Benchmarkanalyse der größten Kompositversicherer

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Die Neuauflage der Branchenmonitore untersucht für den Zeitraum von 2015 bis 2020 die Bilanzen der 50 größten deutschen Schaden- und Unfallversicherer. Die systematische und detaillierte Zusammenstellung und die Analyse der Jahresabschlusskennzahlen zeigen aktuelle Entwicklungen in den einzelnen Versicherungszweigen Haftpflicht, Hausrat, Komposit, Kfz, Rechtsschutz, Unfall sowie Wohngebäude.

Die V.E.R.S. Leipzig GmbH veröffentlicht jährlich die Branchenmonitore. Die Analysen geben einen umfassenden Einblick in die Geschäftsentwicklung der Kompositversicherer. Trotz der wirtschaftlich angespannten Situation aufgrund der COVID-19-Pandemie konnte die Sparte das Geschäftsjahr 2020 ausgesprochen erfolgreich abschließen. So stiegen die gebuchten Bruttoprämien der 50 analysierten Versicherer um 4 Prozent auf 1.288,29 Mio. Euro. Gleichzeitig stagnierten die Leistungsaufwendungen bei rund 830 Mio. Euro. Die positive Entwicklung zeigte sich entsprechend auch in der Combined Ratio: Diese konnte um nahezu 2 Prozentpunkte verbessert werden und lag somit im Durchschnitt bei 90,3 Prozent.

Haftpflichtversicherung bleibt auf konstantem Niveau

Die Haftpflichtversicherer konnten in 2020 mit einem Anstieg der gebuchten Bruttoeinnahmen um 1,7 Prozent die positive Entwicklung der vergangenen Jahre fortführen. Die durchschnittlichen Schadenaufwendungen hingegen stiegen um fast 2 Prozent auf in Summe 76,1 Mio. Euro. Dadurch verschlechterte sich die Schadenquote der 50 untersuchten Versicherer auf 48,6 Prozent (2019: 47,6 Prozent). Trotz der leicht rückläufigen Entwicklungen kann das Geschäftsjahr 2020 im Schnitt dennoch als stabil bewertet werden.

Positive Entwicklung in der Hausratversicherung

Neben einem Anstieg der gebuchten Bruttobeitragseinnahmen um durchschnittlich 1,7 Prozent auf 59,25 Mio. Euro konnten sich die betrachteten Hausratversicherer insbesondere über einen beachtlichen Rückgang der Schadenaufwendung freuen (- 8,5 Prozent). Die positive Entwicklung schlug sich nicht nur in der Schadenquote nieder, sondern auch –aufgrund konstanter Betriebskosten – in der Combined Ratio, die um gut 6 Prozent verbessert werden konnte. Der das Ranking anführende Haftpflichtversicherer kann sogar einen beachtlichen Wert von unter 40 Prozent vorweisen.

Kfz-Versicherern können sich freuen

Mit Schadenaufwendungen im Umfang von 367 Mio. Euro – was einer Reduzierung im Vergleich zum Vorjahr im zweistelligen Prozentbereich entspricht – erreichten die Kraftfahrtversicherer das beste Ergebnis seit 2015. Zurückführen lässt sich der Rückgang größtenteils auf die Corona-Pandemie und dem damit einhergehenden geänderten Mobilitätsverhalten. Im Ergebnis führte dies zu einer insgesamt sehr positiven Geschäftsentwicklung, was sich in einer deutlichen Verbesserung der Combined Ratio auf
91,03 Prozent und einem beispiellosen Wert der versicherungstechnischen Ergebnisquote widerspiegelte.

Herber Rückschlag in der Rechtsschutzversicherung

Die negativen Auswirkungen der Corona-Krise zeigten sich insbesondere in der Rechtschutzversicherung. Wenngleich ein moderates Wachstum der gebuchten Bruttoprämien verzeichnet werden konnte, mussten die 25 untersuchten Versicherer einen erheblichen Anstieg der Schadenaufwendungen von fast 10 Prozent auf 131 Mio. Euro – und damit das schlechteste Ergebnis seit sechs Jahren – hinnehmen. Trotz konstanter Betriebskosten überstieg die Combined Ratio letztlich die 100-Prozent-Marke: Im Durchschnitt
lag sie bei 101,87 Prozent.

Konstante Entwicklung in der Unfallversicherung

Die gebuchten Bruttoprämien der untersuchten Unfallversicherer stiegen in 2020 geringfügig um 0,6 Prozent auf 125,47 Mio. Euro an. Dieser Zuwachs lässt sich ausschließlich auf die höheren Durchschnittsprämien zurückführen. Die Schadenaufwendungen hingegen verschlechterten sich minimal im um 1 Prozent. Trotz gestiegener Leistungsaufwendungen konnten die analysierten Unfallversicherer das Geschäftsjahr mit einer durchschnittlich um 1,5 Prozent verbesserten Combined Ratio sowie mit einem fast achtprozentigen Zuwachs der versicherungstechnischen Ergebnisquote abschließen.

Schadenaufwendungen an Wohngebäuden nehmen zu

Die gebuchten Bruttobeiträge der 50 untersuchten Wohngebäudeversicherer stiegen in 2020
um erfreuliche 7,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Verbunden mit einer konstanten
Entwicklung der Schadenaufwendungen, konnte hinsichtlich der Schadenquote eine merkliche
Verbesserung auf abschließend 62,35 Prozent verzeichnet werden. Auch die Combined Ratio
konnte einen Rückgang auf 89,5 Prozent – und somit den niedrigsten Wert der vergangenen
fünf Jahre – aufweisen. Aufgrund moderner Haustechnik stieg in 2020 die durchschnittliche
Schadenhöhe auf einen Rekordwert. Dieser Trend wird sich voraussichtlich auch in Zukunft
negativ auf die Entwicklung der Schadenhöhe pro Versicherungsfall auswirken.