Der Naturgefahrenreport 2018 des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zeigt die Schaden-Chronik der deutschen Versicherer für das Jahr 2017. Geprägt war das Jahr von Sturzfluten im Sommer und Stürmen im Herbst.
Der Report bilanziert die Naturgefahrenschäden an Gebäuden, Gewerbe, Industrie und Fahrzeugen.
Sturm und Hagel verursachen meiste Schäden
90 Prozent der Schäden im vergangenen Jahr sind durch Sturm und Hagel entstanden. Von den 2,9 Milliarden Euro Schäden, die den Sach- und Kfz-Versicherern im Jahr 2017 durch Naturgefahren entstanden sind, entfallen 2,6 Milliarden Euro auf Sturm- und Hagelschäden.
Damit waren sowohl für die Sachversicherer (1,7 Milliarden Euro) als auch für die Kfz-Versicherungen (850 Millionen Euro) Sturm- und Hagelschäden 2017 die größten Schadensverursacher.
Im Vergleich zum Vorjahr ist damit der Wert deutlich gestiegen, denn im Jahr 2016 lag der Gesamtschaden noch bei insgesamt 2,5 Milliarden Euro. Davon entfielen 1,6 Milliarden Euro auf Sturm- und Hagelschäden. Damit siegt der Anteil dieser Schäden am Gesamtschadensvolumen von 65 auf 90 Prozent.
Gegen Sturm und Hagel als höchstes Schadensrisiko sind die meisten Hausbesitzer (93 Prozent) versichert. Allerdings haben eine Elementarversicherung, die auch Schäden durch Starkregen und Überschwemmungen abdeckt, gerade mal 41 Prozent.
Dr. Wolfgang Weiler, GDV-Präsident, dazu:
„Das sind zwar deutlich mehr als noch vor einigen Jahren, aber noch immer viel zu wenige. Aus diesem Grund haben wir die Kampagne „Stadt.Land.unter“ ins Leben gerufen. Videos, Zeitungsartikel, Radiobeiträge, Social Media – wir nutzen alle Kanäle, um die Menschen aufzurütteln, sie zu informieren, an ihre Eigenverantwortung zu appellieren.“
Besonders im Herbst und Winter kann es in Deutschland sehr stürmisch werden, da der Temperaturunterschied zwischen warmer Tropenluft und kalter Polarluft so groß ist, dass sich Sturmtiefs bilden.
Claudia Scheerer, Pressesprecherin im Konzern Versicherungskammer, sagt:
„Um sein Hab und Gut vor solchen Naturgewalten zu schützen, sind zwei Dinge wichtig: Das Haus wetterfest machen und die notwendigen Versicherungen abschließen.“
Bei einem Schadenfall können Hausbesitzer haftbar gemacht werden, wenn sie Gefahrenquellen auf ihrem Grundstück nicht beseitigen. Damit nichts und vor allem niemand zu Schaden kommt, sollten Gebäudeeigentümer regelmäßig mögliche Risiken kontrollieren und beheben. So sollten lose Dachziegel, herumliegende Gegenstände oder morsche Äste beseitigt werden.
Gesetzesänderung in Bayern ab Juli 2019
Die Bayerische Staatsregierung wird ab dem 1. Juli 2019 Unwetteropfern keine staatlichen Soforthilfen mehr gewähren, wenn die Immobilie versicherbar gewesen wäre. Deswegen erhält die Elementarschadenversicherung hier eine besondere Brisanz.
Häufig wird angenommen, dass eine große Anzahl von Gebäuden in Bayern nicht versicherbar wäre, was Claudia Scheerer aber widerlegt:
„Wir können in unserem Geschäftsgebiet 99,8 Prozent der Gebäude gegen Elementarschäden versichern.“
Apps warnen vor Unwettern
Um sich auf Unwetter vorbereiten zu können, gibt es zum Beispiel KATWARN, das schnell und standortgenau Katastrophenmeldungen aufs Smartphone schickt. Das Warnsystem der öffentlichen Versicherer begleitet mobil in weiten Teilen Deutschlands. Die kostenlose Software warnt per App oder SMS.
Der Konzern Versicherungskammer hat zudem die kostenlose MehrWetter-App entwickelt. Kunden können ihre Wunschorte einstellen und erhalten für diese Gebiete Wettervorhersagen und Unwetterwarnungen. So erhalten Nutzer die Möglichkeit, geeignete Vorsichtsmaßnahmen zu treffen und etwa bei akuter Sturmgefahr alle Fenster und Türen zu schließen, bewegliche Gegenstände auf dem Grundstück zu sichern beziehungsweise zu entfernen sowie die Familie und sich selbst in Sicherheit zu bringen.
Bild: © ipopba / fotolia.com
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