IMK-Konjunkturindikator verlässt „roten Bereich“

Die konjunkturellen Aussichten in Deutschland haben sich in den vergangenen Wochen noch einmal deutlich aufgehellt. Dementsprechend ist die Wahrscheinlichkeit, dass die deutsche Wirtschaft in nächster Zeit in eine Rezession gerät, spürbar gesunken, und zwar zum dritten Mal in Folge. Das signalisiert der Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung.

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Zum ersten Mal seit März 2022 schaltet der nach dem Ampelsystem arbeitende Indikator des IMK von „rot“ auf die niedrigere Warnstufe „gelb-rot“ zurück. Das steht zwar für eine weiterhin erhöhte konjunkturelle Unsicherheit im Winterhalbjahr, aber nicht mehr für eine akute Rezessionsgefahr.

Für das erste Quartal 2023 von Januar bis Ende März weist der Indikator, der Daten zu den wichtigsten wirtschaftlichen Kenngrößen bündelt, ein Rezessionsrisiko von 29 Prozent aus. Anfang Dezember waren es noch 52,5 Prozent für die folgenden drei Monate. Die statistische Streuung, ein Maß für die Unsicherheit von Wirtschaftsakteuren, ist mit 16,7 Prozent zwar weiterhin relativ hoch und nur wenig zurückgegangen. Rezessionswahrscheinlichkeit und Streuung zusammengenommen unterschreiten nun aber klar den Schwellenwert von 70 Prozent, ab dem der Indikator ein akutes Rezessionsrisiko ausweist.

Nachlassende Lieferengpässe und hoher Auftragsbestand

Unabhängig davon, ob das Winterhalbjahr eine wirtschaftliche Stagnation bringt, worauf die neuesten Indikatorwerte hindeuten, oder doch eine milde Rezession, sei eines ganz deutlich: es sei dem Staat und den Sozialpartnern mit umfangreichen Maßnahmen wirkungsvoll gelungen , die Konjunktur zu stabilisieren, betont IMK-Konjunkturexperte Dr. Thomas Theobald, IMK-Referatsleiter für Finanzmärkte und Konjunktur.

Momentan helfe auch, so Theobald weiter, dass im Verarbeitenden Sektor bei weiter nachlassenden Lieferengpässen der hohe Auftragsbestand der Vorquartale produktionswirksam abgearbeitet werden könne. Dieser konjunkturelle Sondereffekt dürfte allerdings nur bis zur zweiten Jahreshälfte 2023 reichen.

Die deutliche Entspannung bei der Rezessionswahrscheinlichkeit hängt stark mit positiven Trends auf den Finanzmärkten zusammen: Die Börsenkurse haben sich weiter erholt und die Kreditrisikoprämien für Unternehmen sind noch einmal gesunken. Der Finanzmarktstressindex des IMK, der einen breiten Kranz von Finanzmarktindikatoren zusammenfasst, hat sich ebenfalls weiter aufgehellt.

Weitere positive Impulse

Positive Impulse kamen zudem vom ifo-Geschäftsklimaindex. Den Rückgang des Rezessionsrisikos etwas gebremst haben die relativ schwache Entwicklung internationaler Einkaufsmanagerindizes und ein Rückgang der Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe. Allerdings haben diese Faktoren im Algorithmus des IMK-Indikators aktuell kein großes Gewicht, was beispielsweise daran liegt, das viele Industrieunternehmen nach wie vor über ein dickes Auftragspolster verfügen.

In den IMK-Konjunkturindikator fließen zahlreiche Daten aus der Real- und der Finanzwirtschaft ein. Darüber hinaus berücksichtigt das Instrument Stimmungsindikatoren. Das IMK nutzt die Industrieproduktion als Referenzwert für eine Rezession, weil diese rascher auf einen Nachfrageeinbruch reagiert als das Bruttoinlandsprodukt. Der Konjunkturindikator wird monatlich aktualisiert.

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Studien

IMK-Konjunkturindikator: Rezessionsrisiko sinkt leicht

Noch steht das Frühwarninstrument auf "rot". Allerdings mehren sich die Anzeichen, dass der drohende wirtschaftliche Einbruch in Dauer und Ausmaß spürbar abgemildert werden könnte. Umso mehr, weil die Gaspreisbremse die Konjunktur ab der Jahreswende stützen dürfte.

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Rezessionsgefahr steigt weiter leicht an

Das hohe Niveau und die Zunahme des Rezessionsrisikos auf 75,9 Prozent für den Zeitraum von November bis Ende Januar 2024 beruhen vor allem auf den Rückgängen der Produktion in der Industrie und dem Baugewerbe, die im Indikator eine große Rolle spielen.

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Wirtschaft

Rezessionswahrscheinlichkeit steigt auf knapp 80 Prozent

Dass das Rezessionsrisiko für die kommenden Monate kurzfristig so deutlich gestiegen ist, geht wesentlich auf die Eintrübung von Finanzmarktindikatoren zurück, was das IMK auch mit der Leitzinserhöhung durch die Europäische Zentralbank im Juni in Verbindung bringt.

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Wirtschaft

Moderates Wirtschaftswachstum trotz Bankenturbulenzen

Durch die jüngsten Finanzmarktturbulenzen ist das Rezessionsrisiko für die deutsche Wirtschaft leicht gestiegen, bleibt aber auf niedrigem Niveau. Der nach dem Ampelsystem arbeitende IMK-Konjunkturindikator steht für den Zeitraum von April bis Ende Juni weiter auf „gelb-grün“.

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Wirtschaft

IMK-Konjunkturindikator auf „gelb-grün“

Die Wahrscheinlichkeit, dass die deutsche Wirtschaft in nächster Zeit in eine Rezession gerät, ist in den vergangenen Wochen geringfügig gestiegen, bleibt aber auf relativ niedrigem Niveau. Für die Zeit von Anfang März bis Ende Mai beziffert der Konjunkturindikator dieses Risiko mit 23 Prozent.

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National

Rezessionsrisiko weiter gestiegen

Die Wahrscheinlichkeit, dass die deutsche Wirtschaft in den kommenden drei Monaten in eine Rezession gerät, ist zuletzt um 6,3 Prozent weiter gestiegen. Für den Zeitraum von September bis Ende November weist der IMK-Konjunkturindikator nun Rezessionsrisiko von 64,1 Prozent aus.

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