Bisher haben nach einer Einschätzung von Partner in Life S.A. (PiL) die deutschen Lebensversicherungsgesellschaften die Krisen der Vergangenheit relativ gut gemeistert.
Der Marktführer auf dem deutschen Zweitmarkt hat die vorliegenden Geschäftszahlen der Unternehmen bewertet.
Versicherer mussten im Dauerzinstief Federn lassen
Von etwa 4,5 Prozent im Jahr 2008 auf circa zwei Prozent im Jahr 2019 hat sich die laufende Durchschnittsverzinsung mehr als halbiert. Der Blick auf die durchschnittliche Umlaufrendite der Bundeswertpapiere im selben Zeitraum zeigt aber auch, wie dramatisch sich die Zinsentwicklung in dieser Zeit verändert hat.
Die Umlaufrendite der Gesellschaften selbst ist von 4,75 auf heute -0,4 Prozent – also mehr als fünf Prozentpunkte gesunken. Obwohl mittlerweile die meisten langlaufenden Papiere des Jahres 2008 – 12 Jahre später – aus den Beständen hinausgewachsen sind (und damit die damals freundlichen Coupons), zeigen selbst die stark angespannten Gesellschaften noch Renditen um und über 2,5 Prozent.
Dean Goff, Vorstand der PiL, erklärt:
„Das konstatieren wir auch vor dem Hintergrund, dass sich die Bundesregierung derzeit mit dem Entwurf des Risikobegrenzungsgesetzes konkret auseinandersetzt.“
Im Gesetzentwurf soll geklärt werden, was passiert, wenn einige Gesellschaften in konkrete Schieflage geraten. Die Auswirkungen der weltweiten Corona-Pandemie stellen für angeschlagene Versicherungsgesellschaften eine zusätzliche Herausforderung dar.
Reserven und künftige Anlageergebnisse sind entscheidend
Die Leistung wurde auch auf Kosten der Reserven und Rückstellungen der Gesellschaften erzielt, aber zu diesem Zweck waren sie größtenteils auch aufgebaut worden. Bei den Schlussüberschussanteilen sowie der deklarierten Sockel- beziehungsweise Mindestbeteiligung an den Bewertungsreserven inklusive der jeweiligen Festlegung für das Folgejahr sieht man den Trend der sanften Reduktion.
Allerdings sehen wir auch noch immer zum Teil recht hohe Stände. Zudem wurde und wird die Zinszusatzreserve zur langfristigen Finanzierbarkeit der Rechnungszinsen kontinuierlich aufgebaut.
Es ist Fakt, dass die Gesellschaften Ende des vergangenen Jahres mit dem damaligen Ausblick auf das Jahr 2022 noch drei sehr anspruchsvolle Jahre der Reservierung (ZZR) vor sich sahen. Durch die Corona-Krise ist der damals trübe Ausblick in mancherlei Hinsicht noch deutlich düsterer geworden.
Dean Goff dazu:
„Zuletzt haben wir massive Höchststände in den Bewertungsreserven gesehen – und dass trotz der bereits angesprochenen Realisierungen zum Wohle der ZZR und der Nettoverzinsung. Das ist sehr beachtlich. Insofern bleiben die weiteren Entwicklungen zu Corporate Bonds sowie Immobilien im Allgemeinen und den gewerblichen Immobilien im Speziellen für einige Gesellschaften entscheidend.“
Der Blick auf eine oder wenige Kennzahl(en) – zum Beispiel die Solvenz oder den Sicherungsbedarf – ist PiL zufolge ungenügend um bewerten zu können, wie viel Gegenwind ein Lebensversicherer künftig noch aushält.
Dean Goff sagt:
„Wir können aber insgesamt feststellen, dass der gesamte Lebensversicherungsmarkt, und damit im Wesentlichen die Versicherungsnehmer – auf vergleichsweise gute Ergebnisse zurückblicken.“
Dean Goff rät Lebensversicherten, auch für die Zukunft sich nicht unkontrolliert von ihren Policen zu trennen. Denn die Verträge entwickeln sich individuell sehr unterschiedlich – auch bei ein und demselben Versicherer.
https://www.experten.de/2020/04/23/corona-krise-welchen-puffer-haben-deutsche-lebensversicherer/
https://www.experten.de/2020/06/05/solvenzberichte-deutscher-lebensversicherer-jetzt-komplett/
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