25 Prozent der Cyber-Schadenfälle gingen laut Hiscox im vierten Quartal 2019 auf Phishing-Attacken zurück. Und es wird insgesamt zu einem Anstieg von Cyberattacken kommen, denn in Zeiten der Corona-Pandemie arbeiten häufig die Mitarbeiter aus dem Homeoffice – physisch getrennt von ihren Chefs und Teams. Dies bietet für Cyberkriminelle, falsche Chefs und Hacker die fast „perfekten" Arbeitsbedingungen.
Der Chefbetrug, auch unter Fake President oder CEO Fraud bekannt, arbeitet mit sogenanntem „Social Engineering", bei dem mit Hilfe von Wertschätzung und enormem Druck Mitarbeiter dazu gebracht werden, angeblich hochgeheime Finanztransaktionen zu tätigen.
Neben der physischen Distanz spielt den Betrügern auch die Verunsicherung, Angst und das damit verbundene Informationsbedürfnis vieler Mitarbeiter in die Karten. Sie gelangen über Malware aktuell wesentlich leichter an ihr Ziel: ins Unternehmensnetzwerk.
Einmal im Intranet beobachten die Betrüger die Kommunikation, um verantwortliche Personen zu identifizieren, zum Beispiel in Finanzabteilungen. Zudem analysieren sie die Ansprache (Du/Sie), den Umgangston (formell/informell) und sonstige Gepflogenheiten, bevor sie dann ihre soziale Ingenieurskunst anwenden und zuschlagen.
Rüdiger Kirsch, Betrugsexperte bei Euler Hermes, dazu:
„Die beste Schadensvermeidung ist eine offene Unternehmenskultur. Traut sich der Mitarbeiter, den Chef einfach anzusprechen, ist der Betrugsversuch bereits vereitelt. Je steiler die Hierarchien, desto größer die Erfolgschancen der Betrüger. Besonders hierarchisch organisierte oder auch inhabergeführte Unternehmen sind überproportional häufig unter den Opfern des Chefbetrugs."
Neben der Unternehmenskultur ist jedoch vor allem die Sensibilisierung der Mitarbeiter in der aktuellen Situation wichtiger denn je.
Kommt es doch zu einem fatalen Klick, ist Zeit zumeist Geld. Auch hier spielt wieder die Unternehmenskultur eine Rolle. Trauen sich Mitarbeiter, dies zu melden, sind die Aussichten, dass schwerwiegende Folgen eintreten, wesentlich geringer.
Wichtig ist, dass Unternehmen gerade in der Homeoffice-Situation alle Vorgaben, Anweisungen und Richtlinien uneingeschränkt aufrechterhalten, auch wenn dies teilweise umständlicher sein mag. Das 4-Augen-Prinzip gilt auch im Home-Office.
10 Tipps zum Schutz gegen Fake President
Zehn Tipps, wie sich Unternehmen in Zeiten von Corona vor Fake President schützen können:
Tipp 1:
Sensibilisierung der Mitarbeiter für spezielle Risiken in Verbindung mit Covid-19 und Homeoffice. Insbesondere Finanzabteilungen (im In- und Ausland) sollten durch virtuelle Schulungen auf aktuelle Betrugsmaschen hingewiesen werden. Unternehmen sollten alle Mitarbeiter ermutigen, verdächtige Inhalte umgehend zu melden.
Tipp 2:
Offene Kommunikation: Teams sollten trotz der physischen Distanz versuchen, einen engen Kontakt zu halten (wie über virtuelle Meetings, Team-Chats etc.). Der Austausch der wichtigsten Telefonnummern (dienstliche wie auch private Nummern) für Rücksprachen mit Kollegen und Vorgesetzten hilft zudem, Betrugsversuche zu vereiteln.
Tipp 3:
Web-Adressen immer händisch eingeben: Keine Links oder Anhänge anklicken oder auf unerwünschte Nachrichten antworten. Datei-Erweiterungen heruntergeladener Dateien prüfen, Dokumente und Videodateien sollten weder im EXE- noch im LNK-Format erstellt worden sein.
Tipp 4:
Beschränken der Zugriffsrechte von Personen, die eine Verbindung zum Unternehmensnetzwerk herstellen. Im Homeoffice sollten – wenn möglich – keine öffentlichen oder privaten Computer für dienstliche Zwecke genutzt werden, da sie manipuliert sein können. Es besteht die Gefahr von Datenabfluss und Manipulation. Sollten es für Mitarbeiter notwendig sein, im Home-Office ihren privaten Computer zu nutzen, sollte dies nach vorheriger Abstimmung mit der unternehmenseigenen IT und den Vorgesetzten erfolgen.
Tipp 5:
Wählen Sie sichere und für unterschiedliche Dienste jeweils andere Passwörter und installieren sie immer umgehend die neuesten Updates für Betriebssysteme und Apps, um Schwachstellen soweit wie möglich zu schließen. Apps sollten dabei lediglich aus vertrauenswürdigen Quellen – etwa Google Play, dem App Store oder durch das eigene Unternehmen zur Verfügung gestellten Anwendungspools – heruntergeladen werden.
Tipp 6:
Seien Sie bei E-Mails von unbekannten Absendern mit Anhängen oder Links besonders achtsam.
Tipp 7:
Fragen Sie beim vermeintlichen Auftraggeber / Absender einer E-Mail nach, wenn Ihnen eine durchzuführende Aktion seltsam vorkommt. Prüfen sie insbesondere Änderungen von Kontoverbindungen, egal ob von Kunden oder von Lieferanten, immer gegen – und zwar unter der bekannten oder im System hinterlegten Kontaktdaten und nicht aus der gefälschten Signatur der E-Mail.
Tipp 8:
Stimmimitationssoftware: Mitarbeiter sollten grundsätzlich keine Zahlungsanweisungen oder Änderungen von Bankdaten per Telefon annehmen, weder intern noch extern. Sie sollten die Bitte ihres CEO oder CFO um ihre Mithilfe bei finanziellen Transaktionen kritisch hinterfragen und die Person unter der ihnen bekannten Telefonnummer zurückrufen. Zudem sollten sie unbedingt auf einer schriftlichen Anweisung bestehen und diese an ihren Vorgesetzten weiterleiten.
Tipp 9:
Mitarbeiter sollten grundsätzlich jeder „Whatsapp“ Sprachnachricht misstrauen: Sollten der CEO oder Vorgesetzter eine „Whatsapp“ mit Zahlungsanweisungen schicken, sollten Mitarbeiter unbedingt den Inhalt durch einen Telefonanruf (kein Whatsapp – Anruf und kein FaceTime Video) mit den betroffenen Kollegen abklären und sich auf jeden Fall schriftlich bestätigen lassen.
Tipp 10:
Weniger ist mehr: Betrüger nutzen Informationen aus sozialen Netzen, Mitarbeiter sollten vorsichtig sein bei der Preisgabe von Informationen im Internet.
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