Der Markt der Krankenversicherungen hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Hierbei spielt es keine Rolle, ob man die Seite der gesetzlichen Krankenversicherungen oder die Seite der privaten Krankenversicherungen betrachtet. Die digitale Transformation hat viele Erleichterungen im Konsumverhalten ermöglicht und dadurch neue Kundenerwartungen geschaffen. Das führt dazu, dass gerade jene Krankenversicherungen immer beliebter werden, die den Ansprüchen an digitale Verfügbarkeit gerecht werden.
In der Branche befindet sich bereits eine Reihe von Digitalprojekten in den Startlöchern. Dennoch ist der deutsche Markt im Vergleich zu Ländern wie Island rückständig.
Man mag argumentieren, dass dieser Vergleich bei einer Einwohnerzahl von knapp 340.000 nicht aussagekräftig sei, dennoch wird ersichtlich, was erreichbar wäre, wenn man sich nicht ausschließlich an gewachsenen Hierarchien und komplexen Strukturen orientiert.
Genau hier liegt auch der Schlüssel zum Erfolg. Denn heutzutage bietet sich durch die Zusammenarbeit mit Start-ups und Technologieunternehmen eine Chance, die verkrusteten Strukturen aufzubrechen und die Krankenversicherung radikal anders, nämlich aus Sicht der Customer Usability, zu gestalten.
Prinzipiell wird bei der Zusammenarbeit von Konzernen mit Start-ups zwischen zwei wesentlichen Formen unterschieden: dem Corporate Entrepreneurship und dem Acqui-Hiring. Wir möchten jedoch betonen, dass es sich bei den nachfolgenden Ausführungen um Beispiele aus dem Ausland oder anderen Industrien handelt. Unter welchen Bedingungen und in welchem Kontext diese Konzepte greifen beziehungsweise sich integrieren lassen, ist stets individuell zu evaluieren.
Corporate Entrepreneurship
Andere Märkte machen es vor. So ist es im Silicon Valley heutzutage Routine, in Start- ups zu investieren, die in das eigene Geschäftsmodell passen.
Dies hat zwei Vorteile. Zum einen können diese Start-ups entlang der Investorenbedürfnisse wachsen und somit das Geschäftsmodell optimal ergänzen und zum anderen bieten diese Investments Aussicht auf eine hohe Rendite.
Diese Art der Investition wird häufig als Corporate Entrepreneurship bezeichnet, da die Start-ups mit Unternehmen zusammenarbeiten und sich optimal in bestehende Geschäftsprozesse integrieren lassen. Dass hierdurch eine Vielzahl von Möglichkeiten entsteht, haben auch schon viele deutsche Unternehmen erkannt. Sie haben ganze Abteilungen für ihr eigenes Corporate Entrepreneurship etabliert, die sich um die Akquise und Betreuung solcher Start-ups kümmern.
Gerade Industrien wie das Verlagswesen, die durch die Digitalisierung stark betroffen waren, haben sich dem Corporate Entrepreneurship verschrieben. Die Vorteile der Zusammenarbeit liegen auf der Hand: Während ein Verlag durch die Diversifizierung des Produktportfolios weitere Standbeine aufbauen kann, profitiert das Start-up nicht nur vom Kapital, sondern auch von der Reichweite, die ein Verlag besitzt.
Acqui-Hiring
Einen weiteren wichtigen Aspekt sollte man nicht außer Acht lassen. Denn selbst wenn diese Investments nicht die erwarteten Ergebnisse liefern, bleibt noch immer die Möglichkeit, die Gründer und frühen Mitarbeiter in das eigene Unternehmen zu integrieren und sie hausintern weiter zu fördern. Hierdurch werden kreative Ressourcen früh an ein Unternehmen gebunden und ermöglichen eine Veränderung der etablierten Unternehmenskultur hin zum unternehmerischen Denken und einer ebenfalls gesteigerten Agilität.
Dieses sogenannte „Intrapreneurship“, welches durch die Akquise von jungen, dynamischen Talenten, das Acqui-Hiring, ermöglicht wird, ist ein wesentliches Instrument der Wachstumsstrategie von ausländischen Internetunternehmen. Gerade Großkonzerne wie Google und Apple sind bekannt dafür, junge, vielversprechende Entrepreneure und ihre gesamten Teams in ihre Strukturen zu integrieren, um somit hausinterne Innovationen zu entwickeln und voranzutreiben.
Austausch unter den Versicherungen
Natürlich gibt es auch andere Möglichkeiten, sollten diese neuen Modelle mit einem zu hohen Aufwand und Risiko verbunden sein. Viele Versicherungen sind verstärkt auf der Suche nach starken strategischen Partnern. Häufig fällt die Wahl auf Unternehmen, die ein gewisses Know-how in der Versicherungsbranche besitzen, sich aber überwiegend auf die Entwicklung der notwendigen Technologie spezialisiert haben.
So wurde ottonova schon mehrfach angesprochen, ob wir dazu bereit wären, anderen Versicherungen unsere Technologie zur Verfügung zu stellen. Man könnte vermuten, dass es dem eigenen Wachstum schadet, wenn die vermeintliche Konkurrenz Teile der eigenen Technologie nutzt. Aber das wäre zu eindimensional gedacht.
Für ottonova ist klar, dass der Markt in ein paar Jahren auf einem gewissen technischen Stand angelangt sein wird. Daher hat sich das Unternehmen dafür entschieden, einzelne Komponenten der App, wie das eigenentwickelte Chatsystem oder auch die Online-Antragsstrecke, nach Einigung anderen Versicherungen anzubieten.
Diese modulare Herangehensweise ermöglicht eine schnelle Integration in bereits bestehende Systeme und ist daher mit weit weniger Aufwand verbunden, als ganze IT-Strukturen neu aufzubauen. Gerade ein frühzeitiger Austausch von Branchenteilnehmern ermöglicht eine schnelle Entwicklung interessanter Konzepte, die über das Potenzial verfügen, nicht nur einzelne Versicherer, sondern die gesamte Branche in Zukunft zu stärken und insgesamt leistungsfähiger zu machen.
Fazit
Krankenversicherungen müssen sich darauf einstellen, eines der genannten Konzepte anzuwenden, um auf die veränderten Kundenerwartungen des heutigen Marktes zu reagieren. Während hierarchische Strukturen und veraltete IT-Systeme die schnelle Anpassung an die neue digitale Realität lähmen, wächst der Druck durch den Wettbewerb. Somit sind Kooperationen, in welcher Form auch immer, ein vielversprechender Weg, um weiterhin am Markt bestehen zu können.
Dies spielt eine fundamentale Rolle beim Vertrieb: Merken Kunden, dass eine Krankenversicherung diese neuen Trends verschläft und die angebotenen Services sich nicht kontinuierlich verbessern, werden moderne, zukunftsfähige Produkte immer attraktiver.
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