidtragende der Abschaffung
Neben den Vermittlern würde die Abschaffung der Provisionsberatung in erster Linie Verbraucher mit einem geringen oder mittleren Einkommen treffen, die sich das Extrahonorar für die Beratung nicht leisten können, meint Plansecur, und nennt konkrete Zahlen:
Das mittlere Nettoeinkommen eines Einpersonenhaushalts lag 2017 bei 1.666 Euro und bei einer Familie mit zwei Kindern bei 3.498 Euro.
Johannes Sczepan sagt:
„Für diese Menschen stellen auch nur 500 Euro Beraterhonorar eine praktisch unüberwindbare Hürde dar, mit der Folge, dass sie ihre Altersversorgung überhaupt keiner Beratung unterziehen werden. Das ist mit der allseits erhobenen politischen Forderung, die Menschen sollten sich selbst über die staatliche Rente hinaus auch privat um ihre Altersversorgung kümmern, unvereinbar.“
Rechenbeispiel von Plansecur
„Für einen durchschnittlichen Vertrag mit einem Monatsbeitrag von 100 Euro bei einer Laufzeit von 30 Jahren erhält der Vermittler aus einem Gesamtbeitragsvolumen von 36.000 Euro eine Provision von 900 Euro. Dafür erbringt er nicht nur die Beratungsleistung, häufig in mehreren Gesprächen, sondern hat auch die gesetzliche Pflicht, den Kunden 30 Jahre lang zu betreuen. Bei Heirat, Scheidung, Kindern, Umzug oder Beitragsfreistellung muss der Berater tätig werden. Daraus ergibt sich im Durchschnitt ein Stundenlohn von 60 Euro brutto für den Vermittler. Das ist angemessen und keineswegs überzogen.“
Dabei legt Johannes Sczepan folgende Zeitansätze zugrunde: Beratungsgespräch (zwei Stunden), Vor- und Nachbereitung der Kundenfragen (anderthalb Stunden), An- und Abfahrt (anderthalb Stunden), laufende Betreuung über 30 Jahre hinweg (mindestens zehn Stunden). Der Plansecur-Geschäftsführer verweist darauf, dass das 2014 in Kraft getretene Lebensversicherungsreformgesetz eine Deckelung der Vergütung der Vermittler auf 2,5 Prozent aller Beiträge, die ein Kunde über die Laufzeit eines Vertrages zahlt, vorschreibt.
Johannes Sczepan dazu:
„Heute werden die Einkommen von Finanzberatern beschnitten; sind morgen die Provisionen von Autoverkäufern, übermorgen die Stundensätze von Handwerkern und alsbald von Freiberuflern aller Art an der Reihe?. Wenn wir der politischen Mindestlohndebatte eine neue Höchstlohndebatte hinzufügen wollen, wäre eine Deckelung der Bezüge von Politikern oder Dax-Vorständen wohl angebrachter, sofern man Gerechtigkeit anstrebt.“
Themen:
LESEN SIE AUCH
Plansecur: Warnung vor Rentenfalle
Hardcore Gamer mit hohem Kaufinteresse für Versicherungen
Wie tickt die schwer erreichbare Zielgruppe der Gamer? 'Treffpunkt Gaming' liefert tiefe Einblicke in deren Besitz und Bedarf von Versicherungs- und Finanzprodukten segmentiert nach eingesetzter Gaming-Zeit sowie zu der Wahrnehmung von Versicherer- und Bankenwerbung im Gaming-Bereich.
Provisionsverbot: Europäische Interessenvertretung des BVK wirkt
Dass die Vorstöße des BVK bereits Früchte tragen, zeigen kritische Äußerungen der Berichterstatterin des ECON-Ausschusses Stéphanie Yon-Courtin: Sie äußerte sich kritisch zu Provisionsverboten und sprach sich gegen Benchmarks aus. Auch bemängelte sie zu viele delegierte Rechtsakte seitens der EU.
Altersarmut: Vor allem Frauen haben Beratungsbedarf
Das Vertrauen der Deutschen in die Finanzbranche ist zwar insgesamt nur gering ausgeprägt. Dennoch spielt die persönliche Beratung bei Frauen eine gewichtige Rolle. Finanzberater, die Frauen nicht proaktiv ansprechen, vernachlässigen die Hälfte ihres Kundenpotenzials.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Hundehalter-Haftpflicht: Mehrheit für risikobasierte Beitragseinstufung
Hundehalterinnen und Hundehalter in Deutschland zeigen eine klare Haltung zur Beitragsgestaltung in der Tierhalterhaftpflicht: 52 Prozent befürworten eine Beitragsstaffelung nach Hunderassen.
Versicherungsvertrieb im Wandel: Warum Vertrauen über den Kanal entscheidet
Digitale Angebote überzeugen – doch wenn es um den Abschluss geht, suchen viele Verbraucher weiterhin das persönliche Gespräch. Eine neue Deloitte-Studie zeigt, wie entscheidend Klarheit und Kundenservice für den Erfolg im digitalen Versicherungsvertrieb sind.
Cashback und Prämien steigern Empfehlungsbereitschaft deutlich
Cashback schlägt Bündelrabatt: Eine neue Sirius-Campus-Studie zeigt, wie Versicherer mit gezielten Prämienprogrammen Kundenbindung und Weiterempfehlungsbereitschaft steigern können – und warum der Erfolg nicht allein an der Höhe der Prämie hängt.

Besuchen Sie uns auf der VIFIT in Leipzig!
Am 29. April 2025 startet die diesjährige Veranstaltungsreihe VIFIT (Vision for Insurance, Finance & IT) im Hyperion Hotel Leipzig, Sachsenseite 7, 04103 Leipzig. Seit über zehn Jahren gilt VIFIT als zentrale Plattform für neue Impulse, fachlichen Austausch und gezieltes Networking in der Versicherungs-, Finanz- und IT-Branche. Mit Stationen in Leipzig, Frankfurt am Main und Stuttgart weitet die VIFIT2025 ihr Einzugsgebiet erstmals auf den Südwesten Deutschlands aus.