Ein detaillierter Blick auf die durchschnittlichen verfügbaren Einkommen der Privathaushalte in den 401 deutschen Landkreisen und kreisfreien Städten zeigt, dass sie im bundesweit "wohlhabendsten" Landkreis Starnberg bei München mit 34.987 Euro pro Person und Jahr mehr als doppelt so hoch sind wie in der Stadt Gelsenkirchen (16.203 Euro Pro-Kopf-Einkommen).
Zu diesen Ergebnissen kommt eine Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung.
Verfügbares Einkommen im Durchschnitt gestiegen
Vor allem Ostdeutschland liegt neben Teilen des Ruhrgebiets, des Saarlands und von Niedersachsen weiterhin deutlich zurück: In nur sechs von 77 Ost-Kreisen und kreisfreien Städten überschreitet das Einkommen pro Kopf die Marke von 20.000 Euro, während im Westen 284 von 324 Kreisen und Städten darüber liegen.
Nachdem die Preissteigerung abgezogen wurde, sind die verfügbaren Einkommen zwischen 2000 und 2018 im deutschen Durchschnitt um 12,3 Prozent gewachsen.
In Ostdeutschland waren die realen Zuwächse mit 13,9 Prozent zwischen 2000 und 2016 etwas höher als im Westen. Lag das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen zur Jahrtausendwende noch bei 81,5 Prozent des Westniveaus, waren es 2016 knapp 85 Prozent.
In 33 Kreisen und Städten gingen die durchschnittlichen verfügbaren Einkommen allerdings zurück. Den stärksten inflationsbereinigten Verlust verzeichnete die Stadt Offenbach, wo die durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen um 8,7 Prozent gefallen sind.
In Heilbronn ist hingegen das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen seit der Jahrtausendwende real um 43 Prozent gewachsen. Mit 32.366 Euro im Jahr liegt die württembergische Stadt bundesweit an zweiter Stelle. Das hohe Durchschnittseinkommen und die kräftige Steigerung liegen aber wohl auch daran, dass Heilbronn mit seinen etwa 125.000 Einwohnern mehrere sehr reiche Personen gemeldet sind und dass das Durchschnittseinkommen gegenüber Ausreißern nach oben sehr empfindlich ist. Das wirkt sich in kleineren Städten stärker aus als in Metropolen.
Deutschland mit großer Schere
Zusammen mit dem Kreis Starnberg und dem Hochtaunuskreis (31.612 Euro) zählt Heilbronn zu den drei deutschen Gebietskörperschaften, in denen das durchschnittliche verfügbare Pro-Kopf-Einkommen höher ist als im reichsten EU-Land Luxemburg (30.600 Euro).
In den Regionen mit dem niedrigsten Durchschnitt – neben Gelsenkirchen etwa die Stadt Duisburg (16.881 Euro), Halle an der Saale (17.218 Euro), der Landkreis Vorpommern-Greifswald (17.303 Euro) sowie Frankfurt an der Oder (17.381 Euro) – ist das Einkommensniveau hingegen vergleichbar mit dem landesweiten Durchschnitt in Italien oder den Einkommen auf Korsika.
München reich, Duisburg arm
Während München, Stuttgart, Düsseldorf und Hamburg bundesweit zum Fünftel mit den höchsten durchschnittlichen Haushaltseinkommen zählen, gehören Leipzig oder Duisburg zu den 20 Prozent mit den im Durchschnitt "ärmsten" Einwohnern.
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