Der Zusatzschutz für Elementarschäden wird teurer. Die Preisaufschläge bei günstigen Versicherern liegen im Jahr 2024 bei 38 Prozent oder mehr – abhängig von Adresse und Gefahrenzone. Vergangenes Jahr betrugen die Preisaufschläge im günstigsten Fall lediglich acht Prozent. Das zeigt eine aktuelle Finanztip-Analyse mit zehn Testprofilen sowie eine Anfrage bei den sieben größten Gebäudeversicherern. Die Kosten variieren stark – Finanztip rät dringend zum Vergleich.
Zum dritten Mal in diesem Jahr hat Starkregen mehrere Regionen und Städte in Deutschland überschwemmt, Katastrophenalarm wurde ausgerufen. Viele der Schäden sind aber nicht versichert. Wie der Gesamtverband der Versicherer (GDV) mitteilte, sind 54 Prozent der Wohngebäude in Deutschland weiterhin nicht gegen Elementarschäden versichert. „Grundsätzlich raten wir allen Immobilienbesitzern zu einer zusätzlichen Absicherung von Schäden durch Flut und Starkregen“, sagt Finanztip-Versicherungsexpertin Henriette Neubert.
Beitragserhöhungen für Wohngebäudeversicherungen bei allen Versicherern
Auch im Jahr 2024 steigen die Beiträge für Wohngebäudeversicherungen. Aufgrund steigender Baukosten kündigte der GDV bereits eine Beitragssteigerung von 7,5 Prozent für alle Versicherten an. Hinzu kommen die stark variierenden Zusatzkosten für den Elementarschutz. Laut dem vergangenen Finanztip-Test zur Wohngebäudeversicherung lagen diese im Dezember 2022 zwischen acht und 580 Prozent. „In risikoreicheren Gebieten gibt es bei einigen günstigeren Anbietern aktuell gar keine Absicherung mehr. Hausbesitzer müssen daher einen teureren Tarif abschließen“, so Neubert.
Größere Versicherer grundsätzlich teurer, senken aber teilweise die Preise
Die Finanztip-Analyse zeigt: Der für die jeweiligen Testprofile günstigste Tarif gegen Elementarschäden stieg um mindestens 30 Prozentpunkte deutlich im Preis, während größere Versicherer sehr unterschiedlich mit den wachsenden Kosten und Gefahren umgehen. Auf Nachfrage von Finanztip erklärten drei von sieben großen Versicherungen – die Bayerische Versicherungs-Verband AG, die Bayerische Brandversicherung und die Provinzial – dass sie die Beiträge auch mit Elementarabsicherung nicht über 7,5 Prozent erhöhen wollen. Die R+V Versicherung wolle die Beiträge für Elementarschutz in risikoarmen Gebieten sogar senken. Gleichzeitig nehmen sie in Regionen mit hohem Risiko stärker zu. „Vergleichen lohnt sich also, umso mehr für alle, die eine neue Versicherung suchen“, erklärt Neubert.
Was Versicherte bei Beitragserhöhungen tun können
Kündigt die Versicherung eine Beitragserhöhung von 7,5 Prozent an, können Versicherte dagegen zunächst wenig tun, außer zum Ende des Versicherungszeitraums regulär zu kündigen. Wer eine stärkere Beitragserhöhung erhält, hat jedoch ein außerordentliches Kündigungsrecht.
„Bietet der Versicherer an, zu den alten Beiträgen die Wohngebäudeversicherung mit Elementar-Zusatzschutz nun zu einer festen Versicherungssumme zu versichern, sollten Versicherte das nicht annehmen. Denn dann gibt es im Schadensfall möglicherweise nicht mehr den aktuellen Wert des Gebäudes, sondern lediglich die mit dem Versicherer fest vereinbarte Summe. Und die kann auch unter dem realen Wert liegen“, rät Neubert.
So hat Finanztip getestet
Finanztip hat 2022 eine Grundgesamtheit von 35 Online-Portalen mit Vergleichsrechnern für Wohngebäudeversicherungen untersucht. Es wurde ein Katalog von Mindestkriterien definiert, die eine leistungsstarke Wohngebäudeversicherung abdecken sollte. Auf dem von Finanztip empfohlenen Vergleichsportal Mr-Money wurden im Mai 2024 für insgesamt zehn Test-Profile mit variierenden Merkmalen (z. B. Standort) Abfragen vorgenommen und die Beiträge mit denen von Dezember 2022 in einer Preisanalyse verglichen.
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